Wie Urlaub, nur näher: “Wir sind eigentlich täglich hier”

In den Rheinauen wurden erstmals heuer tausend Besucher gezählt.
Hohenems Leonie, Ronja und Ida strahlen. “Ich finde es voll cool hier”, sagt Ronja. Ihre Klassenkameradin Leonie ergänzt: “Mir gefällt es brutal gut. Gestern war ich bei meiner Oma zum ersten Mal im Pool heuer.” Der Sportunterricht der ersten Klasse der Mittelschule Herrenried findet heute im Schwimmbad statt. „Bei dem Wetter ist Sportunterricht im Schwimmbad das Beste, was man tun kann. Die Hohenemser Schulen dürfen gratis mit den Schülern ins Schwimmband, das nützen wir. Es ist immer ein Highlight für die Kinder“, berichtet Sportlehrerin Elisabeth Märk. Am Unterrichtsprogramm stehen Schwimmtraining, Rutschen, Spielen, vom Sockel springen. „Sie möchten nachher auch noch in den alten Rhein, obwohl ich ihnen gesagt habe, dass das Wasser erst 18 Grad hat“, merkt die Pädagogin mit einem Schmunzeln an.

Im Becken nebenan lässt sich gerade der eineinhalb Jahre alte Erik von Mama Karin Mathis (37) mit einem kleinen, gelben Schlauchboot über das Wasser ziehen. Die Badesaison ist für die Familie bislang alles andere als nach Wusch verlaufen. “Wir waren gestern zum ersten Mal heuer hier. Jetzt müssen wir es ein bisschen ausnutzen. Wenn das Wetter passt, sind wir eigentlich täglich hier, außer im Sommer, wenn wir im Urlaub sind”, sagt die Dornbirnerin.

Seit 47 Jahren
Das Rheinauen ist mit 120.000 Quadratmetern das größte Freibad im Westen Österreichs. Zu den Stammgästen zählen auch Christine Jäger (77) aus Hohenems und Burgi (76) und Willi Woller (82) aus Altach. Wenn man die drei sucht, findet man sie in der Regel unter oder neben dem großen Baum beim Ruhebecken, im Schwimmbecken, beim Tischtennis oder Schach spielen. “Ich komme tagtäglich und das schon seit 47 Jahren. Letztes Jahr war ich 83 Mal hier, heuer bislang 15 Mal”, berichtet Christine Jäger. “Wir kommen am Vormittag, bleiben bis halb zwölf, dann gehen wir heim, kochen und kommen um drei, halb vier noch einmal. Das genießen wir schon. Wir machen sonst keinen Urlaub”, erklärt Burgi Woller vom Liegestuhl nebenan.

Am Dienstag wurde zum ersten Mal in dieser Saison die Tausend-Besucher-Marke geknackt. In Spitzenzeiten können es auch schon mal bis zu 8000 Badegäste sein. “Mit den Besucherzahlen sind wir heuer hintendran, aber die Arbeit bleibt eigentlich immer dieselbe. Das Gras wächst, die Sträucher wachsen, du musst zu den Becken dazuschauen. Das Problem ist nur, dass du nicht zum Mähen kommst. Es ein brutales Sumpfgebiet. Du musst warten, bis es wieder auftrocknet”, erzählt Bademeister Dieter Seidl (55). Sein Kollege Kurt Bale (61) nickt. “Natürlich ist es uns lieber, wenn mehr los ist? Sonst geht die Zeit nicht vorbei. Wir sind ja sowieso da.”
