Hangrutsch in Hörbranz: Fast wäre noch eine Katastrophe passiert

Vor einem Jahr setzte sich der Hang in Hörbranz in Bewegung. So sieht es derzeit in Hochreute aus.
Hörbranz Seit einem Jahr ist die Welt in Hörbranz Hochreute eine andere. In der Nacht auf den 29. April 2023 haben sich oberhalb des Wohngebiets rund 800.000 Tonnen Fels gelöst. Ein Anrainer hatte gegen 22 Uhr Alarm geschlagen, weil beunruhigender Lärm aus dem Wald zu hören war. Die Auswirkungen waren verheerend. Durch das Gewicht des Felsmaterials setzte sich der Hang in Bewegung. Fünf Familien verloren in kürzester Zeit ihr Wohnhaus. Zeitweise standen auch andere Häuser kurz vor der Zerstörung.

„Wir hatten im November das Problem, dass auch die Häuser dort drüben extrem gefährdet waren. Wenn wir das nicht gemacht hätten, dann hätten wir noch eine Katastrophe gehabt“, sagt Bürgermeister Andreas Kresser und zeigt nach oben, dorthin, wo sich Johannes Zündel gerade mit seinem Bagger durch die kaugummiartige Dreckmasse gräbt.

Unterhalb des ehemaligen Waldhangs wurde ein Kreisverkehr gebaut, dadurch ist es möglich geworden, das Material, das von oben nachkommt, rundherum wegzunehmen und abzutransportieren. „Seither haben wir eigentlich an allen Messpunkten bis auf ein paar Zentimeter Ruhe”, stellt Andreas Kresser zufrieden fest. Thomas Frandl, Projektleiter bei der Wildbach- und Lawinenverbauung ergänzt: „Man kann man sich gar nicht mehr vorstellen, wie es nach Allerheiligen hier ausgeschaut hat. In Summe haben wir 35.000 bis 40.000 Kubik Material weggeführt. Wir hatten Tage, wo der Abtransport pro Tag zwischen 40.000 und 50.000 Euro gekostet hat.“ Bislang machen alle Maßnahmen zusammen knapp 3,1 Millionen Euro aus. Noch nie hat die Wildbach- und Lawinenverbauung laut Frandl in Vorarlberg in so kurzer Zeit so viel Geld in ein einzelnes Projekt investiert. Unter anderem wurden Entwässerungsgräben gebaut, Quellen gefasst, und, um den Gegenhang zu schützen, ein Bach rund vier Meter höher gelegt sowie sechs Konsolidierungssperren errichtet.

Auch die Leute, die Häuser verloren haben, sollen bald wissen, wie es für sie weitergeht. Gemeinsam mit dem Katastrophenfonds des Landes und der Wildbach- und Lawinenverbauung wurde, so Kresser, vereinbart, dass das gesamte Gebiet von einem unabhängigen Büro in Tirol dass das gesamte Gebiet von einem unabhängigen Büro in Tirol im Gefahrenzonenplan neu beurteilt und dargestellt wird, wo künftig gebaut werden kann und wo nicht. “Parallel dazu wird geschaut, wie viel das Grundstück vor dem Hangrutsch wert war. Die Versicherung bezahlt nur den Wiederaufbau. Das Grundstück ist nicht versicherbar”, erläutert der Bürgermeister, der auf schwierige zwölf Monate zurückblickt.

Die Zusammenarbeit und der Zusammenhalt zwischen allen, die sich für Hochreute eingesetzt haben, sei aber ein Traum gewesen. “Das, was gemacht wurde, ist alles andere als selbstverständlich. Wir würden vor ganz anderen Problemen stehen, wenn nicht immer richtig reagiert worden wäre. Allein die Feuerwehr war 1500 Mannstunden im Einsatz. Wir können glaub froh sein, dass viel Schlimmes verhindert wurde und bei den Schicksalen, die es gibt, müssen wir schauen, dass wir die Hilfen so aufzustellen bekommen. Das Ziel muss sein, dass die wirtschaftliche Lage der Familien nach dem Hangrutsch nicht schlechter ist als davor”, bekräftigt Andreas Kresser. Wildbach-Projektleiter Thomas Frandl hofft, dass dort, wo derzeit eine große, brauen Wunde klafft, noch im Frühling mit einer Drohen die ersten Baumsamen ausgebracht werden können. “Damit die Stabilität kommt”, unterstreicht er.
Eine Chronologie in Bildern:





















