Landflucht ist Geschichte: Bregenzerwälder Handwerksbetriebe suchen Nachwuchs

Vorarlberg / 15.08.2023 • 16:12 Uhr
Landflucht ist Geschichte: Bregenzerwälder Handwerksbetriebe suchen Nachwuchs
Unübersehbar sucht Siegfried Steurer in Bersbuch Mitarbeiter. STP (5)

Angesichts des wachsenden Bedarfs an Facharbeitern im Bregenzerwald, stellt die „Let’s Werk“- Veranstaltung am 3. und 4. November zusätzliche Berufsbilder aus neuen Gemeinden vor.

Andelsbuch „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“, mag sich wohl Siegfried Steurer, Chef eines Installationsbetriebs in Bersbuch, gedacht haben, als er seinen Bedarf nach zusätzlichen Facharbeitern mit einem großen Transparent an seinem Betriebsgebäude kundtat: „Wir suchen Photovoltaik-Allrounder:in“ ist dort unübersehbar in weißer Schrift auf blauem Hintergrund zu lesen. Dies unterstreicht eine grundlegende Veränderung der Arbeitsmarktsituation im Bregenzerwald.

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Das Werkraumhaus in Andelsbuch war schon 2018 und 2021 eine ideale Plattform für Handwerksbetriebe, um sich Jugendlichen präsentieren zu können.

Die Zeiten, in denen Jugendliche aus dem Bregenzerwald Tag für Tag in Scharen „ans Land“ pendeln mussten, weil sie in der Talschaft keine Arbeit fanden, sind vorbei. Die Einwohnerinnen und Einwohner des Bregenzerwalds pendeln zwar nach wie vor in den Ballungsraum Rheintal – jedoch nicht mehr aus Mangel an Arbeit in der Talschaft, sondern weil sie dort inzwischen Karrierechancen ergriffen haben.

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Möglichst viele Berufe sollen den Schülerinnen und Schülern aus den dritten und vierten Klassen nähergebracht werden. Manfred Scalet hat in seinem Betrieb ein halbes Dutzend Berufe zur Auswahl.

Steurer bringt die Situation klar zum Ausdruck: „Heute muss niemand mehr ins Rheintal pendeln, weil er in der Talschaft keine Arbeit findet – im Gegenteil, Handwerk und Gewerbe im Bregenzerwald suchen quer durch alle Branchen Jugendliche, die sie über eine Lehre zu Facharbeitern ausbilden wollen und denen dann alle Karrierechancen offenstehen.“ Er weiß, wovon er spricht: Im Jahr 2000 hat er den Betrieb von seinem Vater übernommen, 2008 übersiedelte er von Schwarzenberg ins Gewerbegebiet Bersbuch und beschäftigt heute 29 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon sind fünf Lehrlinge. „Aktuell sind wir froh, den aktuellen Stand halten zu können. Eine Aufstockung, insbesondere im boomenden Bereich Photovoltaik, ist herausfordernd. Daher müssen wir Wege finden, mehr Jugendliche für eine Lehre zu gewinnen. Das Wälder Handwerk braucht schlichtweg mehr Nachwuchs an Facharbeitern“, so Steurer.

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Bei „Let’s Werk” bekommen die Jugendlichen ausreichend Gelegenheit, sich als Handwerker zu versuchen.

Sein Bemühen um Lehrlinge hat Steurer dazu bewegt, im Organisationskomitee der Initiative „Let’s Werk“ aktiv mitzuwirken, denn „wir sollten alle Möglichkeiten ausschöpfen, Jugendliche für die Lehre zu gewinnen.“

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Nützliche Werkstücke selbst herzustellen und mit nach Hause nehmen zu dürfen ist ein willkommener Nebeneffekt der Aktion.

„Let’s Werk“ wurde 2018 von den Handwerkervereinen im Mittelwald (Egg, Andelsbuch, Schwarzenberg) initiiert und findet im Zwei-Jahres-Rhythmus im Werkraumhaus statt. Zu den Gästen gehören Schülerinnen und Schüler der dritten und vierten Klassen der Mittelschulen in Doren, Lingenau, Hittisau, Alberschwende, Egg, Bezau und Au sowie die Poly Bezau und Hittisau.

Der große Erfolg der Veranstaltungen 2018 und 2021 – wegen Corona um ein Jahr verschoben – hat das Interesse der Handwerksbetriebe in anderen Gemeinden geweckt. Das hat das Organisationskomitee dazu veranlasst, bei der heurigen Veranstaltung am 3. und 4. November neben den 25 Betrieben aus dem Mittelwald auch weitere sechs Firmen von Alberschwende bis Schnepfau einzuladen. STP