Masern im Land: „Vor allem Kleinkinder gefährdet“

Vorarlberg / 08.04.2024 • 06:00 Uhr
ABD0167_20190131 – WIEN – …STERREICH: ++ THEMENBILD ++ ZU APA0332 VOM 31.1.2019 – Illustration zum Thema Masernimpfung. Im Bild: Impfstoff gegen Masern aufgenommen am Donnerstag, 31. JŠnner 2019, bei einem Kinderarzt in Wien. – FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH
Impfen würde helfen. Das Problem ist jedoch, dass zu viele ungeimpft sind. So kann sich Masern wieder ausbreiten. Foto: APA

Geplante Ausrottung gescheitert: Allein in Vorarlberg gibt es heuer schon 21 Fälle.

SCHWARZACH. Vor einigen Jahren hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Ziel ausgegeben, Masern auszurotten. „Es wird beim Ziel bleiben“, sagt Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher: In Vorarlberg zum Beispiel gibt es heuer bereits 21 Fälle. Das klingt nach wenig, ist aber viel: Es handelt sich um eine hochansteckende, gefährliche Krankheit. Und: Vorliegende Daten zeigen, dass es von 1990 bis 2023 oft keine, nie mehr als elf und insgesamt gerade einmal 28 bestätigte Fälle gegeben hat im Land. Sprich: Allein heuer könnten es mehr werden.

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Wie Grabher bestätigt, hat das nicht nur damit zu tun, dass es erst seit 2001 eine Meldepflicht gibt und dass man seit der Coronapandemie etwas genauer hinschaut bei Infektionen: „Die Durchimpfungsrate ist zu niedrig. Sie müsste 95 Prozent betragen. Dann könnte man Masern ausrotten. Davon haben wir uns jedoch entfernt.“

„Masern ist eine schwere Erkrankung“, betont der Gesundheitsexperte Armin Fidler: „Sie geht häufig anheim mit einer Lungenentzündung. Noch nicht so lange bekannt ist, dass zudem Gedächtniszellen des Immunsystems zerstört werden. Das bedeutet, dass es bei Kindern in weiterer Folge oft auch noch zu anderen Infektionen kommen kann.“

<p class="caption">Harald Geiger hofft für sich und seine Kollegen, dass sich die Lage bald beruhigt.</p>
„Wir haben Fälle bei ungeimpften Kindern und sehen die Komplikationen“, sagt Harald Geiger vom Kinderärztezentrum in Dornbirn. Foto: VN/Lerch

Bemerkbar macht sich Masern durch Fieber, Schnupfen, Husten und eine Bindehautentzündung sowie einen Ausschlag mit roten Flecken im Gesicht, am Hals und schließlich am ganzen Körper.

„Wir haben Fälle bei ungeimpften Kindern und sehen die Komplikationen“, berichtet Harald Geiger, Leiter des Kinderärztezentrums in Dornbirn: „Schwerkranke Kinder mit Pneumonie (Lungenentzündung) etc. Es ist ein Glück, dass noch kein ungeschützter Säugling dabei war.“

ABD0041_20240215 – WIEN – …STERREICH: ++ THEMENBILD ++ Illustration zum Thema “Masern / Impfung / Masernimpfung”. Ein Impfpass aufgenommen am Donnerstag, 15. Februar 2024, in Wien. Die steigenden MasernfŠlle in …sterreich sind auf die sinkenden Durchimpfungsraten zurŸckzufŸhren. Wie aus einer Anfragebeantwortung durch den Gesundheitsminister zu entnehmen ist, sank die Zahl der abgerufenen Kombinationsimpfungen gegen Masern-Mumps-Ršteln […]
Alexandra Rümmele-Waibel, Kinderärztin in Hohenems, rät allen, im Impfpass nachzuschauen, ob beide Impfungen vorhanden sind. Foto: APA

Die Masernimpfung ist wirksam. Genauer: Notwendig sind zwei Impfungen. Zunächst sind zumindest Säuglinge aber ungeschützt. Die erste Impfung wird erst ab dem vollendeten neunten Lebensmonat empfohlen, die zweite mindestens drei Monate später. Alexandra Rümmele-Waibel, Kinderärztin in Hohenems, rät allen, im Impfpass nachzuschauen, ob beide Impfungen vorhanden sind.

Auch für sie als Ärztin ist Masern zu einem Thema geworden: „Man ist deutlich sensibilisiert dafür.“ Schon bei jungen Patienten mit einem Ausschlag sei die Vorsicht noch größer als bisher. Auch, weil es darum gehe, Ansteckungen zu verhindern: „Vor allem Kleinkinder sind gefährdet.“

Pressegespräch Ärztekammer Vorarlberg #genug Corona Fakten zur Corona Impfung Der einzige Weg aus der Krise
„Auf der einen Seite gibt es mehr Skeptiker. Auf der anderen Seite sind mehr Eltern aufgeschlossen für eine Impfung”, so Alexandra Rümmele-Waibel. Foto: VN/Mayer

Die Corona-Pandemie ist für Rümmele-Waibel nur noch eine Ausrede in Bezug auf die Impflücke, also weniger als 95 Prozent Geimpfte: „Das kann man nicht mehr darauf schieben. Was damals nicht erfolgt ist, ist nachgeholt worden.“ Jedenfalls bei Impfwilligen bzw. deren Kindern.

Wobei die Kinderärztin eine bemerkenswerte Entwicklung sieht: „Was man spürt, ist, dass es auf der einen Seite mehr Impfskeptiker gibt. Auf der anderen Seite erleben wir in der Praxis aber auch, dass mehr Eltern aufgeschlossen sind für eine Impfung.“