So wurde der Winter vor 70 Jahren in Vorarlberg zum Horror

Vorarlberg / 05.01.2024 • 07:00 Uhr
So wurde der Winter vor 70 Jahren in Vorarlberg zum Horror
Das Ausmaß der Zerstörung wurde sichtbar, als sich das Wetter besserte und die Helfer das Tal erreichten. Landesarchiv

Zahlreiche Lawinen vom Bregenzerwald bis ins Montafon, und vor allem im Großwalsertal, kosteten 122 Menschen das Leben.

Darum geht’s:

  • Lawinenkatastrophe in Vorarlberg vor 70 Jahren forderte viele Menschenleben.
  • Blons im Großwalsertal am stärksten betroffen, 58 Tote.
  • 380-Einwohner-Gemeinde von Hubschraubern und Hilfe aus dem ganzen Land unterstützt.

Schwarzach Besonders betroffen war die 380-Einwohner-Gemeinde Blons im Großwalsertal. Dort löschte der „weiße Tod“ zwischen dem 10. und dem 12. Jänner gleich 58 Menschenleben aus.

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Es waren vor allem zwei Lawinen, die am Montag, den 11. Jänner 1954, insgesamt 15 Prozent der Bewohner des Walserdorfes ausradierten: die Falvkopflawine und die Mont-Calv-Lawine. Erstere verschüttete 82 Menschen in 16 Häusern, 34 Personen konnten nur noch tot geborgen werden. Die Mont-Calv-Lawine erwischte 41 Menschen in acht Häusern, 22 davon starben.

Wie Kartenhäuser wurden zahlreiche Häuser von den Lawinen weggefegt. Viele der darin befindlichen Menschen hatten keine Überlebenschance.
Wie Kartenhäuser wurden zahlreiche Häuser von den Lawinen weggefegt. Viele der darin befindlichen Menschen hatten keine Überlebenschance.

Die zwei Monsterlawinen

Die Helfer standen den Naturgewalten nahezu hilflos gegenüber. Mit bloßen Händen, zum Teil mitten in der Nacht, gruben sie nach verschütteten Mitbewohnern und Angehörigen. Und das unter großer Lebensgefahr. Menschen lagen erschlagen oder erstickt unter Trümmern und Schnee. Das Schicksal spielte dabei sein eigenes grausames Spiel. So fielen vier aus der Falvkopflawine Geborgene wenige Stunden später der Mont-Calv-Lawine zum Opfer.

Die Leichen wurden überall ins Dorf geschleppt und an den verschiedensten Orten abgelegt.

Nichts wie weg aus dem Katastrophengebiet. Hier verlässt eine Familie mit ihren Habseligkeiten den Unglücksort.
Nichts wie weg aus dem Katastrophengebiet. Hier verlässt eine Familie mit ihren Habseligkeiten den Unglücksort.

Hilfe kam ab Mittwoch

Erst am Mittwoch besserte sich das Wetter. Das ganze Ausmaß der Zerstörung wurde sichtbar. Endlich gelangte auch Hilfe in das leidgeprüfte Tal. Nach und nach kamen 2000 Helfer aus dem ganzen Land in das Katastrophengebiet, suchten nach Verschütteten und bargen Verletzte und Tote. Erstmals in der Geschichte des Landes kamen sogar Hubschrauber zum Einsatz. Sie stammten von der US-Besatzungsmacht und erwiesen sich als große Hilfe.

Als das Wetter es zuließ, kamen tausende Helfer ins Großwalsertal. Ihnen bot sich ein Bild des Grauens.
Als das Wetter es zuließ, kamen tausende Helfer ins Großwalsertal. Ihnen bot sich ein Bild des Grauens.
Erstmals waren in Vorarlberg auch Helikopter im Rettungseinsatz. Das erwies sich als Segen.
Erstmals waren in Vorarlberg auch Helikopter im Rettungseinsatz. Das erwies sich als Segen.

Massengrab

Betroffen von der Lawinenkatastrophe war aber nicht nur das Großwalsertal, wo neben Blons auch St. Gerold (drei Tote), Sonntag (drei Tote) und Fontanella (10 Tote) Opfer der Naturgewalten wurden. Ebenso gingen todbringende Lawinen im Bregenzerwald (13 Opfer), im Montafon (19 Opfer) und im Klostertal (zehn Opfer) nieder. In Dalaas fegte eine Lawine einen tonnenschweren Zug im Bahnhof weg. Neun Menschen starben im Warteraum des Bahnhofs, wo sie Unterschlupf gesucht hatten.

Im Rahmen einer bewegenden Trauerfeier wurden die Opfer der Lawinenkatastrophe in einem Massengrab beigesetzt.
Im Rahmen einer bewegenden Trauerfeier wurden die Opfer der Lawinenkatastrophe in einem Massengrab beigesetzt.

Die Anteilnahme an der Tragödie war im In- und Ausland enorm. Am 24. Jänner wurden die Toten von Blons in einem Massengrab beigesetzt. Tausende Trauernde wohnten der bewegenden Zeremonie bei.