Ermittlungen in Lech: Benkos Luxus-Resort im Visier der Finanz

Großbetriebsprüfer bereits mehrfach vor Ort: Chalet N wird von Behörden unter die Lupe genommen.
Lech Die einen wollen den Familienhund gesehen haben, andere beschreiben eine ungewöhnliche Betriebsamkeit. “Es sind tatsächlich Gäste im Haus”, sagt ein Nachbar. Im Luxus-Resort Chalet N des gefallenen Immobilien-Moguls René Benko ist das offensichtlich alles andere als selbstverständlich. Das Hotel mit seiner geringen Auslastung ist deshalb auch im Visier des Finanzamts. Gleich mehrfach waren laut VN-Informationen Prüfer in der Gemeinde. Zuletzt am vergangenen Donnerstag.

Ein halbes Dutzend Köche, Bodyguards und Skilehrer, die Gäste abholen: Fast könnte man meinen, das Chalet N würde wie ein normales Luxus-Hotel geführt. Der Schein trügt. Das heute sei die Ausnahme, beschreibt ein Anrainer, der namentlich nicht in der Zeitung erscheinen möchte. Benko selbst habe er aber schon seit ein paar Wochen nicht mehr gesehen.
Meist steht das 6-Sterne-Haus leer oder beherbergt seine Eigentümer. Im Firmendickicht lässt sich das Chalet N der Laura Privatstiftung zuordnen, deren Stifter René Benko und seine Mutter Ingeborg sind. Neben Familie und Freunde sind in den letzten Jahren auch Geschäftspartner in der Nobelherberge abgestiegen. Wer genau, dafür interessiert sich jetzt auch die Finanz.

Ob das Chalet tatsächlich als Hotel geführt, oder nur geschäftlich und privat genutzt wird, ist aus mehreren steuerlichen Gesichtspunkten von Interesse. So geht es auch um mögliche unrechtmäßige Corona-Hilfen, wie ORF und Krone zuerst berichteten. 1,2 Millionen Euro sind demnach an Wirtschaftshilfen geflossen. Viel Geld für einen Beherbergungsbetrieb, dessen Besitzer selbst sein bester Gast gewesen sein soll. Fragen nach der Rechtmäßigkeit sollen auch im kommenden Cofag-Untersuchungsausschuss geklärt werden. Dort wird mit Nina Tomaselli (Grüne) auch eine Vorarlbergerin auf Antworten drängen.
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Akten würden schon jetzt zeigen, dass in Summe kaum Gäste im Chalet N genächtigt hätten. Untersuchungen der Gemeinde haben demnach schon früher gezeigt, dass das Luxus-Resort noch nicht einmal auf 1000 Nächtigungen im Jahr kam. “50 Prozent geht dabei auf die Kernfamilie. Und ob es sich bei den Fremdübernachtungen auch um Fremdzahler handelt, ist völlig unklar”, so Tomaselli zu den VN. Ihr Verdacht ist, dass fast ausschließlich Familie, Freunde und Geschäftspartner im Chalet N übernachtet haben – mit wenigen Ausnahmen.

“Die Hotelkonstruktion wurde so gewählt, weil keine Ferienwohnungswidmung in Lech zu bekommen war”, so die Nationalrätin weiter. Dass Benko jetzt noch 1,2 Millionen Euro Covid-Hilfe für ein Hotel bekommt, das er im Wesentlichen selbst nutze, sei schon ein Ärgernis. “Wir wollen im Untersuchungsausschuss anschauen, wie die Finanz das sieht”, sagt Tomaselli. Genau deshalb dürften Prüfer jetzt auch schon mehrfach im Nobelort gewesen sein. Nicht im Chalet N selbst, wie die VN aus gut informierten Kreisen erfuhren. Dafür im Gemeindeamt, wo Akten liegen, die Aufschluss über die tatsächlichen Nächtigungsgäste versprechen.