Experte warnt: „PV-Speicher sind genauso kritisch“

Vorarlberg / 14.04.2024 • 17:00 Uhr
<p class="caption">Die Feuerwehr Götzis musste zu einem Brandeinsatz beim örtlichen Friedhof ausrücken. <span class="media-container dcx_media_rtab" data-dcx_media_config="{}" data-dcx_media_type="rtab"> </span><span class="marker">feuerwehr Götzis<br/></span></p>

Akkubrände sind kompliziert. Einen Havarieplatz gibt es bislang im Land nicht.

Feldkirch Es kann jederzeit passieren. Ein E-Auto geht in Flammen auf. Feueralarm! Was passiert? Die Feuerwehr rückt aus. Ist der Akku vom Brand betroffen, hilft meistens nur kühlen, kühlen, kühlen. „Kompliziert werden diese Einsätze in der Regel erst im Nachgang, da es sich bei Akkubränden um unaufhaltbare und unumkehrbare Reaktionen handelt. Sobald der Brand unter Kontrolle ist und sich herausstellt, dass der Akku in Mitleidenschaft gezogen wurde, kann über die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle eine von zwei sogenannten Havariemulden, die bei der Feuerwehr Dornbirn und dem Landesfeuerwehrverband in Feldkirch stationiert sind, angefordert werden. Darin kann jener Teil des Fahrzeugs, wo der Akku verbaut ist, unter Wasser gesetzt werden“, erläutert Thomas Brugger, der beim Landesfeuerwehrverband (LFV) für Gefahrstoffe, Strahlenschutz und Umwelttechnik zuständig ist, das weitere Prozedere. Für die Feuerwehr ist der Fall nach dem Löschen erledigt, für andere nicht.

Zementwerk in Lorüns Schienen Horst und Christian Böhler Portrait
Entsorgungsspezialist Horst Böhler. VN/Paulitsch

24 Stunden am Tag

Ein Großteil der beschädigten Lithium-Ionen-Akkus, die in Vorarlberg entsorgt werden müssen, landen bei der Firma Böhler in Feldkirch-Gisingen. Seniorchef Horst Böhler (76) bereiten die brennenden Batterien schon länger Kopfzerbrechen. Er mahnt an: „Wenn das Auto im Havariecontainer ist, kann man es nicht einfach in die freie Natur stellen. Es sollte auf einem Platz sein, wo es automatisch überwacht wird und einen solchen haben wir in Vorarlberg nicht.“ Die Frage, an der sich die Geister bisweilen scheiden, ist, wer diesen Havarieplatz bauen soll. „Ich sehe es nicht unbedingt als Aufgabe der Entsorger, ein Notlager zu bauen“, betont Horst Böhler. Er habe das Ganze schon einmal kalkuliert und es rentiere sich nicht. Außerdem müsse man 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr parat sein. Seitens des Landesfeuerwehrverbands heißt es: „Die Feuerwehr ist für den abwehrenden Brandschutz zuständig. Die Entsorgung des Fahrzeugs obliegt nicht uns.“ Grundsätzlich müssen Fahrzeuge mit beschädigtem Akku aufgrund der Gefahr von Rückzündungen aber gesichert abgestellt werden, bei Bedarf würden sie in der Havarie-Mulde belassen.

Feuerwehr – Einsatz mit Atemschutz und Herausforderung E-Autos und E-Bikes, Wartung und Service Atemschutz, mit Werner Fend, Danach treffen wir noch Thomas Brugger, Experte für brennende E-Autos, E-Bikes, etc.
Thomas Brugger ist beim Landesfeuerwehrverband (LFV) für Gefahrstoffe, Strahlenschutz und Umwelttechnik zuständig. VN/STeurer

Dreimal in der Nacht

Doch wo sollen die Container abgestellt werden und wer überwacht sie, bevor sie am Ende zu der Recyclingfabrik ins Ruhrgebiet gefahren werden? Vor einigen Monaten habe man ihnen mehrere Batterien nach einem Brand auf den Platz gestellt, berichtet Horst Böhler. „Wir hatten natürlich überhaupt keine Gaudi. Weil man nicht gewusst hat, ob die Vehikel in der Nacht weitergehen, musste ich dreimal in der Nacht runterfahren und mit der Thermokamera prüfen, ob sie ruhig sind oder nicht.“ Der Entsorgungsprofi könnte sich vorstellen, dass die illwerke vkw und der ÖAMTC künftig diese Aufgabe übernehmen. Thomas Brugger erläutert auf VN-Nachfrage: „Derzeit wird seitens des Landes und in Zusammenarbeit mit der Brandverhütungsstelle an einer Lösung gearbeitet. Dabei werden Abläufe definiert, die den Umgang und die Überwachung der havarierten Fahrzeuge zum Beispiel bei den Autohändlern beschreiben.“

PV-Speicher

Für Horst Böhler sind die E-Autos indes nur ein Teil des Problems. Die Stromspeicher von PV-Anlagen seien genauso kritisch, sagt er. „Das wird in absehbarer Zeit kommen. Die meisten PV-Speicher sind erst drei, vier Jahre alt. Ab zehn Jahren werden sie kritisch. Bei E-Rädern ist es genau das Gleiche. Wir haben auch E-Busse im Land und was als Nächstes kommt, sind die E-Lkw“, warnt der Experte. Der Vorfall in Niederösterreich, wo in der Vorwoche ein PV-Speicher in einem Wohnhaus Brand geraten ist, ist auch dem Landesfeuerwehrverband bekannt. Kellerbrände stellen die Feuerwehr generell vor große Herausforderungen. „Mit der Zunahme von PV-Speichern wird auch die Wahrscheinlichkeit größer, dass es zu Ereignissen kommen wird“, meint auch Thomas Brugger.

<p class="caption">Der Antrag für Förderungen wurde einstimmig angenommen.<span class="media-container dcx_media_rtab" data-dcx_media_config="{}" data-dcx_media_type="rtab"> </span><span class="marker">vn/steurer</span></p>

In Österreich geht man davon aus, dass es jede Woche zu einem Batteriebrand kommt. Horst Böhler urgiert: „Sie müssen beim Land etwas tun. Sie können sich ja nicht darauf verlassen, dass einfach immer jemand da ist, der sich darum kümmert. Ein Havarieplatz muss auf das Alarmsystem aufgeschaltet, mit Thermokamera und automatischer Löscheinrichtung versehen sein.“