Restaurant Färber’s schließt: “Wahrscheinlich kommen mir im Herbst die Tränen”

Nach rund sieben Jahren verabschiedet sich Familie Grassl im Herbst aus dem Lokal in Rhomberg’s Fabrik.
Dornbirn Über 20 Jahre lang war Oswald Grassl in der Gastronomie tätig und überzeugte seine Gäste mit einer gutbürgerlichen Küche sowie abwechslungsreichen Mittagsmenüs zu fairen Preisen. Nach fast 14 Jahren im Kohlereck im Dornbirner Hatlerdorf übernahm der Wirt mit seiner Familie und seinem Team vor rund sieben Jahren das Restaurant “Färber’s” in Rhomberg’s Fabrik. Im Herbst wird nun Schluss sein. Dann wird die Familie in den alten Gemäuern zum letzten Mal aufkochen.

Der Abschied kündigte sich schon seit geraumer Zeit an, sagt Oswald Grassl im Gespräch mit den VN. “Corona hat alles verändert”, unterstreicht der Wirt. “Bis dahin ist alles super gelaufen, wir haben uns auch mit unserem Take-Away-Angebot während der Pandemie einen guten Namen gemacht. Dann kam aber auch noch die Teuerung dazu.” Das Hauptgeschäft sei mit den Mittagsmenüs gemacht worden, das von den Firmenmitarbeitern auf dem Areal gerne in Anspruch genommen wurde. “Da fällt die Teuerung natürlich umso stärker ins Gewicht, weil man die Preise nicht entsprechend anpassen kann. Ich kann für ein Mittagsmenü nicht 16 Euro verlangen. Das hätten wir aber gebraucht, damit noch etwas übrig bleibt”, erzählt der Gastronom. “Irgendwann muss man eben entscheiden, ob es sich noch rentiert oder nicht.”


Auch die Größe des Lokals mit rund 90 Plätzen im Innenbereich und 100 Plätzen im Gastgarten stellte den Betreiber vor Herausforderungen. “Bei dieser Größe braucht man genügend Personal und das ist in diesen Zeiten schwer zu bekommen. Wenn der Gastgarten brummt, ist das als Familienbetrieb kaum zu bewältigen.”

Auch das Gästeverhalten habe sich in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. “Aufgrund der Teuerung gehen die Leute weniger essen”, sagt der gelernte Koch. Das sei vor allem beim Abendgeschäft zu spüren. Oswald Grassl war es wichtig, frühzeitig die Reißleine zu ziehen. “Ich bin knallhart, wenn es um das Geschäftliche geht. Wenn ich sehe, dass die Zahlen nicht mehr passen, muss ich reagieren, bevor ich Schulden mache.” Den Betrieb verlasse er daher im Herbst mit ruhigem Gewissen. “Ich kann mit Stolz behaupten, sehr gut gewirtschaftet zu haben und alles versucht zu haben.” Das mache den Abschied umso leichter. Nichtsdestotrotz spiele ein bisschen Wehmut mit. “Wahrscheinlich kommen mir im September schon die Tränen, wir haben das ja mit Herzblut gemacht.”

Anfang September möchte sich die Wirtefamilie standesgemäß von ihren Gästen verabschieden. Eine Woche lang soll es “All You Can Eat”-Buffets zu günstigen Preisen geben. “Die Gäste sollen es noch einmal so richtig genießen, bevor wir gehen”. Wer das Restaurant in Rhomberg’s Fabrik übernimmt, ist noch offen.

Ans Aufhören denkt der 61-Jährige aber noch lange nicht. “Ich bin noch jung genug. Vielleicht finde ich ein kleines Restaurant, das ich mit dem engsten Familienkreis betreiben kann. Man muss schließlich arbeiten, damit man jung bleibt”, betont er lächelnd, bevor es sich der Vorbereitung auf das Mittagsgeschäft widmet.


