Nostalgie-Fest rund ums Bähnle in Bezau

Vorarlberg / 03.07.2024 • 11:35 Uhr
Oldtimer-Treffen
Krönender Abschluss und für Nostalgie-Fans der Moment, auf den sie den ganzen Tag gewartet hatten: Bähnle-Fahrt mit Doppeltraktion, ein Fotomotiv, das man sich nicht entgehen lässt.

Begeisterte Besucher genossen das Oldtimer-Treffen buchstäblich in vollen Zügen

Bezau Selbst Regenschauer konnten die gute Laune bei den Organisatoren des traditionellen Bezauer Oldtimer-Treffens und den zahlreichen Besuchern nicht trüben. Der traditionelle Aufmarsch von mit großem Aufwand restaurierten Oldtimern begeisterte die Nostalgie-Fans, die eine Vielzahl ausgefallener Fahrzeuge bestaunen und das Fest bei einer Fahrt in buchstäblich vollen Zügen genießen konnten.

Oldtimer-Treffen
Fahrgästen im Rollstuhl oder mit Kinderwagen steht ein Spezialwagon mit komfortabler Ein- und Ausstiegshilfe zur Verfügung.

Immer wieder „Neues“

Wenn der Museumsbahnverein das Bahnhofsgelände in Bezau zum Nostalgie-Mekka macht, dann dürfen sich die vielen Oldtimer-Freunde aus nah und fern auf ein wahres Festival mit liebevoll restaurierten Liebhaber-Fahrzeugen freuen, denn die Veranstalter sind bemüht, immer wieder „Neues“ zu präsentieren – „neues Altes“, um präzise zu sein, denn die gezeigten Fahrzeuge sind zwar zu einem Großteil für das Oldtimer-Treffen „neu“, laut Typenschein aber „alt“.

Oldtimer-Treffen
Ausgefallene Traktoren aus dem Allgäu: Modelle der oberbayrischen Firma Eicher, die vor 90 Jahren in Forstern gegründet wurde.

Ganz spezielle Nostalgie

Star des Treffens war der Kartoffeldämpfer, den der leidenschaftliche Oldtimer-Fan Heinrich Schnetzer als Bludesch mit Gleichgesinnten in einer Scheune in Bayern aufgespürt hat. Das auffällige Ungetüm war dort viele Jahrzehnte vor sich hingerostet, ehe es zu neuem Glanz erweckt wurde. Der Kartoffeldämpfer ist ein Unikat, denn „ursprünglich wurden davon 1933 nur zwei Exemplare gefertigt, das zweite wurde nach meinen Informationen längst verschrottet“, ist Schnetzer besonders stolz darauf, dass „unser kleiner Verein dieses Kulturgut retten konnte“.

Oldtimer-Treffen
Oldtimer-Freunde aus Deutschland waren mit speziellen Fahrzeugen nach Bezau gekommen: Ein Truck einer Firma aus dem dänischen Hanstholm.

Leckerbissen statt Schweinefutter

Der Kartoffeldämpfer wurde jedoch nicht nur zur Schau gestellt, er war auch in kulinarischer Mission unterwegs: „Rund 120 Kilo Kartoffel haben wir gekocht – und die Kundschaft war begeistert. So wohlschmeckende Kartoffel – garniert mit Käsesauce, Schnittlauch, Speckwürfel und gerösteten Zwiebeln – hätten sie selten gekostet, waren die Gäste voll des Lobes“, freut sich der Initiator des Projekts, dessen Kartoffeldämpfer sehr gefragt ist.

Oldtimer-Treffen
Heinrich und Ehrenfried Schnetzer, Hermann Kölly, Georg Geutze und Stefan Tschann (v. l.) waren mit ihrem Kartoffeldämpfer die Attraktion des Oldtimer-Treffens.

Eigentlich erstaunlich, denn der Kartoffeldämpfer kochte ursprünglich Schweinefutter. Weil rohe Kartoffel für das Borstenvieh ungenießbar waren, fuhr der Kartoffeldämpfer von Hof zu Hof und „dämpfte“ die Erdäpfel, die heute als Leckerbissen gefragt sind. „Erst dieser Tage waren wir bei einem Event des Rotary-Clubs engagiert, im Unterland sind wir wieder am 1. September beim Tag der Landwirtschaft in Dornbirn und einen Monat später beim Prinz-Hoffest in Hörbranz vertreten“, nennt Schnetzer zwei Termine zum Vormerken.

Oldtimer-Treffen
Aus mehr als 120 Kilo gedämpfen Kartoffeln wurden köstliche Menüs zubereitet.

Legende Hans Moser „lebt“

Eine andere – stille – Attraktion beim Oldtimer-Treffen: „Hallo Dienstmann!“, hieß es in den Zügen, die zwischen Bezau und Bahnhof Schwarzenberg verkehrten, denn mit an Bord war auch der „Zwettler Dienstmann“ Hans Moser alias Otmar Steininger vom befreundeten Museums-Lokalbahn-Verein Zwettl, der die Erinnerung an den legendären Hans Moser – vor 60 Jahren am 19. Juni 1964 verstorben – lebendig hält.

Oldtimer-Treffen
Hallo Dienstmann! Otmar Steininger von der Zwettler Museumsbahn erinnerte bei seinem Auftritt beim Oldtimer-Treffen an den legendären Dienstmann Hans Moser.

Feuerwehr-Oldtimer zu Gast

„Modefarbe“ bei der Oldtimer-Parade war eindeutig rot, denn zahlreiche Feuerwehren (Hard, Lustenau, Lingenau, Bezau usw.) hatten ihre aufgemöbelten ehemaligen Einsatzfahrzeuge nach Bezau gebracht. Erinnert wurde unter anderem mit einer unübersehbaren Rundholzfuhre an die Zeit der Wälderbahn-Güterzüge.

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Betriebsleiter Ernst Cavegn vor einer originalgetreu nachgestellten Rundholzfuhre. Viele Jahrzehnte war das Wälderbähnle auch ein wichtiger Faktor im Gütertransport.

Großes Interesse weckten auch die Oldtimer-Campingbusse von Evelyne Kasper aus Mellau und Ingrid Sawires aus Dornbirn, deren VW T 3, Baujahr 1986, schon rund 400.000 km auf dem Tacho hat. STP

Oldtimer-Treffen
Traditionell ist das Oldtimer-Treffen beim Museumsbähnle auch ein beliebter Marktplatz, um Oldies zum Kauf anzubieten.
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Bähnle-Urgestein Jakob Bobleter (Mitte) war in Originaluniform im Einsatz.
Oldtimer-Treffen
Obmann Oskar Müller konnte in der Fahrdienstleitung einen erfreulichen Eintrag machen: „Oldtimer-Treffen 2024 war ein voller Erfolg“.
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Erstaunlich, was Ingrid Sawires (im Bild mit Leonie und Melissa) aus ihrem fast 40 Jahre alten VW T 3 Camper gemacht hat. Auch mit 400.000 km auf dem Tacho läuft der Oldtimer noch klaglos.
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Direkt neben dem T 3 von Ingrid Sawires hatte Evelyne Kasper aus Mellau das Nachfolgemodell T 4 geparkt. Auch ihr Oldtimer-Camper ist raffiniert umgebaut und spielt alle Stückchen. Absolutes Highlight: das Waschbecken, das aus einem Schloss stammt.
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Anders als im Vorjahr, als es bei der Versteigerung eines Scheunenfunds ein großes G’riss gab, stieß der Scheunenfund 2024, ein Morris Minor, Baujahr 1965, wohl angesichts seines „bescheidenen“ Zustands auf wenig Interesse.