Wie ein Riefensberger Ehepaar zu Selbstversorgern wurde

Vorarlberg / 09.08.2024 • 15:10 Uhr
Riefensberg Selbstversorger
Das Ehepaar Mennel baut Weisen selbst an. STP

Bianca und Simon Mennel aus Riefensberg wollen so unabhängig wie möglich werden.

Riefensberg Selbstversorgung mit gesunden, saisonalen Lebensmitteln aus dem eigenen Garten wurde Bianca Mennel wohl schon in die Wiege gelegt, denn ihre Mutter war leidenschaftliche Gärtnerin „und nahm mich, solange ich zurückdenken kann, immer mit in den Garten“, verrät die Riefensbergerin beim Rundgang durch ihr „kleines grünes Reich“ rund um das Haus.

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Die Mennels profitieren auch vom Wissen von Menschen wie Peter Moosbrugger.

Freude am Garten „geerbt“

„Die Freude an der Gartenarbeit habe ich wohl von Mama geerbt“, meint sie lachend und ergänzt, dass es zunächst „nur“ darum ging, mit einem sinnvollen Hobby dafür zu sorgen, gesunde Lebensmittel auf den Tisch zu bringen. „Lebensmittel, bei denen man weiß, dass keine Chemie darin steckt“, war für Bianca die wichtigste Motivation, als sie längst ihre eigene Familie hatte.

Es ist noch viel mehr möglich

Dann kam Corona – und „plötzlich wurde uns bewusst, wie abhängig wir uns gemacht haben und dabei auch klimaschädigend handeln, weil Lebensmittel über riesige Strecken transportiert werden“. Aus Abhängigkeit kann man sich befreien, „denn bei Selbstversorgung ist noch viel mehr möglich“, war Bianca überzeugt und erweiterte ihre Selbstversorgung durch neue Projekte.

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Bianca Mennel in ihrem Kräutergarten.

Die beiden begannen, mit Getreide zu experimentieren. „Welche Sorten sind in der Region geeignet, funktioniert Dreifelderwirtschaft, wie kann man das eigene Getreide dann auch dreschen – und noch viele Fragen wollten beantwortet sein.“ Wertvolle Tipps kamen dazu von Nikolai Jochum von der Marienberg-Gärtnerei, Peter und Renate Moosbrugger aus Wolfurt oder Peter Klaus Gmeiner vom Obst- und Gartenbauverein Alberschwende. Sich mit diesen zu vernetzen und Erfahrungen an andere weiterzugeben ist wichtiger Teil des Selbstversorgungs-Projekts.

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Die Mennels imkern auch.

Mit Gmeiner sind Mennels Anfang des Jahres auch nach Verona und nach Südtirol gefahren, wo sie gebrauchte Mähdrescher kauften. „Selbstverständlich stellen wir diese gerne Interessenten zur Verfügung, die ihr Getreide selbst anbauen“, wollen sie Hobbygärtner animieren, sich ebenfalls mit Getreideanbau zu befassen. Ihre ersten 20 Kilo Roggen haben Mennels im Vorjahr übrigens speziell gedroschen: „Simon hat eine alte Waschmaschine umgebaut“, schmunzelt Bianca und versichert, „dass es tatsächlich funktionierte“.

Nicht nur Getreide

Selbstversorgungs-Anbau geht aber weit über Getreide hinaus. Da werden auch Kartoffeln, Riebelmais, Bohnen, viele Arten von Gemüse und eine Vielzahl von Kräutern angebaut. Heuer wurde auch mit Obstbau begonnen – neben dem Weizenfeld stehen 40 Hoch- und Halbstammbäume und etwa 30 Spindelbäume. „Alles alte Sorten und selbst veredelt“, erläutert Simon stolz.

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Nicht nur Getreide auch Obst bauen die Selbstversorger an.

Der gelernte Bäcker ist nicht nur beim Getreideanbau in seinem Element, er stellt auch Edelbrände her und betreut als Imker rund ein Dutzend Völker. „Es geht uns dabei nicht in erster Linie um den Honigertrag, sondern vor allem darum, zum Erhalt der Bienen als unverzichtbare Bestäuber beizutragen“, kommt Simon zu einem wichtigen Punkt: „Selbstversorgung sichert nicht nur gesunde Lebensmittel, sie ist auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, weil zum Beispiel Erdbeeren zu Weihnachten über weite Strecken zu uns transportiert oder in energiefressenden Gewächshäusern gezogen werden müssen“, gibt er zu bedenken und Bianca ergänzt, dass es „bei uns im Jänner ganz sicher keine frischgeernteten Gurken von ,irgendwo weit her‘ gibt – eingemachte sind eine echte Alternative“. STP

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Freude über jede Frucht.
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Auch Riebelmais wächst in Riefensberg.
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Verschiedene Getreidesorten baut das Wälder Ehepaar an.