Nach Mikroplastik-Studie: So ist die Lage im Bodensee

Vorarlberg / 17.07.2023 • 09:47 Uhr
Nach Mikroplastik-Studie: So ist die Lage im Bodensee
Müll am Bodenseeufer wie hier in Bregenz hat den Mikroplastikanteil im See bisher noch nicht in die Höhe getrieben. Ulmer

Forscher sind unbesorgt, sprechen aber auch eine Warnung aus.

Bregenz, Mailand Die großen Mengen an Plastikmüll sind weltweit ein Riesenproblem. Dabei geht es aber nicht nur um herumfliegende Flaschendeckel, sondern auch um Mikroplastik, das man nicht einmal sieht. Es verunreinigt die Ozeane – und wie eine Studie jüngst gezeigt hat auch die Süßwasserseen. Doch wie ist es eigentlich um den Bodensee bestellt? Teil der Studie war der nämlich nicht.

“Die Mikroplastik-Konzentrationen liegen im Bereich von 5 bis 18 Partikeln pro Kubikmeter Wasser”, teilt die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) auf VN-Nachfrage mit. 18 wurden vor Romanshorn (Schweiz), 5 bei Friedrichshafen (Deutschland) gemessen. Verglichen mit Werten aus der Studie befindet sich die Konzentration im niedrigen Bereich. Es gibt allerdings mehrere Einschränkungen.

Werte im Bodensee

Die aktuellen Werte vom Bodensee stammen nämlich aus dem Jahr 2015. Sie wurden im Jänner 2020 in einem Faktenblatt zusammengefasst. Neuere Zahlen gibt es nicht. Und: “Die Vergleichbarkeit von Studien über Mikroplastik ist generell sehr schwierig”, sagen Gerhard Hutter und Markus Gruber-Brunhumer von der Abteilung Gewässergüte im Umweltinstitut. Das liege unter anderem daran, dass es bis dato keine einheitliche Methodik zur Probennahme und Quantifizierung gebe.

Gerhard Hutter leitet die Abteilung Gewässergüte im Umweltinstitut. <span class="copyright">Mayer</span>
Gerhard Hutter leitet die Abteilung Gewässergüte im Umweltinstitut. Mayer

Die Vorarlberger Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die Quantifizierung von Mikroplastik bei den Untersuchungen im IGKB-Faktenblatt einen tieferen Messbereich erfasste als die in der zu Beginn erwähnten Studie. Die Größenordnung bei der Studie war deutlich gröber. 20µm bis 5 mm bei der Bodensee-Untersuchung im Vergleich zu ab 250 µm. Diese Unterschiede seien wichtig bei der Interpretation der Daten.

Das Forscherteam von der Universität Mailand-Bicocca (Italien) versuchte mit seiner Studie eben genau das. Eine Vergleichbarkeit zu schaffen. Dafür untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, zu denen auch die Österreicherin Katrin Attermeyer gehörte, 38 Seen in 23 verschiedenen Ländern. 

Experten warnen davor, den Eintrag an Kunststoffpartikeln im Bodensee höher werden zu lassen. <span class="copyright">Ulmer</span>
Experten warnen davor, den Eintrag an Kunststoffpartikeln im Bodensee höher werden zu lassen. Ulmer

Ergebnisse ernüchternd

Das Ergebnis: Plastikmüll fand sich in allen untersuchten Seen. Während das Forscherteam bei etwa 20 Gewässern, wie dem Lunzer See in Niederösterreich, eine niedrige Plastikkonzentration feststellte, gab es auch drei Seen mit besorgniserregend hohen Werten. Im Luganer See, dem Lago Maggiore und dem Lake Tahoe gibt es mehr Kunststoffpartikel als in den am stärksten belasteten Meeresgebieten.

Der Lake Tahoe im Südwesten der USA enthält mehr Mikroplastik als verschmutzte Ozeane. <span class="copyright">AP Photo/Rich Pedroncelli</span>
Der Lake Tahoe im Südwesten der USA enthält mehr Mikroplastik als verschmutzte Ozeane. AP Photo/Rich Pedroncelli

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“Würde man die Mikroplastik-Konzentrationen aus den Bodenseeuntersuchungen ab vergleichsweise 300 µm verwenden, also in einem ähnlichen Größenspektrum wie in der erwähnten Nature-Studie”, ergänzen Hutter und Gruber-Brunhumer, “dann würden die Konzentrationen zwischen 1 und 2 Partikeln pro Kubikmeter liegen und somit in einem ähnlich niedrigen Bereich wie im Lunzer See.”

Das Fazit im Umweltinstitut bleibt daher gleich: “Die Menge von Mikroplastik im Bodensee ist als gering zu betrachten.” Mikroplastik stelle zwar derzeit kein prioritäres Wasserqualitätsproblem dar, allerdings sollte der Eintrag so gering wie möglich gehalten werden. Ob durch achtloses Littering, Rückhalt an direkten Eintragquellen oder sonstige diffuse Einträge.

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