Warum bald 240 Festspielstühle an der A14 aufgebaut werden

Die Gemeinde Wolfurt hat 240 ausgemusterte Stühle erworben und einen Kunstwettbewerb ausgeschrieben.
Wolfurt Jahrzehntelang haben sie ihren Dienst für das Festspielpublikum getan. Im vergangenen Jahr wurden sie im Zuge der Sanierungsarbeiten abgerissen: Die Rede ist von den im Jahr 1978 erbauten, knapp 7000 blassgrünen Klappstühlen auf der Seetribüne, die durch neuere Modelle ausgetauscht wurden. Nicht alle sind im Schredder gelandet oder wurden verkauft.

Die Gemeinde Wolfurt hat sich insgesamt 240 der ausgemusterten Klappstühle gesichert und in Kooperation mit der Berufsvereinigung Bildender Künstlerinnen und Künstler und dem Architekturinstitut (vai) einen Wettbewerb für ein temporäres Projekt im öffentlichen Raum ausgeschrieben. Aus insgesamt 30 Projekten wurde nun das Siegerprojekt gekürt. Dieses stammt vom Bregenzer Architekten Gerold Strehle, der die 240 Stühle bald einer neuen Bestimmung zuführen wird.

Wer in Zukunft auf der Rheintalautobahn durch das Wolfurter Gemeindegebiet fährt, dem werden die ikonisch grünen Klappstühle als Tribüne begegnen. Die Stühle, die früher am idyllischen See bei den Bregenzer Festspielen den Menschen Kunst nahegebracht haben, werden an diesem außergewöhnlichen Standort, den täglich bis zu 65.000 Fahrzeuge passieren, selbst zum Kunstwerk. „Wolfurt nimmt aus meiner Sicht eine Vorreiterrolle in Vorarlberg ein, was das Bewusstsein des öffentlichen Raums und des Straßenraums betrifft. Mit diesem Wettbewerb ist es gelungen, diesen Raum und seine Qualitäten auf einer neuen Ebene zu diskutieren und zu verhandeln“, erläutert Architekt Gerold Strehle. Die größte Wirkung erzeuge das Projekt dort, wo die meisten Leute vorbeifahren. Was für den Wiener die Südost-Tangente ist, sei für den Vorarlberger der Autobahnabschnitt zwischen Lauterach und Wolfurt. „Das Projekt soll für jeden ein individuelles Erlebnis sein, für jene, die daran vorbeifahren oder den Ort persönlich aufsuchen.“


Diese unkonventionelle Kunstinstallation werfe zahlreiche Fragen auf, sagt Bauamtsleiter und Projektinitiator Wolfgang Dittrich. „Was gibt es zu sehen? Wer ist Zuschauer und wo ist die Bühne? Und genau das wollen wir erreichen. Es ist ein außergewöhnliches Projekt mit starker Idee und großer Wirkung.“
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Die Tribünenkonstruktion soll aus einem Gerüstsystem mit Podest- und Geländerelementen bestehen. Die Klappstühle der ehemaligen See-Festspiele werden in das konstruktive System der Tribünenkonstruktion integriert. Für die Umsetzung des Projekts stehen 30.000 Euro zur Verfügung. Derzeit werden laut Gemeinde die Rahmenbindungen, der Zeitplan für die konkrete Umsetzung des Projekts abgeklärt – bis es bald heißt: „Klappe, die zweite“ für die Seebühnen-Sessel.
Die Gewinner
1. Platz: Gerold Strehle, Büro für Architektur und Umweltgestaltung (Bregenz)
2. Platz: „Raupe Nimmersatt“, Fabian Tobias Reiner und Witold Kabirov, Zürich
3. Platz: „Projekt der Freiheit“, Studio Sebastian Brandner, Dornbirn

