Parkfalle entschärft: “Mir fällt ein Stein vom Herzen”

Vorarlberg / 07.04.2024 • 09:00 Uhr
Parkfalle entschärft: "Mir fällt ein Stein vom Herzen"
Günther Kampl ist zufrieden. VN/MIG/Steurer

Günther Kampl (83) wollte andere vor einer bösen Überraschung warnen und freut sich jetzt über eine neue Beschilderung.

Lauterach Der Ärger war groß. “Da hat es jemand darauf angelegt, dass ich in die Parkfalle tappe”, ärgerte sich Günter Kampl beim VN-Lokalaugenschein vor zwei Wochen und wollte andere davor warnen, dass ihnen nicht ähnliches widerfährt. Ganz unbegründet dürfte sein Verdacht nicht gewesen sein. Mittlerweile jedenfalls weisen große Schilder darauf hin, dass Parken hier nicht erlaubt ist. “Mir fällt ein Stein vom Herzen”, so der pensionierte Verwaltungsbeamte.

Parkabzocke Lauterach
Günter Kampl zeigt auf den Parkplatz und das Schild, das ihm zum Verhängnis wurde. “Das konnte ich nicht sehen”. VN/Steurer

Das war vor Kurzem noch anders. Ein gutes Dutzend Parkplätze, die meisten unbeschriftet und kostenfrei nutzbar, stehen Patienten und Kunden des Geschäftsgebäudes Bundesstraße 32a in Lauterach zur Verfügung. Günter Kampl hatte einen Physiotherapie-Termin, parkte sein Auto auf einem von zwei Stellflächen mit Firmenschild und dem Hinweis, widerrechtlich abgestellte Fahrzeuge würden eine Besitzstörungsklage erhalten. Der Haken: Die Schriftgröße war mit vier Millimetern so gewählt, dass die Warnung ohne Lupe praktisch unlesbar war. 323,86 Euro sollte Günter Kampl später ein Anwaltsschreiben kosten.

Parkabzocke Lauterach
Die Schrift mit dem Hinweis zur Besitzstörungsklage war nur vier Millimeter groß. VN/Steurer

Kampl ist längst kein Einzelfall. Vielen ihrer Patienten und Kunden sei es ähnlich ergangen, berichten andere Mieter des Gebäudes und orten ein Geschäftsmodell hinter den Besitzstörungsklagen. Der Haussegen hängt jedenfalls schon länger schief und gipfelte unlängst in einer regelrechten Parkplatz-Posse, die auch die Polizei beschäftigte. Unbekannte hätten das umstrittene Firmenschild heruntergerissen, sagt Thomas Fricke, Inhaber der gleichnamigen Personalmanagement- und Unternehmensberatung, in deren Auftrag als Mieter der Parkplätze die kostspieligen Unterlassungsaufforderungen verschickt werden.

Parkfalle
Mittlerweile sind gut sichtbare Abschlepp-Hinweise angebracht worden. Wie lange sie dort stehen werden, ist allerdings unklar. VN/Gasser

Er habe neue Schilder in Auftrag gegeben, sagt Fricke. “Die Schrift ist größer und damit besser lesbar.” Der Eigentümer der Büroflächen, Bauunternehmer Edwin Kalb, ist einen Schritt weitergegangen, hat große Abschlepptafeln angebracht. Es solle klar sein, dass hier nicht geparkt werden dürfe. Ganz zur Freude von Günter Kampl. “Mir ging es immer nur darum, andere vor dieser Parkfalle zu warnen.”

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Alles eitel Wonne? Eher nicht. Die großen Abschlepp-Hinweise dürften nur ein Provisorium sein, wie Thomas Fricke wissen lässt und wieder dezenteren Schildern weichen. Überhaupt könnten die teuren Unterlassungsaufforderungen ein Nachspiel haben, weil zumindest ein Schild auf einem Parkplatz angebracht war, der gar nicht zum Mietobjekt gehört. Angespannt dürfte auch die Stimmung unter den Mietern bleiben. “Dass hier einer als einziger Verbotsschilder anbringt, ist einfach lächerlich”, befindet Regina Reininger, die im Haus eine Physiotherapie-Praxis betreibt. Zumindest würde sich jetzt niemand mehr versehentlich dort hinstellen, ortet sie einen kleinen Fortschritt. Die Parkfalle scheint wenigstens etwas entschärft.