Bau-Willkür: Missstände um Luxus-Alpe weiten sich aus

Zum Bau der umstrittenen Alpe Krähenberg in Sibratsgfäll kommen immer neue Details ans Licht.
Sibratsgfäll Das stattliche Alpgebäude spiegelt sich im künstlich angelegten Teich am Krähenberg wider. Der prächtige Anblick hat allerdings einen Schönheitsfehler. Den Weiher dürfte es, wie das umstrittene Gebäude selbst, gar nicht geben. Eine Bewilligung dafür liegt jedenfalls keine vor. Immer neue Details zeichnen ein Bild von Bau-Willkür, wie aktuelle VN-Recherchen zeigen. Mit den Einreichplänen hat die „Alpe de Luxe” praktisch nichts gemeinsam.

Volksanwalt Klaus Feurstein hatte den Fall ans Licht gebracht. Der Abschlussbericht eines Prüfungsverfahrens der Volksanwaltschaft zeigte Mitte Dezember erhebliche Missstände auf. Seither schlägt der Fall hohe Wellen und birgt auch politisch Brisanz. Bei wohl keinem anderen Gebäude im Land wurden Gesetze und Vorgaben in einem vergleichbaren Ausmaß umgangen. Amtsträger scheinen weg-, oder zumindest nicht hingeschaut zu haben, wie Recherchen nahelegen.

Werbeunternehmer Richard Morscher hatte die Alpe in Sibratsgfäll gemeinsam mit einem Landwirt erworben und ein neues Alpgebäude errichten lassen. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe beschrieb er gegenüber VOL.at eine Alpe, die „in Wirklichkeit ein authentisches Gebäude, das der traditionellen Bauweise im Bregenzerwald nachkommt” sei. Der Bauakt lässt allerdings ganz andere Schlüsse zu. Alleine im Obergeschoss befinden sich demnach sieben Wohneinheiten mit integrierten Bädern und Toiletten, wie man sie eher in einem Seminarhotel erwarten würde. Im Bauantrag wiederum ist das Dachgeschoss als Kaltraum ausgewiesen. Fotos, die im Zuge der Verkaufsabsicht öffentlich wurden, zeigen indes eine luxuriöse 103-Quadratmeter-Wohnung mit riesigem Kachelofen.
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Gebaut wurde offensichtlich nach Lust und Laune, jedenfalls erheblich abweichend vom Bauantrag. Und das trifft nicht nur auf den Wohnraum zu, der wie berichtet fast doppelt so groß ausgefallen ist (Anm.: 391 statt 195 Quadratmeter). Bürgermeister Martin Bereuter bestätigt VN-Informationen, wonach weitere Ungereimtheiten untersucht werden. Die Lage des Gebäudes weicht demnach erheblich von den Plänen ab, auch die überbaute Fläche ist deutlich größer ausgefallen. Und dann ist da eben noch der idyllisch gelegene Teich, der im Bauakt gleich gar nicht zu finden ist.
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Ein Lokalaugenschein der Gemeinde mit der Baurechtsverwaltung Bregenzerwald hätte heute Licht ins Dunkel bringen sollen. Aus terminlichen Gründen werde dieser allerdings etwas später nachgeholt, sagt Bürgermeister Bereuter. Man werde sich alles ganz genau anschauen. Dann werden auch Zimmer nachgezählt und die Wohnfläche ausgemessen. Wilhelm Klagian, Anwalt des Eigentümers, sprach kürzlich gegenüber VOL.at von einer Erweiterung der Wohnfläche im Jahr 2014, was im Bauansuchen vermerkt und genehmigt worden sein soll. Im Bauakt, bestätigt Bürgermeister Martin Bereuter entsprechende VN-Informationen, findet sich jedoch nichts dergleichen.

Die Luxus-Alpe in Sibratsgfäll hat vielmehr Merkmale eines Schwarzbaus. Das bestätigen mehrere mit den Akten vertraute Juristen. Demnach dürfte es aktuell für das Bauwerk keine aufrechte Bewilligung geben, noch nicht einmal für den ursprünglich kleiner eingereichten Bauantrag. Deshalb ist jetzt die Gemeinde als Baubehörde am Zug und muss das Verfahren von vorne aufrollen. „In dieser Form kann ich mir nicht vorstellen, dass das Gebäude irgendwie bewilligt wird”, hat Bereuter als Bürgermeister jetzt aufzuräumen, was ihm sein Vorgänger im Amt eingebrockt hat.

Dass die Liegenschaft verkauft werden soll und mit dem Industriellen Christian Beer bereits für kolportierte 6,25 Millionen Euro ein neuer Eigentümer gefunden sein soll, lässt das Gemeindeoberhaupt kopfschüttelnd zurück. Die Ortsüblichkeit lasse sich für ihn jedenfalls nicht feststellen, scheinen die Verkaufsaussichten eher düster.