“Wenn jetzt der Frost kommt, dann gute Nacht”

Die Erdbeersaison startet aufgrund der milden Temperaturen verfrüht. Frost könnte für die Pflanzen jetzt aber verheerend sein, sagt Beerenbauer Peter Winder.
Dornbirn Peter Winder (54) hat eine schlaflose Nacht hinter sich. “Ich bin um drei Uhr wegen des Sturms aufgewacht und bin gleich aufs Feld, um zu kontrollieren, ob die Folientunnel noch stehen”, erzählt er. “Glücklicherweise ist nichts passiert.” Wie schnell sich das Wetter auf seine Ernte auswirken kann, weiß der Landwirt aus 30-jähriger Erfahrung. “Da muss man immer mit allem rechnen.”

Auf zwei Hektar bauen Peter und sein Bruder Martin Winder im Dornbirner Ried Erdbeeren an, zwei Drittel davon unter Folientunneln. Im Freiland beginnt die Erdbeerzeit aufgrund der bisher sehr milden Temperaturen zwei bis drei Wochen früher als sonst. “Das hat es noch nie gegeben, an solche Temperaturen im April kann ich mich nicht erinnern”, sagt Peter Winder.

Nun macht er sich Sorgen um den Wetterumschwung, denn eine Kaltfront bringt in diesen Tagen eine markante Wetterumstellung mit dichten Wolken, Regen und Schnee ab 1000 Metern. “Jetzt ist alles in voller Blüte. Wenn jetzt noch einmal der Frost kommt, dann gute Nacht, dann ist die Ernte zerstört. Glücklicherweise können wir die Pflanzen in den Tunneln gut schützen, alles, was im Freiland wächst, ist gefährdet.”

Im Jahr 2017 hatte der späte Frost im April die Ernte fast vollständig ausfallen lassen. “Wir hatten keine Freiland-Erdbeeren und keine Zwetschken”, erinnert er sich zurück. Die nächsten Wochen werden laut Peter Winder noch eine Zitterpartie. “Man sitzt immer ein bisschen auf Nadeln, bis die Eisheiligen vorbei sind. Danach ist es der Hagel, der einem Sorgen bereitet.”
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Peter Winder, der mehrere Sorten Erdbeeren anbaut, geht davon aus, dass in zwei Wochen die ersten Erdbeeren vom Feld geholt werden können. Gleichzeitig wird es dann auch dem Spargel an den Kragen gehen – etwas später als sonst. “Da der März sehr nass war, konnten wir nicht starten. Hätten wir die Dämme schon vor drei Wochen mit den Folien abgedeckt, würden die Spargelstangen schon aus dem Boden herausschauen”, erklärt der Landwirt, der den Spargel auf rund einem Hektar anbaut. Verkauft wird er im hauseigenen Hofladen: “Das ist der typische Bauernspargel, der auch mal krumm und nicht ganz perfekt sein kann – aber geschmacklich ist er trotzdem einmalig.”
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Infogram angezeigt.

Ob es ein gutes Erntejahr wird, wird sich noch zeigen. Peter Winder will diesbezüglich noch keine Prognose abgeben, bleibt aber optimistisch. “In der Landwirtschaft gibt es gute und schlechte Jahre, daran habe ich mich schon lange gewöhnt. Man braucht einfach gute Nerven und ein bisschen Humor.”

Erdbeerbauern in Vorarlberg
In Vorarlberg gibt es fünf Erdbeerbetriebe, meist im Rheintal und Rheindelta. Ein Betrieb kultiviert auf 1.000 Metern am Sulzberg. Die Anbaufläche beträgt etwa 6 Hektar. Das entspricht ca. 100 Tonnen Erdbeeren. Selbstpflück-Betriebe gibt es derzeit in Vorarlberg keine.