Wie Arnon Hampe beim Nahost-Krieg die Propaganda entzaubert

Politologe mit jüdischen Wurzeln ist an Schulen und bei Fortbildungen aktuell ein sehr gefragter Mann.
Darum geht’s:
- Das Projekt #OhneAngstVerschiedenSein# des jüdischen Museums Hohenems wird seit dem Nahost-Konflikt verstärkt nachgefragt.
- Arnon Hampe leitet Workshops und Bildungsveranstaltungen, um gegen Propaganda anzukämpfen.
- Hampe arbeitet als Vermittler zwischen Judentum und Islam für Toleranz und Akzeptanz.
Hohenems #OhneAngstVerschiedenSein# heißt ein Projekt des jüdischen Museums in Hohenems, das schon bisher wertvolle Integrations- und Toleranzarbeit an Schulen und bei PädagogInnen-Forbildung leistete. Doch seit der Konflikt im Nahen Osten, verursacht durch das Hamas-Massaker an israelischen Zivilisten, explodierte, wird das Projekt von Lehrern und Leitern von Jugendeinrichtungen geradezu gestürmt. “Wir können uns der Anfragen kaum erwehren”, berichtet Arnon Hampe (49), der die Workshops und Bildungsveranstaltungen leitet.

Das falsche Bild
Hampe lässt Emotionen bei Jugendlichen hochkommen, versucht sie zu kanalisieren, Einordnungen vorzunehmen, und vor allem: einer Propagandamaschinerie entgegenzuwirken, die bei Muslimen Wirkung zeigt und ein verführerisches, gleichwohl wie falsches Bild eines palästinensischen Freiheitskampfes ohne Erwähnung der Hamas-Massaker entwirft. Der Politologe jüdischer Abstammung ist überrascht, “wie organisiert diese Propaganda überall verbreitet wird und wie tief sie sich schon in vielen Köpfen verinnerlicht hat”.

Solidarität mit Moslems
Gut tut ihm diesbezüglich die Solidarität, die er von vielen Muslimen erhält. So hat er mit Zekirija Sejdini, Professor für islamische Religionspädagogik an der Universität Innsbruck, einen starken Verbündeten, mit dem der gemeinsam via Homepages für eine faktenbasierte Darstellung der aktuellen Ereignisse auftreten kann. “Die muslimische Community ist durchaus heterogen. Ich bekomme auch von dieser Seite immer wieder Zustimmung – der Kraft der einseitigen Propaganda zum Trotz.”
Hampe sieht sich als Vermittler zwischen Judentum und Islam, in seinen Workshops mit Jugendlichen und Fortbildungsveranstaltungen für PädagogInnen bemüht er sich um sachliche Wissensvermittlung und die Schaffung eines Bewusstseins für Toleranz und Akzeptanz.

Emotionen zulassen
“Emotionen von Jugendlichen müssen wir zulassen, auch wenn sie zuerst in eine Richtung gehen, die bedenklich sind”, ist einer von Hampes Credos. “Bei den Emotionen müssen wir sie abholen, diese kanalisieren, um dann auch Ideologien wie jene der Hamas zu entzaubern.”
Als Privatmann mit israelischen Wurzeln besuchte Hampe am Tag der offenen Moschee ein islamisches Gotteshaus in Feldkirch. “Ich trug dort bewusst die Kippa und kam mit verschiedenen Moslems ins Gespräch. Immerhin war ich mit meinen Gesprächspartnern darüber einig, dass Gewalt nie zum Ziel führt”, bilanziert Hampe seine Exkursion. Seine Veranstaltungen werden wohl weiterhin sehr gefragt sein, weil bei der aktuellen Eskalation kein Ende in Sicht ist. Und Hampe sich wie viele seiner israelischen Freunde den Kopf darüber zerbricht, was Israel jetzt tun soll: Die Hamas unter allen Umständen zu vernichten, oder die Befreiung der Geiseln in den Mittelpunkt stellen und sich militärisch im Gaza-Streifen zurückhalten.