Psychiater Haller begutachtete den Serienmörder Jack Unterweger: „Ein klassischer, bösartiger Narzisst“

Jack Unterweger hat auch in Vorarlberg sein Unwesen getrieben. Angeklagt wegen 11-fachen Mordes hat vor 30 Jahren, am 20. April 1994, der Geschworenenprozess gegen den „Knastpoeten” in Graz begonnen. Sein damaliger Gutachter Reinhard Haller analysiert im ersten Teil der VN-Serie die Psyche des Serienmörders.
Bregenz, Wien, Graz Jack Unterweger hatte psychiatrische Untersuchungen vorerst kategorisch abgelehnt. Im Verlauf des Prozesses am Landesgericht Graz erklärte er sich schließlich zu Befragungen durch Reinhard Haller bereit.
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“Begeisterter Applaus”
Im Gespräch mit dem freien Journalisten Gernot Hämmerle für die VN erinnert sich der renommierte Experte an seine damalige Beschäftigung mit dem prominenten Häftling – und was er diagnostizierte: „Unterweger hat sich nach seiner Haftentlassung im ersten Mordfall als der erfolgreiche Resozialisierungsfall der österreichischen Kriminalgeschichte präsentiert und begeisterten Applaus von allen Seiten bekommen. Diese Rolle hat er bis zum Schluss perfekt durchgespielt und dabei ist er geblieben. Aber er war von seiner Persönlichkeit her ein klassischer böser Narzisst. Solche Menschen sind nicht psychisch krank, sondern in ihrer Persönlichkeit und Charakterstruktur gestört.“

Kriminelle Vorgeschichte
Unterweger habe eine lange kriminelle Vorgeschichte gehabt. Er sei in seiner Jugend nicht nur drogensüchtig gewesen, sondern hätte schon damals Zuhälterei, Eigentumsdelinquenz und Gewalttätigkeiten verübt.

Laut Haller sind bösartige Narzissten sadistisch. „Sie schöpfen ihre sexuelle Befriedigung aus dem Quälen anderer Menschen, vornehmlich der Sexualpartner. Bösartige Narzissten sind paranoid und in krankhafter Weise misstrauisch. Das macht sie so gefährlich, weil sie ihre Taten nicht spontan verüben, sondern genau planen. Sie überlegen genau, welches Opfer für sie infrage kommt. Wer wird nicht gleich vermisst, wer steigt in ein fremdes Auto ein, wie kann er diesen Menschen in seinen Einflussbereich bekommen? Das sind natürlich Prostituierte.“

Seine Wirkung auf Frauen
Auf die Frage, wie Jack Unterweger auf Frauen gewirkt habe, zitiert der Gerichtspsychiater den Serienmörder selbst. So habe Unterweger unter anderem gesagt: „Da gibt es die sogenannten Hofratsgattinnen, die wollten einfach ein sexuelles Abenteuer mit einem Mörder haben.“
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Während einer Gesprächspause habe Unterweger Haller einmal die Post gegeben, die er innerhalb eines einzigen Tages erhalten habe. Es seien 42 Schreiben gewesen, alle von Frauen. Von einer schwedischen Filmschauspielerin über ganz gewöhnliche Frauen bis hin zu einer Klosterschwester. Sie alle hätten Unterweger versichert, ihm zu helfen und dass sie ihn lieben. „Das hat er ausgenützt“, so Haller.
Der Fall Unterweger in den VN
Von Dezember 1990 bis zum 1. Juli 1994 begleiteten die Vorarlberger Nachrichten den Fall der zuerst noch als abgängig gemeldeten Prostituierten bis über den Suizid des Knastpoeten hinaus. Eine Geschichte in Zeitungsseiten:

Der zweite Teil der True-Crime-Serie zum Serienmörder Jack Unterweger erscheint am Freitag, 19. April 2024 auf V+ und am Samstag, 20. April 2024 in den Print-VN.