Debüt auf Schiene: Alles neu im Nachtzug

Der neue Nachtzug der ÖBB ist ab sofort auch zwischen Wien und Bregenz unterwegs.
Wien, Bregenz Dienstagabend, kurz nach 23 Uhr. Der Nachtzug nach Bregenz hat vor wenigen Minuten den Hauptbahnhof Wien verlassen. In der Luft liegt eine geradezu festliche Stimmung. Das kommt nicht von ungefähr. Es ist die Premierenfahrt des neuen Nightjets auf der Strecke Wien-Bregenz. Mit an Bord sind daher auch etliche ÖBB-Verantwortliche und die VN.

Der Ruf der Nachtzüge hat in den letzten Jahren schwer gelitten. Fahrgäste berichteten von chronisch überfüllten und total veralteten Liegewagen, von technischen Problemen und chaotischen Zuständen. Davon kann auch Achim Schneeberger (59) ein Lied singen. Der Hautarzt fährt von Berufs wegen meist einmal in der Woche mit dem Zug von Wien nach Vorarlberg und retour. Bislang seien auf der Strecke nicht nur ziemlich alte Waggons im Einsatz gewesen, zuletzt seien sie auch nicht gefahren, wie geplant. „Sie sind immer wieder ausgefallen. Das war ein bisschen mühsam. Irgendwann im Laufe des Tages hat man die Meldung bekommen, der Schlafwagen fällt aus, und man liegt irgendwo anders’“, schildert der Mediziner, der sich für die erste Fahrt im neuen Nightjet eine sogenannte „Mini Cabin“ gebucht hat. Die „Mini Cabins” sind neu in der Nachtzugwelt. Wenn man die kleine Tür der Schlafkapseln zuschiebt, ist man vom Gang abgeschirmt, pro Kabine gibt ein Schließfach für das Handgepäck und ein Schuhfach.





„Es ist eigentlich eine nette Variante, so zu fahren. Ein bisschen eng, aber Privatsphäre scheint da zu sein. Wenn man öfter fährt, hat man alle möglichen Leute. Wenn dann jemand seine Burger isst, ist es nicht mehr ganz so witzig“, merkt Achim Schneeberger an. In der Mini-Kabine nebenan liegt Andreas Prasch. Für den 48-jährigen Nonnenhorner ist es die erste Fahrt mit einem Nachtzug der ÖBB. „Es ist eng, aber witzig. Ich bin gespannt, wie es mit der Temperatur ist“, sagt er. Andreas Prasch hat den Nightjet bereits im November bei der Präsentation in Bregenz besichtigt. Die Fahrt in der Nacht auf Mittwoch hat er sich sozusagen zu seinem Geburtstag geschenkt, den er in einer Viertelstunde feiert.




In den Nachtzügen der neuen Generation, die bisweilen auf den Strecken Innsbruck-Hamburg, Wien-Hamburg und nun auch Bregenz-Wien unterwegs sind, gibt es je zwei Sitzwagen, drei Liegewagen und zwei Schlafwagen. In den Liegewagen befinden sich die „Mini Cabins“ und die 4er-Abteile, in den Schlafwagen die luxuriöseren 2er-Abteile mit dickeren Matratzen und die Decken und privatem Sanitärbereich. Wie viel eine Fahrt kostet? Je nachdem. In den Nightjets wurde mit dem Fahrplanwechsel ein dynamisches Preissystem eingeführt. Die Preise variieren je nach Nachfrage und Auslastung. Fix ist nur: Im günstigsten Fall kostet ein Sitzplatz 24,90 Euro, ein Abteil im Liegewagen 39,90 Euro und ein Abteil im Schlafwagen 69,90 Euro.





Ganz so gut geschlafen habe er nicht, räumt Andreas Prasch am nächsten Morgen ein. „Aber es war auf jeden Fall ein Erlebnis. Der Zug ist absolut laufruhig. Das war sehr angenehm. Wenn man mit wenig Gepäck reist, ist die Mini Cabin mit Sicherheit eine Alternative”, lautet sein Resümee. Ein Mann, der das Gespräch mitverfolgt hat, möchte künftigen Passagieren vor allem einen Tipp ans Herz legen: Nicht die Koje direkt neben den Toiletten buchen. “Ich habe jede Klospülung und jede Türöffnung gehört”, ergänzt er. Die Nacht in der “Schlafwagen comfort”-Kabine war da wesentlich ruhiger …

