Wie ein Bregenzer das Klima retten will

Vorarlberg / 14.07.2024 • 12:56 Uhr
Wie ein Bregenzer das Klima retten will
Bei Felix Wankel, Erfinder des gleichnamigen Motors, war Frank Obrist leitender Konstrukteur. Obrist Group

Obrist-Verfahren zur Methanol-Produktion entzieht Atmosphäre mehr CO2, als bei Verbrennung wieder frei wird.

Lindau, Bregenz Der neue Firmensitz im ehemaligen Felix-Wankel-Institut in Lindau ist für Frank Obrist ein Back to the Roots. Schon als 21-Jähriger, mit dem Abschluss der HTL für Maschinenbau in der Tasche, bewarb er sich dort. „Und ich hatte Glück, weil ich schon im ersten Jahr als junger Konstrukteur bei einer wichtigen Erfindung dabei war“, sagt der 62-Jährige, der damals schon mit dem Thema CO2 in Berührung kam.

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Der HyperHybrid ist ein umgebautes Tesla Model Y, das mit aFuel betankt wird und sogar CO2 absorbiert. Obrist Group

Über vierzig Jahre später, ist im Gebäude erneut reges Treiben zu beobachten. Mit Obrist Technologies forscht er hier seit 2022 an klimapositiven Technologien. Und er hat auch Lösungen.

Wie ein Bregenzer das Klima retten will
Frank Obrist nimmt die Flasche, die eine durchsichtige Flüssigkeit beinhaltet.  CRO
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Er entzündet das Methanol. CRO
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Sofort breitet sich Wärme aus. CRO
Wie ein Bregenzer das Klima retten will
Das Methanol verbrennt geruchlos und ohne Rückstände. CRO
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Als Nebeneffekt entsteht Kohlenstoff, der unter anderem wieder unter den Boden gebracht wird. CRO

Noch 2024 soll eine Demo-Plant neben dem Flughafen Berlin-Brandenburg seine grüne Innovation sichtbar machen. Obwohl der eigentliche Clou seiner Erfindung die Unsichtbarkeit ist. Zur Präsentation greift der gebürtige Dornbirner zu einer Flasche, die eine durchsichtige Flüssigkeit beinhaltet. „Methanol!“, erklärt er und gießt davon eine kleine Menge auf einen Dessertteller. Dann entzündet er es mit einem Stab-Feuerzeug. Binnen kurzer Zeit ist alles praktisch geruchlos und rückstandslos verschwunden. Obrist hält den Teller ins Licht. „Nicht mehr zu sehen. Aus dem Teller könnte man getrost wieder essen.“

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In das geschichtsträchtigen Felix-Wankel-Insitut in Lindau ist wieder Leben eingekehrt. Obrist Group

Dieses Methanol ist der Schlüssel, mit dem der CEO der Obrist Group das Klima retten will. Die Zutaten, die es dafür braucht, sind Wasser und Kohlendioxid aus der Atmosphäre und eine Photovoltaikanlage, um das Methanol herzustellen. „Dafür haben wir ein Verfahren entwickelt, das der Atmosphäre mehr CO2 entzieht, als bei der Verbrennung später freigesetzt wird.“

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Das Atmospheric Fuel, kurz aFuel®, wie Obrist es patentieren ließ, kann nicht nur den Individualverkehr in Bewegung halten. Es hat sogar das Potenzial für die globale Energiewende.

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Beim Obrist Hyper Hybrid dient der Verbrenner nur als Generator (vorne). Obrist Group

Obrist sieht für die Produktion riesige Solarparks mit einer Fläche in der Größe von München vor. Gigaplants nennt er sie und auch die Standorte sind klar fixiert. „Im Sonnengürtel der Erde zum Beispiel in Namibia, Ägypten, Mexiko, Chile, Australien, sind die Voraussetzungen optimal. „Damit sind die Kosten für die Erzeugung von aFuel konkurrenzfähig.“ Außerdem kann das flüssige Methanol über alle Transportwege, die heute bereits für fossile Brennstoffe vorhanden sind, geleitet werden.

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Animation einer Gigaplant: So stellt sich Obrist die CO2-neutrale Methanol-Erzeugung vor. Obrist Group

Auf der UN-Klimakonferenz COP27 in Ägypten erhob Obrist bereits seine Stimme für grünes Methanol. Es sei am besten geeignet, fossile Brennstoffe als Weltenergieträger abzulösen. Das sehen offenbar auch die Vereinten Nationen so. Obrist erhielt mehrere Auszeichnungen. Unter anderem wurde der Hyperhybrid-Antriebsstrang im Bereich nachhaltiger Mobilität ausgezeichnet. Außerdem wurde der Vorarlberger zum Berater der Vereinten Nationen ernannt. Was die Erderwärmung betrifft, heißt es hingegen aufs Gas gehen. „Dass wir eine Lösung anbieten können, ist das größte Glück. Damit können wir unsere Fehler wieder gut machen.“ Es gibt bereits eine Shortlist mit 31 der weltweit größten Investoren, die sich beteiligen wollen.

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Abzuwarten bleibt nur, ob sich Frank Obrists ganz persönlicher Traum erfüllt. „2050 bin ich 88 Jahre alt und hoffentlich noch so fit, dass ich erlebe, wie die Kurve der weltweiten Kohlendioxid-Konzentration zum ersten Mal sinkt. Denn die Berechnungen zeigen: 2150 soll das CO2 wieder auf dem Niveau von 1950 sein. Den Beweis dafür hätte ich gerne noch persönlich geliefert.“ CRO

Zur Person

Frank Obrist
Geboren 7. November 1961
Wohnort Bregenz
Familie 7 Söhne
Ausbildung HTL für Maschinenbau in Bregenz, Betriebliches Innovationsmanagement an der TU Graz, Management Zentrum St. Gallen
Beruf Konstrukteur, Lehrmeister Felix Wankel
Gründung 1996 – Obrist Engineering GmbH
Obrist Group Obrist Engineering, Obrist Powertrain, Obrist Technologies
Sitz Lustenau und Lindau
Mitarbeiter 60 (50 in Lustenau, 10 in Lindau)
Patente über 200 Patente
Hobbys Skifahren, Mountainbiken
Buchtipp „Wohlstand und Wirtschaftswachstum ohne Reue: Klimarettung ja – Deindustrialisierung nein“, Autor Jean Pütz, Thema: Wie die Weltwirtschaft von der fossilen auf eine regenerative Energieversorgung umgestellt werden kann.