Hufschmied Sepp Waldner über heiße Eisen und das Glück

Vorarlberg / 29.12.2023 • 16:45 Uhr
Sepp Waldner kennt sich mit dem Neujahrs-Glücksbringer aus. <span class="copyright">VN/Paulitsch (alle)</span>
Sepp Waldner kennt sich mit dem Neujahrs-Glücksbringer aus. VN/Paulitsch (alle)

Beim Egger Sepp Waldner (36) trifft uraltes Handwerk auf klassischen Neujahrs-Glücksbringer. Ein Besuch bei einem Hufschmied.

Egg Erst wird gekämmt, dann folgt die Pediküre. Harri lässt das Prodezere geduldig über sich ergehen und lässt das linke Bein während der Behandlung unbeeindruckt auf dem Hufbock ruhen. Alle acht Wochen steht für den 750 Kilo schweren Noriker ein Termin beim Hufschmied an. In diesem Fall handelt sich mit Josef Waldner um den Pferdehalter selbst. Mit einer Zange entfernt dieser das alte Eisen vom Huf, das mit einem Klack im Werkzeugrollkasten landet. “Jetzt gibt es neue Hufeisen und dann kommen die Winterreifen drauf”, erklärt der 36-jährige aus Egg-Großdorf und reinigt erst einmal die Sohlen des Tiers.

Die Frisur sitzt: Sepp Waldner macht seinen Noriker Harri für das Fotoshooting flott.
Die Frisur sitzt: Sepp Waldner macht seinen Noriker Harri für das Fotoshooting flott.

Josef Waldner, genannt Sepp, ist gelernter Mechaniker, Spengler und Lackierer und seit drei Jahren staatlich geprüfter Hufschmied. Das alte Handwerk hat er in Oberösterreich erlernt. Momentan tourt er mit seiner mobilen Werkstatt durch die Region, verpasst Kutschenpferden neue “Schuhe” und macht diese flott für die Winter- und Schlittensaison. Die ruhigere Zeit um Weihnachten und vor dem Jahreswechsel nutzt er dazu, seine eigenen Pferde zu beschlagen.

Der Hufschmied entfernt mit einer Zange das alte Eisen.
Der Hufschmied entfernt mit einer Zange das alte Eisen.

Durch den Freizeitpferdesportboom hat auch das Hufschmiede-Handwerk wieder Fahrt aufgenommen. “Um Kaltblüter reißen sich die Schmiede aber nicht”, sagt der 36-Jährige und fügt hinzu, “Diese sind schwerfälliger und das bedeutet mehr Arbeit. Aber anfangs muss da wohl jeder durch.”

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Etwa zwei Stunden dauere es, Kaltblütern neue Eisen zu verpassen. In einem rechteckigen Ofen in Brotboxgröße neben seiner mobilen Werkstatt klettert nun die Temperatur in die Höhe. Die Hufeisen kauft Waldner zwar in Wien, individuell angepasst werden müssen sie trotzdem. “Diese von Grund auf selbst zu fertigen, wäre natürlich nicht rentabel”, erklärt er. Dies macht er nur in Einzelfällen bzw. wenn ein orthopädisches Problem bei einem Pferd vorliegt.

Bei der Bearbeitung ist Geschicklichkeit gefragt.
Bei der Bearbeitung ist Geschicklichkeit gefragt.
Im Ofen werden die Hufeisen zum Glühen gebracht.
Im Ofen werden die Hufeisen zum Glühen gebracht.

“Wenn das Eisen glüht, hat dieses so 800 bis 900 Grad”, erläutert der Bregenzerwälder. Mit einer Feuerzange holt er das u-förmige, rot schimmernde Metall aus dem Ofen und hämmert dieses auf einem Amboss zurecht.

Sepp Waldner hat sich eine mobile Werkstatt eingerichtet.
Sepp Waldner hat sich eine mobile Werkstatt eingerichtet.
Mit Amboss und Hammer passt der Hufschmied die Eisen an.
Mit Amboss und Hammer passt der Hufschmied die Eisen an.

Gerade zum Jahreswechsel kommen den Eisen, welche die Hufe der Pferde vor Abnutzung schützen, eine zusätzliche Bedeutung zu. Gelten diese auch in Form von Kunststoff oder Schokolade bei manchen noch immer als klassischer Neujahrs-Glücksbringer. Woher dieser Volksglaube stammt? “Hufeisen waren früher im Gegensatz zu heute sehr teuer. Wenn eines verloren ging und wieder gefunden wurde, galt dies als Glück”, erläutert der moderne Hufschmied eine verbreitete Theorie. Dabei geht es um die Verfügbarkeit des Eisens und dessen Wert.

Die Hufeisen werden alle acht Wochen erneuert.
Die Hufeisen werden alle acht Wochen erneuert.

Waldner selbst hat sein privates Glück mit seiner Ehefrau und seinen drei Kindern gefunden. Beruflich als Älpler und Senner sowie Hufschmied und Kutscher. In seiner Freizeit zum Ausgleich als Feuerwehrmann, Langläufer und Pferdeturnierfahrer.

Im Sommer legt er als Hufschmied eine Pause ein und verbringt die Zeit mit seiner Familie auf der Alpe. Die Pferde kommen zwar mit. “Hufeisen gibt es aber keine. Das wäre zu gefährlich.” Nämlich, weil Tiere aus verschiedenen Ställen aufeinandertreffen, sie über steinige Gefilde traben und die Verletzungsgefahr zu groß wäre.

Das heiße Eisen hat der Hufschmied mit seinem Werkzeug fest im Griff.
Das heiße Eisen hat der Hufschmied mit seinem Werkzeug fest im Griff.

Derzeit hat der Hufschmied Hochsaison und fährt zur Hufpflege auch ins Tirol. Was Kutschenfahrten betrifft, so ist er selbst ebenso mit seinen Norikern auf Bestellung im Familienskigebiet Schetteregg unterwegs. Auch Harri zählt natürlich zum Gespann.

Wenn die Eisen aufgesetzt werden, steigt der Rauch auf.
Wenn die Eisen aufgesetzt werden, steigt der Rauch auf.

Der Noriker nimmt es gelassen, als Waldner ihm nach der Hufpflege das heiße Eisen aufsetzt, Qualm von verschmortem Horn aufsteigt und anschließend gehämmert wird. “Die Pferde haben natürlich keine Schmerzen. Sonst würde ich das schon zu spüren bekommen.” Die Arbeit ist nicht ganz ungefährlich. Waldner selbst hat auch schon was abbekommen, als Rauch in Richtung Nüster stieg. “Da sind manche etwas empflindlich. Grundsätzlich sind die Pferde aber brav”, sagt der Hufschmied. Harri scheint die regelmäßige Pediküre jedenfalls zu gefallen.

Mit seinen Norikern ist Sepp Waldner im Familienskigebiet Schettereg unterwegs. <span class="copyright">Privat/Waldner (2)</span>
Mit seinen Norikern ist Sepp Waldner im Familienskigebiet Schettereg unterwegs. Privat/Waldner (2)