Goldener Herbst beschert Hüttenwirten ein Hoch

Vorarlberger Berggastgeber berichten von starker Auslastung in der Sommersaison dank Wanderboom und Spezialangeboten.
Schwarzenberg, Dornbirn, laterns, Tschagguns Vormittags auf der Hochälpele-Hütte nahe dem Bödele: Hüttenwirt Toni Küng (66) lädt Kisten mit Getränken und Lebensmitteln von seinem Geländefahrzeug. Während Hüttenpächter in höheren Lagen ihre Sommersaison bereits beendet haben, dauert seine auf 1460 Metern Höhe zu den bisherigen Öffnungszeiten noch bis zum 29. Oktober.

“Mai und Juni sind sehr gut gelaufen. Danach war es zu heiß und regnerisch, da kommt keiner den Berg hoch”, beschreibt Küng seine erste Saison am Hochälpele und fügt hinzu: “Aber der Herbst läuft wieder sehr gut.”

Wie so viele in der Branche hatte auch er heuer mit Personalmangel zu kämpfen. Seit Ende August wird er nun von Ang Ngima Sherpa am Hochälpele unterstützt. Der junge Nepalese hilft seinem Chef gerade dabei, die Kisten in die Hütte zu tragen. In Österreich fühle er sich sehr wohl, erzählt der Mann mit der roten Kappe in Englisch.
“Wasser musste ich im Sommer zwischendurch mal mit Kübeln holen.”
Toni Küng, Hüttenwirt Hochälpele
“Ich bin sehr froh, dass Ngima jetzt hier ist”, zeigt sich Küng dankbar dafür, doch noch einen Mitarbeiter gefunden zu haben. Denn an Spitzentagen hatte er es heuer mit 200 Gästen auf der Terrasse zu tun. Auch mit den Nächtigungszahlen zeigt sich der neue Hüttenwirt zufrieden. Zu seinen Gästen zählten hauptsächlich Weitwanderer, die in Richtung Gardasee unterwegs waren. Auch sein Selbstbedienungskonzept mit Getränken habe sich bewährt.

Was dem Hüttenpächter Sorgen bereitet, sind allerdings der Transportweg und das Wasser bzw. die Toilettensituation. “Einmal hatte ich einen Schaden von 4000 Euro am Wagen. Wasser musste ich im Sommer zwischendurch mal mit Kübeln holen”, berichtet er. Dann deutet er Richtung Hütte und Berg und meint weiter: “Ich muss da selber pumpen. Die Technik und das System sind einfach veraltet und nicht mehr zeitgemäß. Es sollte dringend investiert werden.”
Frischer Wind für das Freschenhaus

Während Küng eine durchwachsene Sommersaisonbilanz zieht, beschreibt Kati Schmid ihre erste Saison im Freschenhaus (1846 m) in Laterns als durchwegs positiv. “Es war ein anstrengender, aber generell ein sehr schöner Sommer”, sagt die 36-jährige Hüttenwirtin. Spezielle Events wie “Yoga-Retreats” am Berg oder Angebote des Alpenvereins für Schulklassen seien sehr gut angenommen worden.

“Es müssen spezielle Anreize geboten werden, damit die Bewirtschaftung rentabel ist”, ist sie sich sicher. Besonders freut sie sich über das Angebot für Hochzeiten am Berg in der nahe gelegenen Kapelle. “Da haben wir für nächstes Jahr schon Anfragen.”

Wichtig ist ihr auch der bewusste Umgang mit Ressourcen, speziell bei längeren Trockenperioden. “Im Juni war es knapp mit dem Wasser, das muss man dann gut im Blick haben”, erläutert Schmid die Situation. Es gelte dann, die Gäste für die Lage zu sensibilisieren.
“Es war ein anstregender, aber generell sehr schöner Sommer.”
Kati Schmid, Hüttenwirtin Freschenhaus
Die Übernachtungsauslastung sei grundsätzlich gut gewesen, resümiert die junge Gastgeberin. “Es war ein bisschen ein Auf und Ab. Vor allem an den Wochenenden war viel los.” Vor zwei Wochen haben sie und ihr Team die Pforten geschlossen und machen die Hütte nun winterfit.

Eine äußerst positive Bilanz zieht auch Markus Jankowitsch von der Tilisunahütte (2211 Meter) in Tschagguns: “Das Wetter hat heuer sehr gut mitgespielt. Wir hatten noch nie einen so guten September.”
“Wir hatten noch nie einen so guten September.”
Markus Jankowitsch, Hüttenwirt
In Sachen Nächtigungszahlen habe es ein starkes Plus gegeben. Zurückzuführen sei dies auf den goldenen Herbst, das Klettersteigangebot in der Gegend und den generellen Wander- und Bewegungstrend.

Eine Erleichterung hat laut dem erfahrenen Berggastgeber vor allem auch das Online-Reservierungssystem des Alpenvereins gebracht, welches seit fünf Jahren im Einsatz ist. Viele würden auch schon weit im Voraus planen. “Wir haben jetzt schon sowohl von Gruppen als auch einzelnen Personen Buchungen bis September 2024.”

Jankowitsch und sein Team haben die Hütte bereits winterfest gemacht und den Winterraum hergerichtet. Neu installiert wurde ein Münzautomat für Strom und Heizung. Sprich, für zwei Euro gibt es vier Stunden Licht und Wärme. “Das haben wir natürlich nicht gemacht, um uns zu bereichern”, erklärt der Chef. Der Grund dafür seien Sicherheitsvorkehrungen.

Während sich der Hüttenwirt und sein Team nun erst einmal von der anstrengenden Saison erholen, steht für Toni Küng und Ang Ngima Sherpa noch die letzte Woche der Saison an. “Jetzt gehen wir erst einmal heizen, es ist kalt”, sagt Küng, ehe er sich wieder an die Arbeit macht. Der Start für die Wintersaison ist für Mitte Dezember geplant.