Immer mehr aufgelassene Gräber in Vorarlberg: Warum sich in Rankweil der Friedhof in einen Paradiesgarten verwandelt

Immer mehr Gräber in Vorarlberg liegen brach. In Rankweil verwandeln sich aufgelassene Gräber in blühende Paradiesgärten, um den Friedhof zum lebendigen Ort der Begegnung zu machen.
Darum geht’s:
- Friedhöfe in Rankweil verwandeln sich in Paradiesgärten.
- Konzept umfasst Begrünung und Gemeinschaftsgräber.
- Neugestaltung trägt zu nachhaltiger Friedhofskultur bei.
Rankweil Nichts ist so sicher wie der Tod. Trotzdem haben sich Friedhöfe in den vergangenen Jahren gewandelt. Familiengräber werden seltener, die Pflege stellt zunehmend eine Herausforderung dar und Grabreihen weisen immer mehr Lücken auf, weil immer mehr Erdgräber aufgelassen werden. Seit die Feuerbestattung 1963 auch für Katholiken erlaubt wurde, steigt auch die Zahl der Urnenbestattungen an.
Ein Umstand, den man auch auf dem Liebfrauenberg in Rankweil nur allzu gut kennt. Etwa 220 der insgesamt 550 zur Verfügung stehenden Grabflächen sind derzeit ungenutzt. Der Entwicklung, dass der Sankt-Michaels-Friedhof immer lückenhafter wird, möchte man mit einem neuen Konzept entgegenwirken. Hier blühen Zinnien, Bienensalbei und Prachtkerzen zwischen den grauen Kiesflächen, Bienen summen zwischen den bunten und duftenden Blüten.

Mit den Paradiesgärten sollen Friedhöfe zu lebendigen und einladenden Orten werden, die nicht nur der Erinnerung an die Verstorbenen dienen, sondern auch den Lebenden einen Platz zum Verweilen bieten.
“Ein Friedhof soll auch ein Ort sein, der das Leben widerspiegelt und an dem man gerne verweilt und sich Menschen begegnen können”, sagt Martin Salzmann, der seit 1987 als Mesner in der Basilika tätig ist. In Rankweil gibt es neun Friedhöfe, was zur Folge hat, dass immer mehr Flächen brach liegen, einfach weil die Auswahl sehr groß ist.
Das Konzept der Paradiesgärten
Die Idee, die aufgelassenen Gräber in sogenannte Paradiesgärten zu verwandeln, stammt vom Bregenzer Architekten Andreas Cukrowicz und wird von einer Arbeitsgruppe, zu der auch Pfarrer Walter Juen und Norbert Preg gehören, weiterentwickelt. “Durch die Begrünungen und Bepflanzungen mit modulartigen Blumenelementen und in weiterer Folge auch durch Sitzmöglichkeiten soll es zu einem einladenden Ort mit mehr Aufenthaltsqualität werden”, erklärt Salzmann. Geplant wäre auch ein Brunnen. Die bestehenden Gräber bleiben dabei unverändert. In einem ersten Schritt wurden heuer sogenannte „Versuchsfelder“ mit fünf Grabflächen angelegt.

Die Gemeinde hofft, dass diese neuen Akzente den Friedhof zu einem lebendigen Ort machen, an dem sich Menschen gerne aufhalten. “Vielleicht fühlt man sich hier sogar für einen kurzen Moment wie im Paradies”, sagt Salzmann mit einem Lächeln. Nachhaltigkeit soll auf dem Friedhof auch bei den Grablichtern eine Rolle spielen, die auf plastikfrei und recycelbar umgestellt werden sollen. Für ihn sind auch die Paradiesgärten, von Blumen Bauer gestaltet, eine ökologische und ästhetische Bereicherung.

Zentraler Bestandteil des Konzepts sind auch Urnen-Gemeinschaftsgräber, die naturnah bepflanzt werden. „Im Tod sind alle gleich. So gibt es ein durchgehend bepflanztes Beet, in dem sich Menschen bestatten lassen können“, erläutert Salzmann. Diese Gemeinschaftsgräber bieten eine kostengünstige und würdevolle Alternative zu traditionellen Einzelgräbern und tragen gleichzeitig zu einer angenehmeren Atmosphäre bei.

In Vorarlberg befinden sich etwa 90 Prozent der Friedhöfe im Besitz der Pfarren. In etwa 30 bis 40 Prozent dieser Friedhöfe haben die Pfarren die Verwaltung an die politischen Gemeinden abgegeben. Das bedeutet, dass die Pfarre zwar die Besitzerin des Friedhofs ist, die Verwaltung jedoch durch die Gemeinde erfolgt. In Rankweil werden die im Besitz der Pfarre befindlichen Gräber auch von ihr verwaltet. In St. Michael ist die Pfarre für den oberen Teil, die Gemeinde für den unteren Teil des Friedhofs zuständig.