„Die braucht das”: Neue Details zu Interventionen von WB-Direktor Thoma

ÖVP-Kultursprecher Christoph Thoma mischte sich unter anderem in den Biologieunterricht beim Thema „Verhütung” ein.
Darum geht’s:
- Christoph Thoma intervenierte mehrmals zugunsten seiner Kinder an der Schule.
- Thoma versuchte Einfluss auf den Unterrichtsinhalt zu nehmen.
- Die Interventionen führten zu Belastungen der Schule und wurden kritisiert.
Bludenz In den knapp zehn Mails – die VN kennt Inhalte –, die der ÖVP-Landtagsabgeordnete und Wirtschaftsbunddirektor Christoph Thoma der Deutschlehrerin seiner Tochter am BG Bludenz schickte, scheint wenig strafrechtlich Relevantes zu stecken. Dennoch: Die Dimension der Interventionen Thomas sowie die Häufigkeit derselben bedeuteten für die Schule eine nicht unbeträchtliche Belastung.
Intensiver Kontakt
Seinen intensiven Kontakt mit dem BG Bludenz pflegt Thoma von Ende 2021 bis Frühjahr 2023. Er war während dieser Zeit auch vorübergehend Elternvereinsobmann. Vehement wehrte sich der Wirtschaftsbunddirektor gegen die negative Beurteilung einer seiner Töchter im Fach Deutsch. Immer wieder soll er dabei auch auf seine Einflussmöglichkeiten kraft seiner Ämter aufmerksam gemacht haben.

Thoma, seines Zeichens auch Kultursprecher ÖVP im Landtag, versuchte aber ebenso immer wieder auf Inhalte des Unterrichts in den Klassen seiner Töchter Einfluss zu nehmen. So war er mit der Vermittlung des Themas „Verhütung” gar nicht einverstanden und verlangte von der Biologielehrerin einen anderen Zugang als den von ihr gewählten. Die Schüler sollten dazu nicht im Internet recherchieren dürfen, weil sie da auf Pornoseiten stoßen könnten.
Unangenehm für Direktor
Seine Unmut brachte der Elternvereinsobmann des BG Bludenz auch gegenüber dem Deutschlehrer seiner Tochter zum Ausdruck. Zufällig handelt es sich bei diesem um einen grünen Kommunalpolitiker. Thoma war nicht einverstanden, wie und mit welchen Texten dieser die Thematik LGBTIQA+ behandelte. Der Deutschlehrer bestätigt die Einwände des Landtagsabgeordneten. Diese seien jedoch ihm Rahmen dessen geblieben, was Lehrern im Zuge einer Meinungs-verschiedenheit mit Eltern zumutbar sei.

Direktor Gerald Fenkart räumt ein, dass es ihm der Wirtschaftsbunddirektor mit seinen ständigen Interventionen nicht leicht machte. VN/Bischof
Direktor Gerald Fenkart waren die ständigen Beschwerden von Christoph Thoma sehr unangenehm. „Ich habe ihn gebeten, mit seinen Interventionen einen Gang zurückzuschalten”, sagte der Schulleiter den VN. Dass der Politiker in Bezug auf die von ihm heftig kritisierte Deutschlehrerin darauf mit den Worten „Die braucht das” gekontert habe und von einem „Zurückschalten” nichts wissen wollte, wird von Fenkart nicht dementiert.

Nicht zufrieden mit der Behörde
Zu Anfang des laufenden Schuljahres gab es an der Bildungsstätte den internen Frieden. Einem Gespräch zwischen AHS-Lehrervertreter Gerhard Pusnik, Direktor Fenkart, der betroffenen Deutschlehrerin und Schulqualitätsmanagerin (SQM) Angelika Kaufmann folgte die volle Rehabilitierung der Deutschlehrerin durch Kaufmann im Rahmen einer außerordentlichen Schulkonferenz.

„Schulintern wurde diese Angelegenheit in bestem Stil beendet. Es gab die Klarstellung, dass die Kollegin sich gar nichts zu Schulden hat kommen lassen und völlig korrekt handelte”, bestätigt Pusnik. Nicht zufrieden waren Lehrerin und Lehrervertretung jedoch mit der Reaktion der Bildungsdirektion. Die versprochene öffentliche Erklärung bezüglich des inakzeptablen Verhaltens von Christoph Thoma sei nicht eingehalten worden. Die Einladung zu einem abschließenden internen Gespräch mit der Schulbehörde sind der Lehrerin und der Lehrervertretung zu wenig.
Im Zuge der Auseinandersetzung zwischen Thoma und dem BG Bludenz wurde sogar Landeshauptmann Markus Wallner um Hilfe und Vermittlung gebeten.