“Wir müssen jede dritte Erdbeere entsorgen”

Die enormen Regenmengen gehen auch an den Erdbeerbauern im Land nicht spurlos vorüber.
Gaissau, Dornbirn Das Hochwasser hat das Land weiterhin fest im Griff. Die enormen Regenmengen setzen auch den Landwirten ordentlich zu. Vielerorts haben sich die Anbauflächen in regelrechte Wasserlandschaften verwandelt und für erhebliche Ernteausfälle gesorgt. Erdbeerbauer Wolfgang Karg, der im Gaißauer Naturschutzgebiet auf rund viereinhalb Hektar Erdbeeren anbaut, kann mitten in der Saison bereits ein ernüchterndes Fazit ziehen. “Der Ertrag wird heuer sehr gering sein. Jede dritte Erdbeere, die gepflückt wird, ist beschädigt und muss entsorgt werden”, fasst er die Situation zusammen.

Viele seiner Erdbeeren leiden aufgrund des Regens unter Fäulnis und Pilzerkrankungen. “Daher können wir sie nicht anderweitig verarbeiten. Im besten Fall kann man daraus Schweinefutter machen”, sagt Wolfgang Karg. Auch für die Erntehelfer ist die Situation herausfordernd. “Die Erdbeeren, die faul sind, müssen genau aussortiert und aus dem Feld getragen werden, damit sich die Pilzerkrankungen und Bakterien nicht auf die gesunden Pflanzen ausbreiten”, erklärt der Landwirt.

Schon der Start in die Erdbeersaison begann beim größten Erdbeerbauern des Landes durchwachsen. “Seit Mitte März haben wir mit Wetterkapriolen zu kämpfen. Die enormen Föhnstürme zu Beginn der Saison haben uns fast die Hälfte der Frühsorten vernichtet”, bedauert Karg. Seine Hoffnung gilt nun den Spätsorten. “Wenn sich das Wetter beruhigt, könnte zumindest dieser Ertrag noch vernünftig ausfallen. Noch schauen die Pflanzen gesund aus.” In einem durchschnittlichen Jahr werden bei Erdbeeren Karg zwischen 50 und 60 Tonnen gepflückt. Heuer rechnet Karg mit etwa 30 Tonnen weniger. “Das sind schon beträchtliche Einbußen. Aber das Wetter haben wir leider nicht in der Hand.”

Wie stark sich Wetterextreme auf die Ernte auswirken können, weiß auch Martin Winder vom Winderhof in Dornbirn. Im Jahr 2017 war es der späte Frost, der die Ernte fast vollständig ruinierte. Nun ist es der Dauerregen, der den süßen Früchtchen zu schaffen macht. “Wir haben glücklicherweise zwei Drittel unserer Erdbeeren unter großen Folientunneln überdacht, da sind sie großteils geschützt. Aber im Freiland ist es schon zäh, da kämpfen wir auch mit Pilzerkrankungen.”

Martin Winder, der den Betrieb gemeinsam mit seinem Bruder Peter führt, entschied sich, aus der Not eine Tugend zu machen. “Jene Früchte, die nicht mehr für den direkten Verkauf geeignet sind, verarbeiten wir zu Erdbeersaft, Marmelade, Wein oder Likör. Solange die Früchte nicht schimmeln, sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.” Die größere Sorge bereite ihm der Kürbisanbau. “Eigentlich hätten wir vor zwei Wochen damit starten sollen, aber der Boden ist einfach zu nass. Leider ist auch keine Wetterbesserung in Sicht – jetzt drängt die Zeit langsam.”