Alles beim Alten
Nach all den Vorsätzen und Wünschen nimmt sich das neue Jahr ernüchternd alltäglich aus. Am Bregenzer Bahnhof sind diverse Rolltreppen im Eimer.
Der Weg zu den Bahnsteigen gewährt beste Einsichten in die Dachkonstruktion, weil die Verschalung fehlt. Sie werden doch nicht etwa Abdichtungsarbeiten ins Auge fassen? Hunderte Kabel schaukeln fröhlich im Wind.
Dabei haben wir Österreicher es noch gut. Die deutschen Nachbarn können es sich quasi aussuchen, wann sie nicht mehr weiterkommen: Zu Wochenanfang würgten wütende Bauern die Wege mit ihren Traktoren ab. Ab Wochenmitte legt sich die Bahn zur Ruh’, weil der Tarifstreit erneut auf den Gleisen ausgetragen wird. Im Norden ließen einzelne Landstriche die Schulkinder erst gar nicht in die Autos ihrer transportwilligen Eltern steigen, es hatte ja doch keinen Zweck. Schule unerreichbar, als Schule erstmal zu.
Der Railjet indes rollt. Unbeirrt. Vor den Wagonfenstern ziehen Orte vorbei, in denen fleißige Bauhofmitarbeiter Lichterketten gegen Fähnchen tauschen. Der Fasching gebietet Eile, am 14. Februar ist er schon wieder zu Ende. Die jüngsten Diskussionen, ob sich nicht doch noch ein geschwärztes Kind unter die Sternsinger gemischt hat, werfen bedrohliche Schatten voraus: Welche Kostüme werden heuer wohl erlaubt sein? Indianer sind raus. Piraten müssten wenigstens divers sein. Bleiben die Clowns. Aber wenn man die Darsteller des öffentlichen Lebens so ansieht, sind Clowns nicht auch eine unzulässige kulturelle Aneignung? Ach Gott, das neue Jahr beginnt, wie das alte zu Ende ging – verhaltensoriginell.
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