Warum Gefangene in Feldkirch momentan Weihnachtsdeko basteln und Körbe und Taschen nähen

Adventszeit bringt im Gefängnis Abwechslung. Am 1. Dezember steht ein Weihnachtsbasar auf dem Programm.
Feldkirch Schauplatz Justizanstalt Feldkirch: Frau S. sitzt an diesem Nachmittag an einem Tisch und zeigt graue Körbe aus Planen und Stofftaschen mit Blumenmuster her. Diese hat sie in den vergangenen Monaten im Gefängnis hinter dicken grauen Mauern und vergitterten Fenstern genäht. „Es macht einen großen Unterschied, ob man in der Zelle sitzt oder draußen ist“, sagt sie.

Mit „draußen“ meint Frau S. in diesem Fall den Arbeitsraum der Justizanstalt. Dort hat sie zusammen mit einer weiteren Gefängnisinsassin im Rahmen eines Großauftrags gerade 170 Stück an besagten Körben in verschiedenen Größen gefertigt. „Die Arbeit beginnt um 7.30 Uhr. Nach der Mittagspause geht es bis 17 Uhr weiter“, erläutert die Inhaftierte ihren Alltag, der im Strafvollzug strikt geregelt ist.

Derzeit sorgen die Vorbereitungen für einen Weihnachtsbasar der Justizanstalt nach drei Jahren coronabedingter Pause wieder für Abwechslung, längere Beschäftigungszeiten und kreative Ideen in einzelnen Hafträumen.
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An der Seite von Frau S. hat auch die Justizwachebeamtin Isabell Schmedt Platz genommen. Die beiden haben so einiges herzuzeigen: neben den Körben und Taschen auch Kinderbekleidung, Adventskränze und -gestecke, Engelsfiguren, Schlüsselanhänger, Kerzenhalter oder Papiersterne. Auch einen Brotsack oder Zirbenkissen wird es beim Weihnachtsbasar zu kaufen geben.

„Wir fangen Anfang September mit dem Basteln an“, erzählt Schmedt, die die weiblichen Gefangenen gemeinsam mit einer Kollegin bei den kreativen Arbeiten anleitet. Mitmachen dürfen grundsätzlich alle. „Wer mag, darf versuchen. Aber natürlich braucht man neben Interesse auch ein Händchen dafür“, sagt die Justizwachebeamtin.

Ein Händchen für das Nähen beweist Frau S. jedenfalls augenscheinlich. Dementsprechend zaubern ihr die Handwerksstücke zur Abwechslung im tristen Gefängnisalltag ein Lächeln ins Gesicht.

„Der Vorteil der Aktion ist, dass die Insassinnen eine schöne Beschäftigung haben, dass sie ein bisschen ein Geld verdienen, der Weihnachtsgedanke leichter fällt, sie viel Kreativität in die Arbeit hineinstecken können“, erläutert Schmedt ihre Eindrücke und fügt hinzu: „Die Zeit vergeht so einfach schneller.“ Dazu erhält sie ein bestätigendes Nicken der Gefangenen.

Unterstützung für die Weihnachtsbasteleien gibt es von Häftlingen, die in der Schlosserei oder Tischlerei der Justizanstalt beschäftigt sind. „Dort sind zum Beispiel die Herzen ausgeschnitten worden“, erzählt die Justizwachebeamtin und deutet auf eines davon, das an einem Adventskranz mit roten Kerzen befestigt ist. Auch drehbare kleine Holzchristbäume oder Teelichthalter aus Birkenstämmen sind dort für den Weihnachtsbasar entstanden.

Jeder Gefangene, der arbeitsfähig ist, ist verpflichtet zu arbeiten. Sie verdienen dabei je nach Qualifikation in der Stunde derzeit zwischen 6,70 und 10,04 Euro, wie aus dem Strafvollzugsgesetz hervorgeht. Abgezogen wird ein Vollzugskosten- und ein Arbeitslosenversicherungsbeitrag. Zudem müssen die Insassinnen und Insassen eine Rücklage für die erste Zeit nach der Entlassung bilden. Im Schnitt bleiben noch rund 1,50 Euro für eine Stunde Arbeit, um im Gefängnis einzukaufen.

Frau S. kann sich während der Haft Geld als Näherin verdienen. Inzwischen hat sie auch schon eine neue Idee. Als Nächstes soll eine Hose mit weitem Schnitt entstehen.
Der Weihnachtsbasar der Justizanstalt wird am 1. Dezember 2023 von 9 bis 17 Uhr im Schwurgerichtssaal des Landesgerichts über die Bühne gehen. Zu kaufen gibt es verschiedene Waren, welche Gefangene gefertigt haben. Der Erlös des Basars kommt heuer je zur Hälfte dem Verein „Kollegenhilfe“ (dieser unterstützt Justizbeamte) und dem Verein „Geben für Leben“ zugute.