In Bereitschaft
So ein Hochwasser liefert tausende Bilder, ergreifende, verstörende. Häme erntet meist der Politiker, der in Anzug und Gummistiefeln durch Teiche watet, die eben noch Vorgärten waren. (Ließ’ er sich gar nicht blicken, wär’s freilich auch verkehrt.) Kaum beachtet, aber wenigstens so bemerkenswert, zeigt sich die Szenerie Tage davor.
Ungläubig starren Spaziergänger auf die enorme Wasserfläche des Bodensee. Giggelnde Kinder ziehen schreiend die Füße zurück, ehe die nächste Welle sie erhaschen kann. Den Männern in orangen Overalls schenken sie kaum Beachtung. Die wuchten Betonelemente zu dichten Sperrriegeln aneinander.
Die ersten Straßencafés können die Sonne nicht erwarten. Im Nu kauern Passanten unter den Schirmen, wo ihnen der Regen nichts anhaben kann. Eine Runde Bier? Alle nicken, bis auf einen. Der trägt einen Piepser am Gürtel. Ist in Bereitschaft. Zehn Häuser weiter macht ein Hausmeister seine Kontrollrunde durch die Tiefgarage. Die Feuerwehr richtet sich auf eine lange Nacht ein. Der Mann vom Bauhof prüft die Sandsackbestände. Politiker in Verantwortung werfen im Stundenrhythmus einen Blick auf die Pegelstände.
Bevor das Ringen mit dem Wasser entschieden ist, sind all jene am Zug, die – von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt – dafür sorgen, dass die anderen ruhig schlafen können.
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