Jugendlicher prügelte auf Schuldirektor ein

Der Pausenhof wurde zum Schauplatz unfassbarer Szenen. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt der Direktor.
LUSTENAU Direktor Gerd Neururer (60) hat mit „seiner“ Mittelschule Rheindorf, die in der Marktgemeinde Lustenau einen sehr guten Ruf genießt, gewöhnlich viel Freude: ambitioniertes Kollegium, reichhaltiges pädagogisches Angebot, eine Vielzahl an Aktivitäten. Doch das, was sich vor circa vier Wochen an seiner Bildungsstätte in der Rotkreuzstraße abspielte, markierte den absoluten Tiefpunkt in seiner 26-jährigen Amtszeit als Schulleiter.
Gekränkte Ehre
Auf VN-Anfrage bestätigte Neururer den Ablauf des Vorfalls. Eine 15-jährige tschetschenische Schülerin fühlte sich durch einen türkischstämmigen Drittklässler in ihrer Ehre gekränkt. Der Bub habe sich abfällig über ihre Mutter geäußert. Grund genug, einen ihrer Brüder darüber zu informieren.

Dieser erschien schließlich auf dem Schulhof. Er wollte sich auf seine Art um die Angelegenheit kümmern. „Ich war selber auf dem Platz, als ich plötzlich bemerkte, dass der Bruder der Schülerin den türkischstämmigen Buben verprügelte.“ Neururer eilte zum Ort des Geschehens und wollte schlichten. Doch der rabiate Jugendliche schlug schließlich auch auf ihn ein, sodass sich der Direktor wehren musste. Es gelang ihm letztlich, den Aggressor zu bändigen.
Schulverweis des Mädchens
Auch Wochen nach der Tat zeigt sich Neururer vom diesem einmaligen Vorfall betroffen. „Man kann sich ja vielleicht vorstellen, wie man sich als Direktor in einer solchen Situation fühlt“, bemerkt er nachdenklich.
Schockiert ob des Geschehenen war nicht nur er, sondern offensichtlich die ganze Schule. Umgehend wurde eine außerordentliche Konferenz einberufen. „Wir haben dabei einstimmig beschlossen, einen Antrag auf Schulverweis der Schülerin zu stellen“, schildert Neururer die Reaktion auf die Gewalteskalation auf dem Schulhof. Diesem Antrag wurde von der Bildungsdirektion stattgegeben. Die Schülerin wechselte an eine andere Bildungsstätte, wo sie nun das neunte Schuljahr beenden soll.
Familie mit 13 Kindern
Die tschetschenische Familie mit ihren insgesamt 13 Kindern war schon an anderen Orten in Vorarlberg und fiel auch dort unangenehm auf. Sie lebt seit 2005 im Land. Alle Kinder kamen hier auf die Welt.

Direktor Gerd Neururer will das ihm persönlich Widerfahrene zum Anlass nehmen, das System in die Pflicht zu nehmen. „Es muss Strategien geben, wie wir mit solchen Menschen umgehen können. Wir dürfen das Feld da nicht den Rechten mit ihren Parolen überlassen. Eine Familie, deren Kinder alle hier auf die Welt gekommen sind, kann man ja schließlich nicht einfach rausschmeißen“, meint der bekennende Grüne.
Ausdrücklich lobt der Schuldirektor den Kommandanten der Polizeiinspektion Lustenau, wo er den Vorfall anzeigte. „Dieser Mann hat sich sehr professionell und mit viel Hintergrundwissen eingebracht.“