Kein Baubescheid: Wirbel um Bautätigkeiten für Hofmetzgerei in Langenegg

Behörden haben landwirtschaftlichen Bau in Langenegg im Visier. Arbeiten hätten nie beginnen dürfen.
Langenegg Die Idylle am Rotenberg trügt. An einem der schönsten Plätze der Bregenzerwälder Gemeinde Langenegg sorgt ein Bauvorhaben für Wirbel. Ausstehende Gutachten, ein fehlender Baubescheid und illegale Bautätigkeiten trotz Baustopp halten die Behörden seit Tagen in Atem.

Wände wurden hochgezogen, Bodenplatten betoniert: Für zwei Wochen herrschte auf der Baustelle von Landwirt und Metzger Konrad Schwärzler (30) Hochbetrieb. Dabei fehlt Wesentliches. Einen Baubescheid für das Vorhaben als Hofmetzgerei und Urlaub-auf-dem-Bauerhof-Wohnungen gibt es keinen. Dafür seit dem 12. Februar einen behördlich angeordneten Baustopp, so Bürgermeister Thomas Konrad. Eine entsprechende Meldung ging an die Bezirkshauptmannschaft, die den Fall auch verfolgt, wie das Gemeindeoberhaupt sagt.

Einsicht gab es beim Bauherrn lange Zeit keine, der trotz Verbot weiter betonieren ließ. Davon konnten sich die VN letzten Freitag ein Bild machen. Auch der Gemeinde und der Baurechtsverwaltung Bregenzerwald waren die illegalen Bautätigkeiten nicht unbemerkt geblieben. “Wären die Arbeiten Anfang Woche nicht eingestellt worden, hätten wir mit der Polizei anrücken müssen”, so der Bürgermeister. Die Einsicht kam in letzter Minute.

Weil er dachte, bald einen Baubescheid zu bekommen, habe er erst mit Erdarbeiten begonnen, versucht sich Konrad Schwärzler bei einem Lokalaugenschein auf der Baustelle zu rechtfertigen. Dann sei es zu einem Erdrutsch gekommen, der schließlich eine Gefahr für die Straße dargestellt habe. Schwärzler zeigt Fotos, die das dokumentieren sollen. Eine Bergmauer sollte als Hangsicherung dienen. Das Unrechtsbewusstsein wich jedenfalls nur langsam der Erkenntnis, besser mit den Behörden zu kooperieren. “Es war ein Fehler, wofür ich mich auch entschuldigen werde. Die Arbeiten sind jetzt eingestellt”, so Schwärzler.

Das Bauvorhaben sorgt schon länger für Diskussionen. Es sei allen von Anfang an klar gewesen, dass es sich um ein sensibles Projekt handle, wo man genau hinschauen müsse, so Bürgermeister Konrad. Kritische Stimmen äußerten zudem rasch den Verdacht, mit der Hofmetzgerei könnte unter dem Deckmantel landwirtschaftlicher Tätigkeit ein gewerblicher Schlachthof errichtet werden.

Tatsächlich fehlt bis heute ein wesentliches Gutachten der Abteilung “Landwirtschaft und ländlicher Raum”, das auf Basis des Betriebskonzepts klären soll, ob es sich eben um ein landwirtschaftliches oder gewerbliches Projekt handelt, erklärt Bürgermeister Thomas Konrad. Säumig ist der Bauherr auch mit einem Gutachten für die Abwasserproblematik, heißt es bei den Behörden.

Landwirt Konrad Schwärzler kann die Aufregung nicht nachvollziehen. Geplant sei eine Kleinkläranlage, letzte Details des Gutachtens würden nur deshalb noch ausstehen, weil ein Labor zu spät geliefert habe. In den nächsten Tagen schon soll alles vorliegen. Zweifel daran, dass es sich nicht um eine Hofmetzgerei handeln könnte, seien völlig unbegründet. 60 bis 70 Schweine, dazu Rinder und Kälber werden auf dem Hof gezüchtet und sollen vor Ort geschlachtet werden. Ein kleiner Hofladen und zwei Wohnungen für “Urlaub am Bauernhof” runden demnach das zuletzt verkleinerte Projekt ab, beschreibt Schwärzler.

Hinter der Fortsetzung des „sensiblen Bauprojekts“, wie es Bürgermeister Thomas Konrad nennt, steht ein Fragezeichen. Der Ball liegt bei den Behörden. Das wenig sensible Vorgehen des Bauherrn dürfte bei den Skeptikern allerdings weiteres Misstrauen geschürt haben. Einige fürchten Geruchs- und Lärmbelästigungen und eine Wertminderung der umliegenden Immobilien. Es sind Anrainer, die namentlich nicht in der Zeitung stehen möchten. Andere, von den VN befragt, sehen das Bauvorhaben weniger kritisch. Sie unterstützen das Projekt mit Hofmetzgerei ausdrücklich, wie sie sagen.
