Ekel-Fund in Schoko-Tafel lässt Josef Huchler keine Ruhe

Dem 77-jährigen Pensionisten aus Klaus ist der Appetit auf
Schokolade gründlich vergangen.
Klaus Er wollte genüsslich ein Stück Schokolade auf der Zunge zergehen lassen. Als Josef Huchler dann zubiss, spürte er plötzlich einen Schmerz. “Zuerst habe ich gedacht, dass es eine harte Nuss ist”, erinnert sich der 77-Jährige im Gespräch mit den VN. Was er dann allerdings sah, hat ihm den Appetit auf Schokolade gründlich genommen.

Ein Stiftzahn soll, so schildert Huchler, in der Schokoladentafel mit verarbeitet gewesen sein. Beim Biss darauf habe sich eine Plombe des eigenen Zahns gelöst. Weil einem das sowieso niemand glauben würde, habe er das Beweisstück samt Schokolade in ein Plastiksäckchen gegeben, erzählt er heute. Fast ein Jahr ist das mittlerweile her und hat Rechtsanwälte und Hersteller gleichermaßen beschäftigt.

In Aufzeichnungen hat Josef Huchler alles akribisch festgehalten. Wie er am 27. Februar 2023 in einem Lebensmittelmarkt in Weiler seine Lieblingssorte Traube-Nuss von Milka gekauft und zwei Tage später geöffnet hat. Vom Ekel-Erlebnis wollte anfangs niemand etwas wissen. Vom Lebensmittelhändler wurde der Pensionist an den Produzenten der Schokoladentafel verwiesen.

Wenn Josef Huchler von seinem Schokolade-Erlebnis erzählt, schüttelt es ihn noch immer. Drei Tage lang habe er nichts mehr essen können, so der gelernte Tischler. Nie zuvor habe er so etwas Ekeliges erlebt und mit der eigenen Zahnarztrechnung auch finanzielle Unannehmlichkeiten erfahren. 420 Euro hat die Reparatur der Plombe gekostet. Eine Anwaltskanzlei sollte ihm zu seinem Recht verhelfen.

Die Kanzlei “Advokaten Keckeis Fiel Scheidbach OG” hatte sich des Falles angenommen und in einem Forderungsschreiben an den Milka-Hersteller Mondelez die Kosten der Zahnbehandlung, die 1,29 Euro für die Schokotafel und 1000 Euro Schmerzengeld in Rechnung gestellt. Beweismaterial wurde vom Produzenten angefragt. Dazu habe man den Stiftzahn gescannt und gemeinsam mit der Produktkennzeichnung (Anm.: LOT-Nummer) nach Wien übermittelt, heißt es dazu aus der Kanzlei. Das Original verblieb bis heute gemeinsam mit der geöffneten Schokoladentafel in Feldkirch.

Das Antwortschreiben fiel ernüchternd aus. Mit Hinweis auf die hohen Produktionsstandards und weil keinem der Mitarbeiter ein Stiftzahn fehlen würde, hätte Mondelez die Forderung abgelehnt, sagt Mag. Caprice Jussel, zuständige Sachbearbeiterin in der Kanzlei. Gegenüber den VN argumentiert der Lebensmittelkonzern, dass “der Fall sorgfältig geprüft und die Vorgehensweise mit der zuständigen Behörde abgestimmt” worden sei. “Wir konnten den geschilderten Schadenshergang nicht nachvollziehen”, so das Unternehmen in einer schriftlichen Stellungnahme. Nähere Details könne man aus Gründen der Vertraulichkeit nicht nennen.

Ein Gericht hätte klären können, ob Josef Huchler eine Entschädigung für die erlittenen Unannehmlichkeiten zusteht. Dafür müsste der Pensionist klagen, würde zumindest zum Teil das Prozesskostenrisiko tragen. Dazu wird es nicht kommen. Er könne es sich einfach nicht leisten, sagt Huchler. 300 Euro hat ihm seine Rechtsschutzversicherung geboten, um davon Abstand zu nehmen. Damit seien allerdings noch nicht einmal die Zahnarztkosten abgedeckt. Dass ein Konzern mit Milliardenumsätzen so viel Kälte zeigen könnte, damit habe er nicht gerechnet, sagt Huchler. Und Lust auf Schokolade hat er jetzt auch keine mehr.