Wetterwechsel

Manchmal stürzt ein Mensch ins Bodenlose. Einfach so. Eben noch hat er gelacht, gescherzt! Und mit einem Mal überschattet namenlose Traurigkeit sein Gemüt. Er hat sie gar nicht kommen sehen. Es ist ja auch nichts weiter passiert. Nichts hat sich von einer Sekunde auf die andere verschlechtert. Da poltert kein Schicksalsschlag, der alles verändert hätte. Alles wie immer, und doch…

Rasch werden die anderen aufmerksam. „Was ist mit Dir?“, fragen Besorgte. „Der wird auch immer komischer“, tuscheln Kollegen im Geheimen. „Was hab` ich nur jetzt wieder falsch gemacht?“, fragt sich bang die bessere Hälfte. „Jetzt sei doch nicht so!“, fordert die fröhliche Runde, und da schwingt ein Vorwurf mit. So eine Spaßbremse! Hartnäckige Frohnaturen versuchen das Ruder mit Gewalt herumzureißen. „Du kannst jetzt unmöglich schon gehen!“, beschließen sie. Und schon steht ein unbestelltes Glas vor seiner Nase. Denn Alkohol war noch immer der beste Wegbereiter kollektiven Frohsinns, oder?

Das Gute ist: Es geht vorbei. Als pustete eine kräftige Brise die Wolken beiseite, klart auch das Stimmungsgewitter auf. Dann ist der Mensch „wieder ganz der Alte“, stellt sein Umfeld erleichtert fest. Ganz so, als hätte ein probates Mittel den Fleck aus der Kleidung entfernt. Er aber hat einen Blick in die Abgründe seiner Seele erhascht. Jeder hat die. Doch darüber schweigt man. Denn das taugt nicht für gesellige Runden, maskierte wie unmaskierte.