Feldkircher Villa Müller öffnet am Wochenende zum letzten Mal die Türen

Das Projekt Villa Müller war ein Versuch, Leerstand auf innovative und nachhaltige Weise zu beleben.
Feldkirch Majestätisch thront die Villa Müller auf dem Ardetzenberg. Seit 2018 hat das eindrucksvolle Einfamilienhaus aus den 1960er-Jahren eine neue Bestimmung gefunden. Es diente unter anderem als Ort für unterschiedliche kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte und Lesungen (“Salon Müller”), aber auch als Bed & Breakfast, Co-Working-Space, Drehort und kreative Werkstatt. Damit soll nun Schluss sein, wie auf der offiziellen Website berichtet wird.

Das Konzept war ein Versuch, den zunehmenden Leerstand der zwischen 1905 und 1970 erbauten Stadtvillen am Ardetzenberg zu bekämpfen. Das Konzept dahinter stammt von Lukas Böckle. Der Architekt machte sich nach dem Studium selbstständig und gründete 2015 seine Agentur Nest. Sein Fokus: das Management von Leerstand. Mit der Agentur setzte der gebürtige Dornbirner in Wien einige Projekte erfolgreich um. Seit 2018 arbeitete und lebte Böckle in der Villa Müller.

Die 750 Quadratmeter große Villa Müller war ein Beispiel dafür, wie leerstehende Gebäude auf vielfältige Weise bespielt werden können. Dabei wurde sie nicht nur zum Anziehungspunkt für das lokale Publikum, sondern zog auch zahlreiche Künstler an.
So schwärmten etwa die Fantastischen Vier von der tollen Atmosphäre des Hauses – so sehr, dass Thomas D. sogar in seinem Wohnwagen auf dem Vorplatz übernachtete. So beeindruckt war Fanta 4 von der Villa, dass sie darauf bestand, das Coverfoto für ihr im Jänner erschienenes Album “The Liechtenstein Tapes” dort aufzunehmen und sie unter Musikerkollegen weiterempfahlen.

Flohmarkt und Überraschungskonzert zum Abschluss
Mit Ende des Monats übergeben die beiden Zwischennutzungsbetreiber, die Agentur Nest und der Kulturverein KuK, die Villa Müller wieder im ursprünglichen Zustand an die Eigentümerfamilie. Das Projekt konnte mangels langfristigem Mietvertrag keine ausreichende Finanzierung generieren und muss daher geschlossen werden. “Nach der in vielerlei Hinsicht herausfordernden Pandemie kamen die Betreiber jedoch zur Schlussfolgerung, dass eine ausreichende Projektfinanzierung durch entsprechende, langfristige Förderungen nicht auf Basis eines Prekariumsvertrags zu realisieren sei. Aus diesem Grund wurde die Entscheidung getroffen, das Kulturprojekt unter diesen Voraussetzungen nicht mehr weiterzuführen. Ob eine künftige Nutzung des Hauses die Erkenntnisse der Zwischennutzung widerspiegeln wird, bleibt abzuwarten”, hieß es in einer Presseaussendung.
Dem Vernehmen nach wollen die Eigentümer das Gebäude verkaufen. Während das Projekt Villa Müller in dieser Form nun ein Ende findet, soll die Vision der Leerstandsnutzung dahinter aber weiter bestehen bleiben: Leerstand ist nicht das Ende, sondern kann der Beginn von etwas Neuem sein.

Dieses Wochenende bietet sich eine letzte Gelegenheit, das Flair der Villa Müller zu erleben, bevor ihre Türen schließen. Von Freitag bis Sonntag (21. bis 23. Juli) gibt es am Nachmittag zwischen 14 und 18 Uhr die Möglichkeit, beim finalen Flohmarkt gegen eine freie Spende ein Erinnerungsstück aus der Villa mit nach Hause zu nehmen. Am Samstagabend ab 18.30 Uhr gibt es ein Überraschungskonzert, mit dem das Ende noch einmal gebührlich gefeiert werden soll.
(Artikel aktualisiert am 20. Juli 2023, 14 Uhr)