Gewalt an Schulen: Als plötzlich drei ungebetene „Gäste“ die MS Bregenz-Stadt aufsuchten

Angst vor gewaltbereiten Eindringlingen veranlasst Schulen zu besonderen Sicherheitsmaßnahmen.
Bregenz Viel Staub wirbelte der VN-Artikel über einen Lustenauer Schuldirektor auf, der von einem schulfremden Jugendlichen tschetschenischer Abstammung auf dem Pausenhof tätlich angegriffen wurde. Ein Einzelfall? Leider nicht, wie weitere VN-Recherchen zum Thema ergaben. Bedrohliche Vorfälle mit Gewaltpotenzial gibt und gab es auch an anderen Schulen, auch wenn diese in der heimischen Schullandschaft nicht an der Tagesordnung sind.
Ungebetene Besucher
Eine sehr unangenehme Erfahrung dieser Art machte der Direktor der Mittelschule Bregenz-Stadt, Bernhard Posch. „Es war im letzten Jahr. Ich saß in meinem Büro, als plötzlich drei junge Männer hereinkamen. Schulfremde Personen, die ich nicht kannte. Ich machte sie darauf aufmerksam, dass sie nicht berechtigt seien, einfach so hier aufzukreuzen.“ Ein Appell mit überschaubarem Erfolg. Sehr bestimmt, so Posch, hätten sie nach einem Schüler gefragt. Der Direktor ging nicht auf diese Aufforderung ein. Er zog das Handy und wollte die drei Eindringlinge fotografieren, als diese Anstalten machten, gegen ihn vorzugehen. Schließlich verschwanden sie.

Geschlossene Eingangstür
Wie sich gleich einmal herausstellen sollte, handelte es sich bei den ungebetenen Gästen ebenfalls um Burschen mit tschetschenischem Migrationshintergrund. „Einer der drei hat eine ganze Reihe an Vorstrafen“, brachte Posch später in Erfahrung. Der Direktor verwehrt sich jedoch gegen eine Pauschalverurteilung von Tschetschenen. „90 Prozent dieser Volksgruppe, mit der ich an der Schule zu tun hatte, führen sich einwandfrei auf. Sie leiden unter jenen, die das nicht tun.“

Freilich hat dieses Ereignis an der Schule zu Überlegungen für eine Videoüberwachung im Schulinnern sowie zu einer Schließung der Eingangstür geführt. Letzteres wird an der MS Rieden bereits gemacht. „Es gab auch bei uns Vorfälle. Mehr will ich dazu nicht sagen. Das Schließen der Eingangstür ist für uns eine reine Sicherheitsmaßnahme. Die Eltern sollen das Gefühl haben, dass ihre Kinder bei uns sicher sind“, sagt Direktorin Bettina Strobl.
Eintracht an der Ach
Einschüchterungen werden vereinzelt auch aus elementarpädagogischen Einrichtungen gemeldet. Standorte mit einem hohen Migrantenanteil gelten dabei als anfällig dafür. Wie Gefährdungspotenziale wirkungsvoll entschärft werden, zeigt das Beispiel einer Kinderpädagogin des Kindergartens an der Ach in Bregenz. Dort sind 90 Prozent der Kinder mit nicht deutscher Muttersprache.

Yagmur Ylmaz, dienstälteste Pädagogin der Einrichtung: „Ich habe es gelegentlich mit Männern zu tun, die mir nicht die Hand reichen und sehr skeptisch eingestellt sind. Wir versuchen, mit den Eltern sofort sehr intensiv in Kontakt zu treten. Wir wollen ihnen vermitteln, dass wir mit ihren Kindern liebevoll umgehen. Wenn sie das dann auch sehen, wird aus Skepsis bald Unterstützung und Respekt.“ Ylmaz, die selbst einen migrantischen Hintergrund hat, kann sich an keine für sie bedrohliche Situation erinnern.