Systemerhalter schlechthin
Schulschluss? Ist wie Weihnachten, jedes Jahr dasselbe. Noch einmal werden alle verhandelt: Das Schulsystem, das an die Wand kracht. Die Lehrerinnen und Lehrer müssen sich für den Luxus der großen Ferien entschuldigen, ehe sie ermattet in dieselben taumeln. Kinder und Jugendliche werden als Opfer der bildungspolitischen Misere öffentlich bedauert. Später werden sie sich zuhause hinter verschlossenen Türen angesichts der Zeugnisse zu einer höchst individuellen und mitunter wenig empathischen Nachbesprechung einfinden. Nur vom Schulwart spricht niemand.
Dabei ist der Schulwart, der durchaus auch eine Schulwartin sein kann, die eigentliche Stütze des angeblich so morschen Bildungshauses! Die Klassen wie leergefegt. An der Tafel in der 4c prangt noch eine Zeichnung, die biologische Grundkenntnisse kreidebleich zum Ausdruck bringt. Im Konferenzzimmer packen Lehrpersonen das eine oder andere kleine Dankeschön erleichterter Eltern ein oder führen verhaltensoriginelle Telefongespräche mit Vätern, welche die Distanz mittels Stimme zu überwinden suchen. Und alle streben sie heim. Nur der Schulwart nicht.
Der schlurft jetzt durch die Gänge. Früher hieß er „Schualar-Pepe“. Da trat er noch im grauen Mantel, mit Socken und ausgetretenen Sandalen auf den Plan. Wenn die Hoffnung unserer Nation pfleglich mit ihrer Schule umgegangen war, standen am Ende seiner Inspektion 17 Stuhlrelikte, drei angeschmierte Wände, 8 zerdepperte Leuchtkörper und zwei angeschlagene Waschbecken. „Hätte schlimmer kommen können“, dachte er sich dann, lächelte und goss sich ein Schnäpschen ein.
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