Zukunft der Flüchtlingsunterkunft Gaisbühel ungewiss: Bludesch will andere Nutzung

In der ehemaligen Lungenheilanstalt Gaisbühel sind knapp 100 geflüchtete Menschen untergebracht, die von der Caritas betreut werden. Die Gemeinden Bludesch und Schlins wünschen sich eine andere Nutzung des Objektes, das im Besitz des Landes ist.
Darum geht’s:
- Zukunft der Flüchtlingsunterkunft Gaisbühel bleibt ungewiss.
- Bludesch und Schlins streben neue Nutzung des Gebäudes an.
- Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes wäre kostenintensiv.
Bludesch, Schlins Ziaullah Tawhidi ist erst seit Kurzem in Vorarlberg. Der 19-Jährige flüchtete vor dem Terrorregime der Taliban aus seiner Heimat Afghanistan. Er besucht seit wenigen Monaten einen Deutschkurs bei Lehrer Tolga Ünal in Gaisbühel. Sein Ziel: Als Schneider arbeiten. Trotz seiner kurzen Zeit in Österreich macht er bereits Fortschritte in der Sprache. Ebenso ungewiss wie die persönliche Zukunft von Tawhidi ist auch jene der Immobilie Gaisbühel – denn die Gemeinden Bludesch und Schlins, auf dessen Gemeindegrenzen das Gebäude steht, streben eine neue Nutzung für die bisherige Flüchtlingsunterkunft an.

Das ehemalige Landeskrankenhaus ist im Besitz des Landes Vorarlberg, liegt in den Gemeinden Bludesch und Schlins. Dessen Geschichte reicht weit zurück: 1920 wurde die Lungenheilstätte eröffnet. 1982 wurde Gaisbühel in das LKH Feldkirch eingegliedert. 2008 wurde die Pulmologische Abteilung Gaisbühel endgültig geschlossen. Seit 2015 betreut die Caritas mit einem Team von derzeit sechs Personen knapp 100 Menschen in den insgesamt drei Gebäuden täglich rund um die Uhr.
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“Unsere Klientinnen und Klienten kommen aus 17 unterschiedlichen Nationen, darunter viele Menschen aus Syrien, Afghanistan, aber auch aus der Ukraine. Sie sind für die Dauer des Asylverfahrens hier untergebracht”, erklärt Elisabeth Meusburger, die seit 2016 Stellenleiterin von Gaisbühel ist. Sie ist täglich auch mit tragischen Schicksalen der Geflüchteten konfrontiert.

In den Gebäuden befinden sich neben Zimmern und Gemeinschaftsräume auch Räumlichkeiten für Deutschkurse. Außerdem werden hier von den Bewohnern Erstversorgungspakete zusammengestellt.


“Wir sind zudem Transitstelle. Wenn Zuweisungen vom Bund passieren, gibt es die Möglichkeit, dass die Leute, bevor sie ins Zielquartier kommen, in Gaisbühel untergebracht werden. Auch die Landespolizei hat die Möglichkeit, hier jemanden für eine Nacht unterzubringen”, erklärt Meusburger.


Wie lange in Gaisbühel noch Asylsuchende untergebracht werden, ist ungewiss. 2015 wurde eine Vereinbarung zwischen dem Land als Eigentümerin und den Gemeinden getroffen. Ursprünglich als Krankenhaus gewidmet, erforderte die Nutzung als Wohnraum für die Geflüchteten eine spezielle Widmung fürs Wohnen. Diese ermöglichte es in der Flüchtlingskrise, maximal 110 geflüchtete Menschen unterzubringen. “Diese Wohnflächenwidmung, die nur über Teile des Hauses erlassen wurde, wurde bereits dreimal verlängert, zuletzt für weitere drei Jahre”, erklärt der Bludescher Bürgermeister Martin Konzet. Für das Land sei Gaisbühel aktuell ein wichtiges Quartier zur Unterbringung von Asylsuchenden, heißt es aus dem Büro des zuständigen Landesrates Christian Gantner (ÖVP). “Das Land Vorarlberg versucht derzeit, gemeinsam mit den beiden Gemeinden eine für alle Beteiligten vertretbare Lösung zu finden.”

BH prüft
Im April dieses Jahres wäre eine weitere Verlängerung fällig gewesen. “Das Ansuchen des Landes ist allerdings verspätet eingetroffen”, sagt Konzet. Nach Ansicht der Gemeinde entspricht die aktuelle Nutzung außerdem nicht der Bewilligung. Die Bezirkshauptmannschaft Feldkirch prüft derzeit. Die Verlängerung der Bewilligung zur Nutzung als Wohnräume wurde jedenfalls vom Gemeindevorstand Bludesch abgelehnt. “Ich glaube, es ist nachvollziehbar, dass sich die Gemeinde mittelfristig eine andere Nutzung am Gaisbühel wünscht”, sagt Konzet, der sich zwar kein Wohnbau, aber ein Ärzte- oder Rehazentrum ebenso wie ein Standort für eine Bildungseinrichtung vorstellen könnte. Ähnlich sieht es der Schlinser Bürgermeister Wolfgang Lässer: “Wir sind für viele Optionen offen – immer in Kooperation mit dem Land Vorarlberg und der Gemeinde Bludesch”, sagt er auf VN-Anfrage.
Die Zukunft des Objektes bleibt jedenfalls in der Schwebe. Fest steht: Die Sanierung des in die Jahre gekommenen denkmalgeschützten Gebäudes wäre kostenintensiv – die Rede ist von einem mehrstelligen Millionenbetrag.



