Polizei fordert Licht an der Pipeline

Naturschutz versus Sicherheit: Bei der Stadt hofft man weiterhin auf positiven Bescheid.
Bregenz Der neu umgebaute Pipelineabschnitt ist auch zwei Monate nach der Eröffnung großteils noch unbeleuchtet. Der Naturschutz hat wie berichtet Bedenken angemeldet. Die Stadt Bregenz wurde unterdessen von der Bezirkshauptmannschaft (BH) Bregenz aufgefordert, eine Stellungnahme abzugeben. „Wir brauchen das Licht“, fordert Bürgermeister Michael Ritsch (55, SPÖ). Er argumentiert ebenso wie die Polizei mit dem Sicherheitsaspekt.

Rückblick: Die BH sei der Meinung, dass die vorgesehenen Lampen innerhalb des Siedlungsgebiets erlaubt sind, außerhalb des Siedlungsgebiets aufgrund des Insektenschutzes nicht, teilte Baustadtrat Robert Pockenauer vor wenigen Wochen auf VN-Anfrage mit. Jener Bereich, der auf der gegenüberliegenden Seite nicht bebaut ist, liegt demnach außerhalb des Siedlungsgebiets. Die Leuchtkörper dürfen dort daher bis auf Weiteres nicht auf den Masten montiert werden. Die Polizei sieht das kritisch.

Eine Beleuchtung an der Pipeline sei sowohl aus generalpräventiven Gründen als auch für das subjektive Sicherheitsgefühl entscheidend, unterstreicht Gert Gröchenig, Sicherheitskoordinator bei der Vorarlberger Polizei. „Für die Sicherheit im öffentlichen Raum sind gewisse Kriterien ganz wichtig. Zum Beispiel braucht es eine Orientierung. Man muss sehen, was passiert, damit man ausweichen kann, wenn jemand daherkommt“, erläutert der Experte, der bei der BH eine Stellungnahme im Namen der Polizei angegeben hat. Das Manko bei der Pipeline sei, dass es sich dabei eigentlich um eine Einbahnstraße handle. „Man kann seitlich nicht flüchten, weil da der See oder die Bahn ist. Es ist daher wichtig, dass die anderen Punkte höherwertiger sind, dass also mehr Licht da ist und mehr Einsichtigkeit, damit man sich schon früh genug auf Situationen einstellen kann“, führt Gröchenig aus.

Ebenso wäre eine Beleuchtung für das polizeiliche Einschreiten wichtig, damit man schon aus großer Entfernung sehe, was los ist. Auch die soziale Kontrolle sei dann viel besser. „Es muss immer das subjektive Sicherheitsgefühl erhöht werden, dann fühlen sich die Leute auch wohl und es können sehr wohl diverse Gruppen nebeneinander existieren“, ergänzt er. Nicht zuletzt ist aus Sicht der Polizei eine Beleuchtung auch für die Sicherheit der Fahrradfahrer maßgeblich. Laut Gert Gröchenig werden zurzeit sehr viele Unfälle auf Fahrradwegen registriert. „Gerade am Abend“, sagt er. „Die Leute sind unkonzentrierter, sie fahren einfach dahin, weil sie meinen es ist eh ein geschützter Fahrradweg, und dann gibt es kurioserweise auch immer mehr Kollisionsunfälle zwischen Fahrradfahrern, auch auf der Pipeline. Durch die E-Bikes werden viel höhere Geschwindigkeiten gefahren und somit ergibt das eine das andere.“

Die Einwände der Naturschutzbehörde seien keine Schikane, hielt Naturschutzanwältin Katharina Lins unlängst in einer Aussendung fest. „Es gibt gute Gründe, warum im Freiland möglichst wenig beleuchtet werden soll: Licht hat schwerwiegende negative Auswirkungen auf die Natur, vor allem die Anlockwirkung auf Insekten, aber auch Vögel und Fledermäuse, die tödlich sein kann. Es beeinflusst aber auch das Landschaftsbild und die menschliche Gesundheit“, betonte sie. Der letzte Abschnitt zwischen See und Wald sei naturschutzfachlich deutlich sensibler als die bebauten Bereiche. „Trotz der beleuchteten Straße im Nahbereich ist er auch merklich dunkler, eine Beleuchtung wirkt sich daher auch wesentlich stärker aus“, gab Lins zu bedenken.