Warum das untere Rheintal urbaner werden soll

Vorarlberg / 16.07.2024 • 14:52 Uhr
Wer sich in Vorarlberg ein Einfamilienhaus kaufen will, muss über ein ordentliches Finanzpolster verfügen.  vn/Steurer
Über den Bodenfonds sollen Grundstücke für leistbares Wohnen gesichert werden.  vn/Steurer

Land nimmt das Thema Bodenfonds in Angriff: In zwei Gemeinden sind bereits Pilotprojekte geplant.

Bregenz Das Land Vorarlberg will in die aktive Bodenpolitik einsteigen. „Wir werden mit dem Bodenfonds jetzt beginnen“, kündigte Landeshauptmann Markus Wallner am Dienstag im Regierungsfoyer an. Er wolle die Erwartung nicht zu hoch stecken, das Thema hätte aber für die nächste Regierungsperiode „ordentlich Potenzial der Weiterentwicklung“, ist er überzeugt. Zentrale Aufgabe des Bodenfonds soll eine möglichst kostengünstige Beschaffung von Grund und Boden sein, primär für das leistbare Wohnen, in weiterer Folge möglicherweise auch für Gewerbeflächen. Starten will das Land mit zwei Pilotprojekten in Fußach und Düns. „In Fußach machen wir auch einen Abtausch mit einem Betriebsgrundstück und können dafür Bauland bekommen“, berichtet Wohnbaulandesrat Marco Tittler.  

Sommergespräche, Fotos vom Sommergespräch mit Markus Wallner. Interview führen Isabel und Birgit.
“Die Bemühungen, leistbares Wohnen zu gewährleisten, dürfen keine Sekunde nachlassen“, meint Landeshauptmann Markus Wallner.

Als externer Experte mit an Bord geholt wurde Wolfgang Amann, Geschäftsführer des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen. Vorarlberg sei in wohnungspolitischer Hinsicht ein „besonderer Flecken“, sagt er: „Wir haben hier mittlerweile Preise für Wohneigentum, die zu den höchsten innerhalb von Österreich zählen, mit einer sehr starken Dynamik. Die Grundpreise sind in einer Weise in die Höhe gegangen, wie es kaum woanders in Österreich der Fall ist.“ Gleichzeitig seien, die Flächen, wo etwas passieren kann, begrenzt, Zielkonflikte damit vorprogrammiert.

Warum das untere Rheintal urbaner werden soll
Wolfgang Amann ist Geschäftsführer des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen. IIBW

„Wir müssen die unterschiedlichen Funktionen zusammenbringen: Wirtschaft, Wohnen, Landwirtschaft, Verkehr und Natur. Diese Zielkonflikte schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern es sind mit innovativen Ansätzen Wege zu suchen, wie die unterschiedlichen Nutzungsansprüche an Grund und Boden in Einklang zu bringen sind. Einer der Schlüssel dafür wird sicher Verdichtung sein. Einer der Schlüssel wird sicher sein, dass speziell das untere Rheintal, auch einen urbaneren Charakter kriegt“, führt Wolfgang Amann aus.

Marco tittler
Landesrat Marco Tittler sieht den Bodenfonds auch als Innovationsdrehscheibe. VN/Hartinger

In einem ersten Schritt werden laut Tittler Richtlinien entwickelt. „Wir wollen mögliche Hebel identifizieren, die wesentlich sind für eine Projektumsetzung“, erläutert der Landestat. In einem Statut solle transparent nachvollziehbar sein, was der Bodenfonds macht und warum er es macht. In weiterer Folge gehe es auch um den Aufbau eines Teams und einer Infrastruktur. „Wir wollen den Bodenfonds zu einer Innovationsdrehscheibe für Vorarlberg ausarbeiten, mit unterschiedlichen Themenstellungen”, sagt Marco Tittler.

Wohnbauexperte Wolfgang Amann ist überzeugt: „Wenn es in Vorarlberg gelingt, leistbares Wohnen weiterhin für breite Bevölkerungsschichten zur Verfügung zu stellen, ist das nicht nur gut für die Menschen, sondern das ist auch ein industriepolitisch wichtiges Element. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Vorarlberger Wirtschaft wird verbessert, wenn die Menschen vernünftig, qualitativ hochwertig und leistbar leben.“ In Wien gäbe es seit 40 Jahren einen Wohnfonds, der mittlerweile Baulandreserven von vier Millionen Quadratmetern aufgebaut habe. „Ohne Fremdverschuldung“, wie Amann anmerkt.