50-Millionen-Euro-Projekt droht Klage

Vorarlberg / 18.04.2024 • 17:40 Uhr
<p class="caption">An der Ecke Lauteracherstraße/Bützestraße wird das neue Sozial- und Handelszentrum entstehen.<span class="media-container dcx_media_rtab" data-dcx_media_config="{}" data-dcx_media_type="rtab"> </span><span class="marker">Hapf/2</span></p>
An der Ecke Lauteracher Straße/Bützestraße soll das neue Sozial- und Handelszentrum entstehen. hapf

Sozial- und Handelszentrum Wolfurt droht wegen Disput mit Anrainer Verzögerung.

Wolfurt Dem rund 50 Millionen Euro schweren Neubau eines Sozial- und Handelszentrums im Herzen der Marktgemeinde Wolfurt droht eine möglicherweise jahrelange Verzögerung. Und im schlimmsten Fall kann das nach einem Architekturwettbewerb im März 2023 der Öffentlichkeit vorgestellte Siegerprojekt des Architekturbüros Bernardo Bader überhaupt nicht in seiner geplanten Form verwirklicht werden. Denn zwischen der Marktgemeinde Wolfurt und dem Anrainer des geplanten Bauwerks Chris Alge gibt es unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich einer geschlossenen Vereinbarung. Sollte es bis zum heutigen Freitag keine Lösung geben, so will Chris Alge die Rückabwicklung eines Grundstückstausches einklagen. Hat er Erfolg, müsste die Gemeinde das Projekt umplanen. Die Antwort der Gemeinde lässt auf eine rechtliche Eskalation schließen

Sozial- und Handelszentrum
Das Siegerprojekt von Bernardo Bader wurde bereits vorgestellt.

Uneinigkeit

Das Sozial- und Handelszentrum soll im Bereich Lauteracher Straße/Bützestraße in unmittelbarer Nachbarschaft der Raiffeisenbank entstehen.
Die Ursache für die nunmehrige Krise liegt in unterschiedlichen Auffassungen zwischen dem benachbarten Grundstückseigentümer und Unternehmer Chris Alge und der Marktgemeinde Wolfurt darüber, ob eine von beiden Parteien abgeschlossene zivilrechtliche Vereinbarung auch eingehalten wurde.
Die im Jänner 2022 abgeschlossene und von der Gemeindevertretung verabschiedete Vereinbarung regelt die Bedingungen für einen bereits erfolgten Grundstückstausch unter den beiden Nachbarn. Dadurch wurden verwinkelte Grundstücksgrenzen begradigt, was der Gemeinde beim Bau des Sozial- und Handelszentrums entgegenkommt.

Streit um Gebäudehöhen

Auf der Basis der begradigten Grundstücksgrenze wurde auch der Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Laut Chris Alge seien in der Vereinbarung auch Themen wie Abstandsnachsichten, Höhe der Gebäude und Anzahl der Geschosse für das neue Zentrum vereinbart worden. Seiner Ansicht nach erfülle das Siegerprojekt allerdings von den Dimensionen her nicht die Vereinbarung, denn es sei um ein Geschoss zu hoch, nämlich fünf statt vier Geschosse. Aus diesem Grund versuche er seither, mit der Gemeinde zu einer Lösung in dieser Frage zu kommen, zumal er selbst auf dem benachbarten Grundstück ebenfalls ein Gebäude errichten wolle, für das ihm die Gemeinde allerdings deutlich weniger Geschosse zugestehe.

“Möchte nicht verhindern”

„Ich möchte dieses Zentrumsprojekt nicht verhindern. Das ist nicht in meinem Sinn und ich bin sehr an einer Lösung zum Vorteil beider Seiten interessiert“, so Alge. Allerdings hätten die wenigen Gespräche mit der Gemeinde keine Lösung gebracht. Deshalb habe er nunmehr eine Frist bis zum heutigen Freitag gesetzt. Sollte bis dahin kein Lösungsvorschlag für die unterschiedlichen Ansichten auf dem Tisch liegen, so werde er über seinen Anwalt die Rückabwicklung des Grundstückstausches einklagen.

Allerdings lasse eine kürzlich bei seiner Rechtsvertretung eingetroffene Stellungnahme der Gemeinde darauf schließen, dass die Gemeinde auf ihrer Position beharre und es keine einvernehmliche Lösung gebe. „Somit werden wir Klage einbringen, um den ursprünglichen Zustand der Grundstücksgrenzen wiederherzustellen.“

Gemeinde beharrlich

Käme es zum Prozess und würde Alge ihn gewinnen, wäre der Grundstückstausch samt Abstandsnachsichten obsolet. Damit könnte auch das Siegerprojekt so nicht umgesetzt werden. In der Marktgemeinde Wolfurt teilte Bürgermeisterin Angelika Moosbrugger lediglich mit: „Das Projekt ‚Sozial- und Handelszentrum Wolfurt‘ wird selbstverständlich weiter vorangetrieben. Wir sind in der Angelegenheit mit Chris Alge bzw. seinem Rechtsvertreter in Kontakt. Die bestehende Vereinbarung zwischen ihm und der Marktgemeinde Wolfurt ist Grundlage der Gespräche.“