Wie Lehrer überzeugt werden sollen, mehr Stunden zu unterrichten

Überzeugen und nicht zwingen. Das ist laut Bildungsdirektor Heiko Richter die Strategie.
Bregenz Der seit Sommer im Amt befindliche neue Bildungsdirektor Heiko Richter (51) ist gleich mit großen Herausforderungen konfrontiert. Die größte: Der Lehrermangel im Land. Neben dem Werben um neue Lehrer im Land und darüber hinaus, sollen im Dienst befindliche Lehrer mit Teilzeitverpflichtung dazu gewonnen werden, mehr Stunden zu unterrichten. Bildungsdirektor Heiko Richter im VN.at-Interview.
Wie wichtig ist es, Lehrer zur Übernahme von mehr Unterrichtsstunden zu bewegen?
Sehr wichtig. Und unser Ziel ist es natürlich, das Beschäftigungsausmaß von Teilzeitkräften zu erhöhen. Wir stehen dafür in einem intensiven Austausch mit Lehrpersonen und Schulleitungen. An den Standorten werden gezielte Gespräche geführt. Wir appellieren an die Lehrpersonen, mehr Stunden anzunehmen und weisen auf die aktuelle Situation hin.
Welche Argumente haben Sie?
Wir erwähnen den besseren Verdienst bei mehr Unterrichtsstunden, was sich natürlich auch auf die Pension auswirkt. Doch es geht nicht nur um Geld. Wichtig ist für viele Pädagoginnen und Pädagogen auch die Wertschätzung, die wir ihnen entgegenbringen. Es geht eben auch darum, die gesellschaftliche Bedeutung einer höheren Lehrverpflichtung zu betonen.

Seit wann betreiben Sie aktive Überzeugungsarbeit an den Schulen?
Wir haben das während vor allem während des vergangenen Schuljahres gemacht. Bei unseren Gesprächen geht es uns im Übrigen nicht darum, den Lehrerinnen und Lehrern etwas aufzuoktroyieren. Wir wollen überzeugen und sie auf positive Art und Weise gewinnen.
Viele Lehrer sprechen immer wieder von Überforderung.
Wir arbeiten daran, die schulischen Rahmenbedingungen zu verbessern. Dabei geht es vor allem um eine administrative und psychosoziale Entlastung. Es geht um die Anstellung von Sekretariatskräften und Assistenzpersonal, den Ausbau der Schulsozialarbeit und der Schulpsychologie. Für Lehrpersonen mit Betreuungspflichten ist natürlich auch ein entsprechendes Angebot bei der Kinderbetreuung wichtig.

Gibt es bei den Teilzeit arbeitenden Lehrpersonen Auffälligkeiten bezüglich der Region und der Altersgruppe?
Es gibt keine auffällige Häufung von Teilzeit arbeitenden Lehrperson in einem bestimmten Bezirk. Sehr wohl beobachten wir, dass in der Altersgruppe der 30- bis 50-Jährigen überdurchschnittlich viele Lehrerinnen und Lehrer keine volle Lehrverpflichtung haben.
Hat eine Lehrperson grundsätzlich das Recht, sich das Ausmaß ihrer Beschäftigung auszusuchen?
Nein, das hat sie nicht. Wir überprüfen schon genau die Begründung eines Ansuchens auf eine reduzierte Lehrverpflichtung. Und wir genehmigen diese auch nicht in allen Fällen. Aber selbstverständlich bemühen wir uns um gute Lösungen.
Wie ist ihr Verhältnis zur Lehrervertretung? Jene der Pflichtschullehrer fordert das Recht auf Teilzeit-Arbeitsverhältnisse ja immer wieder nachdrücklich ein.
Ich habe einen sehr guten Kontakt zur Personalvertretung. Wir wollen die Lehrerinnen und Lehrer ja gemeinsam motivieren.

Was sind Ihrer Wahrnehmung nach die Hauptgründe für Pädagoginnen und Pädagogen, nur Teilzeit zu arbeiten?
Diese reichen von Gesundheit, Kinder- und Elternbetreuung, Work-Life-Balance, Zweitjobs bis hin zu Ausbildungen. Wobei in einigen Fällen nur Teilzeitbeschäftigung möglich ist. Das bezieht sich auf bestimmte Fächerkombinationen oder Einzelfächer, bei denen keine Vollbeschäftigung möglich ist. Im berufsbildenden Bereich und in technischen Fächern üben etliche Lehrpersonen eine Hauptbeschäftigung in der Privatwirtschaft aus, der Lehrberuf stellt nur eine Nebenbeschäftigung dar.