Wie Tierquälerei-Ermittlungen zum Verdacht auf illegalen Medikamentenhandel führten

Vorarlberg / 14.02.2024 • 21:35 Uhr
Im Bregenzerwald sollen im Sommer zwei Landwirte eine Kuh so an einem Seil gezogen haben, dass die Kuh ihre Zunge (oder zumindest einen Teil davon) verloren hat. <span class="copyright">APA</span>
Im Bregenzerwald sollen im Sommer zwei Landwirte eine Kuh so an einem Seil gezogen haben, dass die Kuh ihre Zunge (oder zumindest einen Teil davon) verloren hat. APA

Ermittlungen wegen Tierquälerei bringen zweites Delikt zum Vorschein.

Schwarzach Vorarlberg ist ein Milch-Land. Seit Jahren wird diskutiert, wie mit den Auswirkungen dieser Feststellung umgegangen werden soll. Jetzt ist diese Diskussion um ein Thema reicher: Oxytocin. Dieses Hormon ist für die Milchproduktion der Kühe verantwortlich. Oxytocin gibt es auch in synthetischer Form, es kann Kühen verabreicht und somit missbräuchlich verwendet werden. Ein Tierarzt muss das Medikament verschreiben. Doch offenbar halten sich manche Landwirte nicht daran. Wie der ORF Vorarlberg berichtet und den VN bestätigt wurde, sind im Zuge von Ermittlungen wegen Tierquälerei auch Verdachtsfälle von Medikamentenschwarzhandel aufgetaucht.

Ausgangspunkt ist ein Fall von brutaler Tierquälerei im August des vergangenen Jahres. VN-Recherchen ergeben zwei unterschiedliche Erzählungen. Nummer eins: Zwei Landwirte sollen im Bregenzerwald während der Klauenpflege eine Kuh mit einem Seil an der Zunge festgebunden haben. Sie sollen so fest daran gezogen haben, dass sie der Kuh die Zunge herausgerissen haben. Anschließend soll das Tier noch fünf Tage gelebt haben, bevor es 350 Kilometer nach Salzburg zur Schlachtung transportiert wurde – statt es notzuschlachten.

Versehen oder Absicht?

Erzählung Nummer zwei: Die Landwirte sollen die Kuh an der Schnauze mit einer Schlaufe angebunden haben. Diese Schlaufe soll dann abgerutscht sein und sich an der Zunge zugezogen haben, wobei die Zungenspitze abgerissen worden sei. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft den genauen Hergang.

Was aber stimmen dürfte: Einer der beiden Landwirte fotografierte das Tier – und zeigte bei einem Treffen im Gasthaus anderen Gästen dieses Bild. Ein Gast wandte sich im Dezember an Vorarlbergs Tierschutzombudsfrau, die daraufhin Anzeige erstattete. Im Zuge der Ermittlungen wurden die Höfe der beiden Landwirte durchsucht. Die Beamten der Polizeiinspektion Hittisau sichteten die Handys, um das Foto zu finden – und stießen auf WhatsApp-Nachrichten mit Medikamentenbestellungen.

Auch hier unterscheiden sich die Erzählungen. Manche sprechen von „großem Stil über lange Zeit“, andere von Einzelfällen, um weite Wege zu Tierärzten zu vermeiden. Offenbar haben Landwirte Medikamente bei deutschen Tierärzten bestellt, statt bei weiter entfernten österreichischen. In Deutschland in der Nähe von Sulzberg soll es einen Kühlschrank gegeben haben, in dem die Medikamente deponiert worden sind.

Den Aspekt des möglichen Schwarzhandels mit Medikamenten wie Oxytocin, Cortison oder Antibiotika hat die Staatsanwaltschaft an die Bezirkshauptmannschaft Bregenz abgetreten.