Mehr Radfahrer, weniger Autos: “Das ist ein herausragendes Ergebnis”

Neue Erhebung zeigt deutliche Veränderungen beim Verkehrsverhalten der Vorarlberger.
Bregenz Alle paar Jahre werden die Vorarlberger zu ihrem Verkehrsverhalten befragt. 2003, 2008, 2013 und zuletzt 2017. Am Dienstag wurden die Ergebnisse der jüngsten Kontinuierlichen Erhebungen zum Verkehrsverhalten (KONTIV) im Jahr 2023 präsentiert. “Diese Studie wird immer mit einer gewissen Spannung erwartet”, sagt Landeshauptmann Markus Wallner. “Sie ist immer auch Grundlage für die Mobilitätspolitik im Land.” Von den rund 32.000 zufällig ausgewählten Haushalten, die im Herbst eingeladen wurden, haben 9500 an der Befragung teilgenommen.

Das Highlight der Studie sei für ihn, “dass es gelungen ist, den Pkw-Verkehr zu reduzieren und eine Trendumkehr zu schaffen. Nicht nur beim Anteil der Wege, sondern auch bei der absoluten Anzahl und den gefahrenen Kilometern”, berichtet Studienautor Rupert Tomschy von Herry Consult. Konkret ist der Pkw-Anteil in Vorarlberg von 42,9 Prozent im Jahr 2017 auf 41,1 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig wurden erstmals über 50 Prozent der Wege zu Fuß, mit dem Rad oder mit Bus und Bahn zurückgelegt. Bei der Bahn gab es eine relative Zunahme um 20 Prozent. Als kleinen Wermutstropfen bezeichnet Tomschy den leichten Rückgang beim Busverkehr, der allerdings auf die E-Bikes zurückzuführen sei. “Die kürzeren Buswege sind zum Teil auf das E-Bike verlagert worden”, erläutert er.

Dank des Stromfahrrad-Booms konnte laut der Befragung auch beim Radverkehr ein sattes Plus von 38 Prozent bzw. sechs Prozentpunkten verzeichnet werden. 21,9 Prozent der Alltagswege werden in Vorarlberg mittlerweile mit dem Rad zurückgelegt. “Solche Werte erreichen sonst nur Städte wie Innsbruck. In einigen Gemeinden in Vorarlberg sind wir noch deutlich darüber”, unterstreicht Rupert Tomschy. Die regionalen Unterschiede sind allerdings groß. Während der Bezirk Bludenz auf einen Radanteil von elf Prozent kommt, sind es im Bezirk Dornbirn sowie in den Plan B-Gemeinden 30 Prozent, in Bregenz 27 Prozent und beim Spitzenreiter Lustenau über 34 Prozent. “Das sind Dimensionen, da sind wir schon eher in Holland oder Dänemark”, verdeutlicht der Studienautor.

Übererfüllt
Mobilitätslandesrat Daniel Zadra spricht von einem “herausragenden Ergebnis”. “Wir haben in der Zielsetzung für 2030 eine Erhöhung auf 21 Prozent beim Radanteil bis 2030 angestrebt, jetzt zeigt sich, dass wir dieses Ziel übererfüllen und das in kürzerer Zeit”, betont er. Der Zweitplatzierte Tirol liege zum Vergleich dazu bei einem Radanteil von 14 Prozent, Wien bei zehn Prozent und Oberösterreich bei 6,7 Prozent. “Es ist die Mischung aus Investitionen, klugen Förderungen und Bewusstseinskampagnen, die diesen Erfolg ermöglicht haben”, resümiert Zadra.

Das Angebot, das geschaffen wird, werde auch vermehrt angenommen, stellt der Landeshauptmann fest. “Das ist eine gute Entwicklung.” Es brauche aber noch einiges an “politischer und finanzieller Kraft, um dieses einmalige Niveau in Österreich halten zu können und Schritte in Richtung weiterer Umstiege zu machen.” Verkehrslandesrat Marco Tittler ergänzt: “Mobilität ist und wird in Zukunft ein Erfolgsfaktor sein, nicht nur für die Bevölkerung, auch für die Wirtschaft und damit ganz besonders für die Lebens- und Standortqualität in Vorarlberg.”
