“Wenn der Polderdamm nicht gewesen wäre, wäre Fußach fast komplett abgesoffen”

“Land unter” in Vorarlberg: Das Pfingsthochwasser jährt sich zum 25. Mal. Otto Sohm erinnert sich.
Fußach Vor 25 Jahren wurde es für die Gemeinden rund um den Bodensee richtig bedrohlich. Die fatale Kombination aus heftigem Regen und der Schneeschmelze ließ am Pfingstwochenende 1999 (22. bis 25. Mai) Bäche, Flüsse und den Bodensee an vielen Stellen über die Ufer treten. „Es war ein extrem schneereiches Jahr, in dem auch die Lawinenkatastrophe von Galtür passiert ist. An Pfingsten hat es dann ziemlich weit hinauf geregnet. Durch den Regen und die Schneeschmelze ist beides zusammengekommen und der Rhein ist mehrere Tage hochgelaufen“, erinnert sich Otto Sohm.

Der bald 63-Jährige stand damals als Leiter des Landesflussbauhofs fast rund um die Uhr im Einsatz. Ein Foto, das in den VN abgedruckt war, zeigt ihn an einer Flickstelle am durchweichten Polderdamm in Fußach. „Das Wasser ist unter dem Damm durch und hat den Boden richtig in die Höhe gedrückt. Da bist du auf großen Flecken wie auf einer halb aufgeblasenen Matratze gelaufen“, schildert Sohm. „Die Landpatrouille war immer unterwegs. Wenn ein größerer Schaden festgestellt wurde, sind wir gekommen und haben ihn schnellstmöglich saniert. Wenn der Polderdamm nicht gewesen wäre, wäre das Wasser bis weit nach Höchst rein gestanden, Fußach wäre sowieso fast komplett abgesoffen.“

Tausende Sandsäcke
Die Lage spitzte sich von Tag zu Tag weiter zu. Weite Teile von Bregenz und Hard standen unter Wasser, viele Häuser waren nur noch über Notstege erreichbar. Aus mit Erde gefüllten Holzkästen wurden künstliche Dämme gebaut. Im Rheindelta musste der Polderdamm mit tausenden Sandsäcken gesichert werden. Die ersten Säcke wurden aus Mangel an Alternativen noch mit der Hand gefüllt. „Einer hat den Sack aufgehalten und ein anderer hat den Sand reingeschaufelt. Wir haben dann gleich einmal gesehen, dass das nicht gehen kann“, erzählt der 62-Jährige und schmunzelt. Als erste Maßnahme baute der Landesflussbauhof-Leiter aus einem Straßenkegel eine Abfüllvorrichtung. „Das war fingerschonender“, merkt er an. „Nachher haben wir versucht, in Deutschland und der Schweiz Sandsackabfüllmaschinen aufzutreiben. Bei uns im Land hat es keine einzige gegeben, weil man sie bis dahin einfach nie gebraucht hat.“

Der Polderdamm wurde in den 1950er-Jahren gebaut. Nach dem Pfingsthochwasser 1999 wurde er erhöht und statisch deutlich verbessert. „Heute stehen wir ganz anders da als damals“, unterstreicht Sohm. Die Internationale Rheinregulierung verfügt mittlerweile über eine große Hochwasserhalle, in der fertig abgefüllte Sandsäcke eingelagert sind, außerdem gibt es in Vorarlberg mehrere Sandsackabfüllmaschinen. Am Ende sei Vorarlberg “eigentlich relativ gut” aus der Katastrophe gekommen. “Es ist nichts Größeres passiert, es wurde aber auch aufgezeigt, dass es für die Sanierung des Polderdamms allerhöchste Zeit ist”, verdeutlicht der Experte.

Welche Erinnerungen haben Sie an das Pfingsthochwasser 1999? Haben Sie noch Fotos aus dieser Zeit zuhause? Teilen Sie Ihre Erlebnisse mit uns: redaktion@vn.at, Betreff: Hochwasser 1999.