Mietkostenexplosion ließ Mutter verzweifeln

Unerwartet saftige Nachzahlungen zwangen die alleinerziehende Nadina zur Flucht aus ihrer alten Wohnung.
LUSTENAU Die Teuerung. Sie hat das Volk heimgesucht wie der Dieb in der Nacht. Leben, Essen und vor allem Wohnen: Die Preise sind explodiert, Menschen mit niedrigeren Einkommen gerieten in existenzielle Schwierigkeiten. So wie Nadina Roither (43), die in Lustenau mit ihren zwei sieben und elf Jahre alten Söhnen lebt.
Zu wenig
Jetzt ist Nadina zufrieden. „Ich habe eine nette Wohnung. Und ich hatte viel Glück, dass mir die Gemeinde diese Unterkunft schnell besorgen konnte.“ Das gemeinnützige Wohngebäude steht noch nicht lange. Nadina lebt im fünften Stock, die Herberge misst 77 Quadratmeter, sie zahlt 920 Euro Miete inklusive allem.
Natürlich bezieht die gelernte Friseurin, die nach einem Bandscheibenleiden monatelang außer Gefecht war und derzeit wieder teilzeitbeschäftigt ist, Wohnbeihilfe. „Aber die bekam ich vorher auch. Nur war das auf einmal zu wenig.“
Keine großen Sprünge
Vorher. Da war die zweifache Mutter noch in einer Privatwohnung. „Ich zog dort mit meinen Jungs 2019 ein, zahlte 990 Euro Miete, Betriebskosten inklusive.“ Nadina arbeitete 50 Prozent bei einem Friseur, verdiente 800 Euro. Dazu kamen 450 Euro Wohnbeihilfe und einige hundert Euro Alimente. „Ich hatte rund 2000 Euro zur Verfügung. Da machst du keine großen Sprünge. Aber es ging gerade noch.“
Es ging kaum noch, als sich die Betriebskosten plötzlich von 300 auf 400 Euro erhöhten. Es ging gar nicht mehr, als Nadina Roither im Sommer mit einer Nachzahlung von 1500 Euro konfrontiert wurde. Sie wandte sich an die Arbeiterkammer. Dort entdeckte der Sachbearbeiter Ungereimtheiten in der Betriebskostenabrechnung. „Zahlungen für Reparaturfonds, Liftwartung und Schneeräumung waren da drinnen. Der Experte meinte, das sei ungesetzlich.“ Für Nadina ist klar: „Die Teuerung mag eine Rolle bei diesen Preisanstiegen gespielt haben. Aber nicht nur.“
Nadinas Fragen
Nadina begann Fragen zu stellen an die Eigentümerin. Die redete sich auf die beauftragte Hausverwaltung hinaus. Schon längst war für die Alleinerzieherin klar: „Ich kann diese exorbitante Verteuerung weder nachvollziehen noch stemmen.“ Ein neuerlicher Schock folgte im Juni dieses Jahres: „Ich erhielt eine Nachzahlungsforderung von über 2700 Euro. Unfassbar und nicht nachvollziehbar.“ Bezahlt hat sie das nicht, eine Mahnung bis jetzt jedoch auch nicht erhalten.
Nadina ist froh, jetzt dort zu sein, wo sie ist. „Ich bin der Gemeinde dankbar und hatte wohl auch Glück, dass da gerade etwas frei geworden ist.“ Ihr ist bewusst: „Ich bin nicht die Einzige, die solche Erlebnisse gemacht hat. Und ich glaube, dass die Teuerung von einigen genützt wurde, darüber hinaus Profit zu schlagen.“
Die Betriebskosten erhöhten sich von 300 auf 400 Euro. Dann kamen die Nachzahlungen. Das war zu viel für mich.“