Österreich wartet immer noch auf Katastrophen-Warnung auf das Smartphone

Vorarlberg / 15.08.2024 • 09:00 Uhr
Unwetter Vorarlberg Kennzeichen verpixelt
VOl.at/VLachExtremwetterereignisse nehmen durch den Klimawandel zu. Auch in Vorarlberg gab es dieses Jahr Hochwasser, zum Beispiel am 12. Juli. Zukünftig sollen alle Menschen in den betroffenen Gebieten via AT-Alert frühzeitig gewarnt werden.

Warnungen am Handy zu Katastrophen und Gefahrensituationen österreichweit lassen weiter auf sich warten. Bereits seit 2022 sieht eine EU-Richtlinie vor, die Bevölkerung mittels Cell Broadcast zu warnen. Die VN erklären, wie die Technologie funktioniert.

Darum geht’s:

  • Österreich verzögert Einführung eines Smartphone-Warnsystems für Unwetter und andere Gefahrensituationen.
  • Die rechtlichen Vorgaben für ein digitales Handywarnsystem sollten laut EU-Richtlinie bereits 2022 eingeführt werden.
  • AT-Alert soll noch 2024 mit Testbetrieb starten, heißt es aus dem Innenministerium.

Schwarzach Die heftigen Regenfälle, die im Juni vor allem am Bodensee für Überschwemmungen sorgten, sind noch gedanklich präsent. Straßen und Unterführungen wurden überschwemmt, Bäche traten über die Ufer, Keller standen unter Wasser. Auch in der Schweiz, der Steiermark oder Oberkärnten fluteten in diesem Sommer Wassermassen ganze Orte. Die Wucht des Unwetters überraschte viele Betroffene.

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Mit der Zunahme solcher Wetterextreme durch den Klimawandel steigt auch die Bedeutung von zuverlässigen Warnsystemen für die Bevölkerung. Gemäß einer EU-Richtlinie wäre die Nutzung der Cell-Broadcast-Technologie seit Juni 2022 verpflichtend. Diese ermöglicht es, Menschen vor Unwettern, Stürmen, Hochwasser oder anderen Gefahren per Pushnachricht über ihre Mobiltelefone zu warnen. In vielen europäischen Ländern, darunter Griechenland, die Niederlande, Rumänien oder Deutschland, ist das krisensichere und international standardisierte Warnsystem schon länger im Einsatz – in Österreich verzögert sich die Einführung des neuen Warnsystems allerdings erneut.

Österreich wartet immer noch auf Katastrophen-Warnung auf das Smartphone

Der damalige Digitalisierungsstaatssekretär Florian Tursky (ÖVP) kündigte bereits 2022 an, dass das neue Warnsystem im Frühjahr 2023 in Österreich verfügbar sein werde. Die nötige Verordnung der Bundesregierung wurde im März vergangenen Jahres verabschiedet. Vergangenen Sommer wurden die Verzögerungen unter anderem mit technischen Schwierigkeiten und die notwendige Abstimmung mit den Bundesländern begründet.

AT-Alert befindet sich in Testphase

Im März dieses Jahres kündigte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) gemeinsam mit Tursky erneut an, dass der Smartphone-Katastrophenalarm im Sommer in Österreich verfügbar sein soll. Man befinde sich auf “den letzten Metern der Umsetzung”. Das neue Warnsystem mit dem Namen AT-Alert lässt allerdings immer noch auf sich warten. Ein konkretes Datum für die Ausrollung nennt das Innenministerium auf VN-Anfrage nicht. “Es ist geplant, AT-Alert noch 2024 mit einem Testbetrieb zu starten. Diese Testphase dient dazu, das System für den Regelbetrieb durch die Länder- und Bundesebene bestmöglich vorzubereiten”, heißt es dazu aus dem Innenministerium. Um die Testphase für die Länder und den Bund starten zu können, hätten bisher Überprüfungen der Systemtechniken stattgefunden.

Unwetter in Vorarlberg
Rund um den Bodensee kam es dieses Jahr schon mehrfach zu schweren Niederschlägen, die Hochwasser mit sich brachten. VOL.at/Vlach

Nach Absolvierung dieser Tests soll eine bundesweite Test-Auslösung im Rahmen des jährlichen Zivilschutz-Probealarmes im Oktober durchgeführt werden, heißt es aus dem Büro von Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP) auf VN-Anfrage. Die Bevölkerung soll dann rechtzeitig über die neue Warnmöglichkeit informiert werden. “Aufgrund des eigenen technischen Know-hows in der Landeswarnzentrale ist Vorarlberg eines jener Länder, in dem über einen Referenz-Client bereits technische Test-Auslösungen vorgenommen werden kann.”

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Wie funktioniert das neue Warnsystem?

Cell Broadcast ist eine auf den Mobilfunknetzen basierende Technologie, die Warnungen über die Sendemasten der Mobilfunkzellen an alle Handys in der Gefahrenzone übermittelt. Die Technologie benötigt keine Installation einer App oder Registrierung und funktioniert überall dort, wo Mobilfunkempfang vorhanden ist. Eine Internetverbindung ist für den Empfang der Warnung nicht erforderlich. Innerhalb von Sekunden können so alle Mobiltelefone im betroffenen Gebiet mit Instruktionen erreicht werden.

Die Entscheidung, welche Region durch AT-Alert informiert wird, liegt bei den neun Landeswarnzentralen der Bundesländer und beim Innenministerium, heißt es aus dem Büro des Sicherheitslandesrates. Im Anlassfall übermitteln die auslösenden Stellen im Auftrag der bzw. für die jeweils zuständigen Behörde eine entsprechende Meldung an die Mobilfunkbetreiber.

Weitere Informationen zum neuen Warnsystem AT-Alert auf der Homepage des BMI: https://www.bmi.gv.at/204/at-alert/

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