„Zwischen uns hat es sofort gefunkt“

Vorarlberg / 15.10.2023 • 13:30 Uhr
„Zwischen uns hat es sofort gefunkt“
Seit sieben Jahren sind Aurora Tedesco und Oier Kortazar Hernandez in Rankweil daheim. HRJ

Liebe kennt keine Grenzen, beweist das Ehepaar Aurora Tedesco und Oier Kortazar Hernandez.

RANKWEIL Eine Italienerin und ein Baske finden sich in Deutschland und landen letztendlich in Vor-arlberg. Wie es zu dieser Fügung gekommen ist, schildert das Ehepaar Aurora Tedesco und Oier Kortazar Hernandez an einem warmen Oktobertag in ihrem Zuhause in Rankweil.

Aurora stellt Wasser, Gläser und Zuckermandeln auf den Tisch – das sind diese süßen Köstlichkeiten, die einen schon beim Probieren süchtig machen – und beginnt zu erzählen: „Ich war noch Studentin, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind. In Deutschland. Es war Liebe auf den ersten Blick.“ Das sei es auch für ihn gewesen, bestätigt Oier. Doch bis zu diesem Moment sind die Lebenswege der temperamentvollen Italienerin und des kühlen Basken ziemlich unterschiedlich verlaufen.

Aurora Tedesco und Oier Kortazar Hernandez setzen ihren gemeinsamen Lebensweg mit ihren zwei Kindern in Vorarlberg fort. <span class="copyright">HRJ</span>
Aurora Tedesco und Oier Kortazar Hernandez setzen ihren gemeinsamen Lebensweg mit ihren zwei Kindern in Vorarlberg fort. HRJ

Aurora Tedescos Leben beginnt am 9. Dezember 1983 in Tripolis. Ihre Eltern residieren als Gastar-beiter in Libyens Hauptstadt. Ein Jahr später kehren sie mit Aurora und deren älteren Schwester zurück in ihr italienisches Heimatdorf Caneva, eine 6300-Seelen-Gemeinde in der Region Friaul-Julisch Venetien. Aurora studiert Dolmetschen und Übersetzen. Sie wählt die Sprachen Spanisch und Deutsch. Im Oktober 2005 schließt sie mit dem Bachelor-Titel ab „und wanderte nach Deutsch-land aus, um dort Berufserfahrung zu sammeln“. Zu diesem Zeitpunkt ist sie bereits mit Oier Korta-zar Hernandez liiert. Ihm ist sie zwei Jahre zuvor in Wilhelmshaven begegnet, wo Aurora an einem speziellen Deutschkurs teilgenommen hat: „Ich traf Oier auf einer Party. Zwischen uns hat es sofort gefunkt.“

Als Oier Kortazar Hernandez am 27. März 1975 in Durango, einer 30.000-Einwohner-Stadt im spanischen Teil des Baskenlands zur Welt kommt, führt der militante Zweig der ETA noch seinen Freiheitskampf. Die Basken – eine ethnische Gruppe mit eigenständiger Kultur und Sprache – sind vorwiegend im Grenzgebiet zwischen Spanien und Frankreich ansässig.

Von ihrem Showroom im Souterrain aus vertreibt die Italienerin über 130 Sorten Zuckermandeln. <span class="copyright">HRJ</span>
Von ihrem Showroom im Souterrain aus vertreibt die Italienerin über 130 Sorten Zuckermandeln. HRJ

Oier wächst mit zwei Brüdern in Durango auf, lässt sich zum Mechatroniker ausbilden und absolviert ein Ingenieurs-Studium. Die Diplomarbeit verfasst er 2001 an der Fachhochschule Wilhelmshaven. Deutsch zu lernen, war mühsam, gibt er zu, „aber es ging ganz gut, weil ich zuvor in Spanien einen Intensivkurs belegt habe“.

Nach Abgabe der Diplomarbeit kehrt er nach Spanien zurück. 2003 reist er erneut nach Wilhelmshaven, besucht Freunde, geht zu jener Party, auf der er Aurora kennenlernt. Nach zwei Jahren Fernbeziehung beschließt das Paar, zusammen in Deutschland zu leben. Zuerst in Erfurt, später in Homburg, am Ende in Leipzig. Weil von dort aus das Reisen nach Spanien und Italien zu stressig ist, will das Paar in eine südlichere Gegend ziehen.

2010 wird Oier Prozess- und Messingenieur bei der Firma Presta in Liechtenstein. Eine Wohnung findet er in Haag in der Schweiz. Im Jahr darauf heiratet das Paar. Aurora folgt ihm erst 2015, nachdem sie in Deutschland ein weiteres Studium – General Management – abgeschlossen hat.

Im September 2020 hat Aurora Tedesco ihr Unternehmen „Aurora Confectionary“ gegründet. <span class="copyright">HRJ</span>
Im September 2020 hat Aurora Tedesco ihr Unternehmen „Aurora Confectionary“ gegründet. HRJ

Das Liechtensteiner Unternehmen Ivoclar stellt sie als International Commercial Policy Specialist an. „Ich wollte aber nicht in der Schweiz wohnen“, erklärt Aurora. Vorarlberg hat es ihr angetan. „So sind wir 2016 in diese Wohnung eingezogen.“ Zum richtigen Zeitpunkt, denn im gleichen Jahr wird Tochter Nerea geboren. Sohn Arnas ist drei Jahre später da.

Während Oier weiterhin bei Presta beschäftigt ist, verlässt Aurora Ivoclar nach Arnas‘ Geburt und beschließt, sich selbstständig zu machen. „Ich wollte etwas Einzigartiges tun“, betont sie. „Da hatte ich die Idee: Italienische Zuckermandeln!“ Am 20. September 2020 gründet Aurora das Unternehmen „Aurora Confectionary“. Seitdem vertreibt sie von ihrem Showroom im Souterrain aus über 100 Sorten Zuckermandeln.

Aurora schätzt sich glücklich, in Vorarlberg gelandet zu sein: „Ich bin dankbar, dass unsere Kinder die Möglichkeit haben, hier aufzuwachsen. In einem Land, wo die Menschen eine so tiefe Beziehung zur Natur haben.“ Oier findet „die Offenheit der Vorarlberger“ bemerkenswert. Beide bemängeln allerdings die hiesige lästige Behördenbürokratie: „Hier muss man für alles 1000 Formulare ausfüllen“, kritisiert er, während Aurora zustimmend die Augen verdreht.

Heimweh? „Nein“, antwortet Aurora, „wir fahren eh jede Ferien nach Italien.“ Oier hingegen gibt zu, manchmal an Heimweh zu leiden, auch wenn er zweimal jährlich mit Frau und Kindern nach Spanien reist. Er möchte, „wenn ich alt bin, wieder im Baskenland leben“.