Warum die Lecher Zipfelbob-Affäre auch das Land nicht kaltlässt

Nach Veruntreuungsbeschuldigungen: Bergbahn-Gesellschaft bekräftigt Vorwürfe, Mitarbeiter prüfen rechtliche Schritte.
Lech Am Arlberg gehen nach den schweren Anschuldigungen der Bergbahnen Lech-Oberlech gegen zwölf ehemalige und aktuelle Mitarbeiter in der “Zipfelbob-Affäre” die Wogen hoch. Es geht um den Verdacht der Abgabenhinterziehung und des Verbrechens der Untreue bzw. Veruntreuung, wie das Unternehmen Anfang Woche öffentlichkeitswirksam informierte. Die beschuldigten Mitarbeiter sollen über viele Jahre die Ausleihgebühren für Zipfelbobs der Bergbahnen privat einkassiert haben, was diese allerdings vehement bestreiten. Vielmehr habe man im Wissen des Unternehmens gehandelt. Die VN berichteten. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Hinter den Kulissen brodelt es unterdessen gewaltig. Die Zipfelbob-Affäre hat längst auch das Landhaus in Bregenz erreicht. Dort vertritt Karl Fenkart, Leiter der Vermögensabteilung, die Interessen des Landes Vorarlberg in der Bergbahnen Lech-Oberlech Gmbh. Die öffentliche Hand ist mit einer Beteiligung von zwölf Prozent drittgrößter Gesellschafter nach der Lech Bergbahnen AG (36,4 Prozent) und der Skilifte Oberlech GmbH (21,6 Prozent). Die Gesellschafter seien von der Geschäftsleitung informiert worden, bis dahin habe es keine Anhaltspunkte für Unregelmäßigkeiten gegeben. “Für uns war klar, dass alles auf den Tisch und transparent informiert werden muss”, verweist Fenkart auf einen einstimmigen Gesellschafterbeschluss. Die Aufklärung und Aufarbeitung im Vorfeld sei umfangreich erfolgt, jetzt seien Behörden oder möglicherweise Gerichte am Zug.
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Rechtliche Schritte werden unterdessen auch von zumindest zwei durch Rechtsanwälte vertretene Mitarbeiter geprüft. So werden die Vorwürfe nicht nur vehement bestritten, sondern der Geschäftsleitung auch ein befremdliches Vorgehen vorgeworfen. Bei Befragungen durch das Unternehmen seien Mitarbeiter überrumpelt worden, aus den Dienstverhältnissen zustehende Ansprüche seien nicht ausbezahlt worden und würden zwischenzeitlich zurückbehalten. In einer Presseaussendung beteuern zudem auch weitere Mitarbeiter, dass die Bobvermietung auf eigene Rechnung von der Geschäftsführung ausdrücklich gestattet worden sei – das schon seit den 1980er-Jahren.
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Die Bergbahnen Lech-Oberlech widersprechen den Darstellungen der Mitarbeiter, bezeichnen sie in einem schriftlichen Statement als “bizarr und wohl dem Versuch einer Rechtfertigungsstrategie und Schutzbehauptung geschuldet”. Darüber hinaus zeige sich auch in den Protokollen der freiwilligen Befragungen, die auch von den betroffenen Mitarbeitern unterschrieben worden seien, ein gänzlich anderes Bild: “Dabei haben sie zugegeben, dass sie sich bewusst waren, dass es sich um Schwarzgeschäfte am Unternehmen vorbei gehandelt hat, die nicht legal waren”.

Die Zipfelbob-Affäre dürfe jedenfalls so schnell nicht vom Tisch sein. Zu viele Fragen sind unbeantwortet – auch jene zu den Sportgeräten mit dem eigenwilligen Namen selbst. So hätten die Bergbahnen Lech-Oberlech erstmals im Jahr 2017 sechs Bobs gekauft, die anderen 60 Stück seien von den Mitarbeitern angeschafft worden, informieren deren Rechtsanwälte in der Presseaussendung. Eine Nachfrage dazu bei den Bergbahnen blieb vorerst unbeantwortet.
Eigentümerverhältnisse
Bergbahn Lech-Oberlech GmbH & Co KG: Eigentümer Bergbahn Lech-Oberlech Beteiligungs GmbH
- Lech Bergbahnen AG (Anteil: 36,4 Prozent)
- Skilifte Oberlech Gesellschaft m.b.H & Co KG (Anteil 21,6 Prozent)
- Land Vorarlberg (Anteil 12 Prozent)
- Gemeinde Lech (Anteil 6 Prozent)
- Hoch Management GmbH (Anteil 6 Prozent)
- Lucian Gerhard (Anteil 6 Prozent)
- Burg-Vital-Hotel GmbH (Anteil 4 Prozent)
- Ortlieb – Hotel Montana GmbH (Anteil 4 Prozent)
- Sporthotel Murmeli Betriebsgesellschaft m.b.H. (Anteil 4 Prozent)