Trotz 100-Stunden-Woche: “Es hat sich einfach nicht gerechnet”

Kühlschränke statt A-la-carte-Betrieb: Adler-Wirte auf der Bregenzer Fluh müssen ihr Herzensprojekt begraben.
Bregenz Sie haben alles versucht, rund um die Uhr geschuftet und doch hat es nicht gereicht: Der Adler auf der Fluh schließt. Dabei haben Alexander Trinker (41) und seine Lebensgefährtin Katharina Senamaud (41) lange am Glauben festgehalten, dass es irgendwann funktioniert, der Betrieb sich rechnen würde. “Im Sommer war dann aber klar: Es geht doch nicht. Die Zahlen sind nicht besser geworden”, so das Wirtepaar. Es ist eine bittere Erkenntnis.

“Aus wirtschaftlichen Gründen können wir den A-la-carte-Betrieb nicht mehr aufrecht halten. Bis auf Weiteres stehen die Kühlschränke mit Erfrischungen für Euch zur Verfügung”. Ein Info-Zettel an der Eingangstür zeugt vom Ende einer Ära auf der Fluh. 2016 hatte Alexander Trinker den Adler übernommen und mit viel Engagement in die schwarzen Zahlen geführt. Bis 2019 habe das gedauert, so der erfahrene Gastronom, der zuvor etwa schon den Klosterkeller in der Mehrerau führte. Der Rückschlag kam mit der Pandemie.

Die Corona-Zeit haben die Wirtsleute für Renovierungsarbeiten genutzt. Im Traditionshaus, das im Besitz der Stadt steht, wurden die Gästezimmer auf Vordermann gebracht. Mit viel Eigenleistung und Unterstützung aus dem Rathaus sei das geschehen. Der Lohn war zuletzt ein Zusatzumsatz von 30.000 Euro durch Beherbergung. Am Ende aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Das Kerngeschäft, der Gastronomiebetrieb, litt weiter unter unregelmäßiger Auslastung und stark gestiegenen Kosten.

Dienstbeginn um 6.30 Uhr. Frühstück für die Gäste herrichten, danach um das Mittagsgeschäft kümmern, putzen, Abendgeschäft und die letzten Besucher gegen Mitternacht verabschieden: Katharina Senamaud hat alles für ihr Herzensprojekt gegeben. “Ich habe selbst gemacht, was nur irgendwie ging”, sagt die 41-Jährige. Bis zu 100 Stunden seien da wöchentlich zusammen gekommen, rechnet ihr Lebensgefährte vor. Belohnt wurde das alles nicht. Die Reißleine haben die beiden schließlich aber gezogen, als sie es noch selbst bestimmen konnten. Der Pachtvertrag ist mittlerweile gekündigt.

Seit gut zwei Jahren hat Alexander Trinker mit dem Gasthaus Pfänderdohle ein zweites Standbein. Seine Lebensgefährtin kümmerte sich unterdessen unermüdlich um den Adler. Im Sommer, bei schönem Wetter, wurde das Dorfgasthaus teils regelrecht überrannt. “Dann waren wieder Abende, an denen gar keiner kam”, beschreibt Senamaud. Die Fixkosten, speziell beim Personal, kannten im Gegensatz zur Auslastung allerdings keine Schwankungen. Vom Frittierfett bis zum Strom: Zuletzt sei alles deutlich teurer geworden. “Die Preissteigerungen konnten wir so auch nicht weitergeben”.

Noch läuft der Pachtvertrag bis zum Ende der Kündigungsfrist im Juni. Bis dahin bleibt die Eingangstür geöffnet. Auch die Gaststube ist zugänglich. Gäste können sich aus den Kühlschränken bedienen. Für Feiern und Geburtstage sperre man das Gasthaus freilich in dieser Zeit auf, wenn es dazu Anfragen gebe, so die beiden. Normalbetrieb gibt es seit dem Jahreswechsel allerdings keinen mehr. Der fehlt Katharina Senamaud schon jetzt schmerzlich. “Die vielen tollen Stammgäste werden mir abgehen”, sagt sie mit Wehmut in der Stimme.

Und doch muss es weitergehen. Nach dem Ausräumen werden sich die beiden gemeinsam um die Pfänderdohle und den Kiosk “Steiraeck” kümmern. Auch wenn das Ausflugsgasthaus am Pfänder mit dem Adler nicht vergleichbar sei, einiges aus der Speisekarte könnte in Zukunft dort einfließen und der Adler damit zumindest ein Stück weit weiterleben. Für Katharina Senamaud und Alexander Trinker allerdings nur ein kleiner Trost. Was bleibt, ist eine schmerzhafte Erfahrung. Trotz aller Bemühungen, den vielen Arbeitsstunden: Am Ende habe es sich einfach nicht gerechnet.