Blum auf Einkaufstour: Alle Hintergründe der Immogeschäfte des Industrie-Riesen

Der Höchster Beschlägehersteller Blum hat sich für knapp 20 Millionen Euro ein weiteres Grundstück in Dornbirn Wallenmahd gesichert. Blum-Geschäftsführer Gerhard Humpeler erklärt, was dort geplant ist und welche Strategie das Unternehmen mit seinen Immobiliengeschäften verfolgt.
Höchst, Dornbirn Industriegrundstücke im Land sind rar. Dennoch hat vor ein paar Wochen wieder eine der wenigen Flächen mit der begehrten Widmung “Baufläche Betriebsgebiet – Kategorie 1” den Besitzer gewechselt. Industrie-Riese Blum konnte sich in Dornbirn Wallenmahd in direkter Nachbarschaft zu seinem Werk 8 für 19,7 Millionen Euro ein knapp 25.000 Quadratmeter großes Grundstück sichern. Das geht aus Unterlagen im Grundbuch hervor. Als Verkäufer scheinen dort Erben eines Dornbirner Textilunternehmens auf. Es ist längst nicht das einzige spektakuläre Immobiliengeschäft des Höchster Beschlägeherstellers in den letzten Jahren, wie VN-Recherchen zeigen. Blum hat viel Geld in die Hand genommen, um für zukünftiges Wachstum gerüstet zu sein. Alleine seit 2009 erwarb das Vorarlberger Familienunternehmen demnach Immobilien für 286 Millionen Euro.

Die jüngst erworbene Fläche im Wallenmahd ist bestens erschlossen und grenzt unmittelbar an ein bestehendes Werk des Weltmarktführers. “Bei diesem Grundstück befinden wir uns derzeit in der Planung und Abstimmung mit der Stadt Dornbirn zur konkreten Nutzung”, so Gerhard Humpeler, Mitglied der Blum-Geschäftsleitung. Es würden im “Rahmen eines Gesamtüberbauungsplans gemischt genutzte Gewerbeflächen entstehen”. Die Pläne für eine Erweiterung von Werk 8 scheinen konkret, allerdings noch in einem sehr frühen Stadium. “Prinzipiell dient jeder Kauf der Umsetzung unserer langfristigen strategischen Überlegungen am Standort Vorarlberg”, sagt Humpeler.

Bei Blum heißt es, der Anteil eigentlicher Reserveflächen sei sehr überschaubar. Dabei ist das Unternehmen seit Jahren auf Einkaufstour. “Wir haben eine klare Strategie: Wenn es Möglichkeiten gibt, rund um unsere Standorte Grundstücksflächen zu erwerben, die wir für zukünftiges Wachstum, die Sicherung des Standortes Vorarlberg und damit der Arbeitsplätze brauchen, dann machen wir das”, so das Geschäftsleitungs-Mitglied. Das Ländle sei und bleibe Heimat und Innovationszentrum. Pläne für ein erstes Werk in Niederösterreich hatten zuletzt einige im Land aufgeschreckt. Die aktuellen Investitionen in Grundstücksreserven in Vorarlberg beschreibt das Unternehmen auch als Bekenntnis zum Standort.

72 Gebäude, 25 Grundstücke, 20 Wohnungen, 6 Einfamilienhäuser, Hausanteile und Pkw-Abstellplätze: mit einem halben Dutzend Gesellschaften hat Blum in den letzten 15 Jahren am Immobilienmarkt kräftig zugeschlagen, wie Grundbuch-Recherchen zeigen. Ambitionen, am Vorarlberger Wohnungsmarkt in größerem Umfang als gewerblicher Vermieter aufzutreten, habe man grundsätzlich aber keine, so das Industrieunternehmen. Häuser würden nur im unmittelbaren Nahbereich zu den Firmenstandorten erworben. “Eine begrenzte Anzahl an Wohnungen ist für uns zudem wichtig, um unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei Bedarf kurzfristig Wohnraum anbieten zu können, darunter auch möblierte Einsteigerwohnungen beispielsweise für Neuankommende in Vorarlberg”, so Humpeler.
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Erworben wurden zuletzt Industrieflächen fast ausschließlich im Einzugsgebiet der Firmenzentrale in Höchst, der Landeshauptstadt und in Dornbirn. Ausnahme ist eine 19.600 Quadratmeter große Liegenschaft in der Runastraße in Feldkirch, die Blum 2017 gekauft hatte und als Lagerfläche nutzt. “Das Areal ist ein gut erreichbarer Standort und wir prüfen gerade, inwieweit hier eine weiterführende betriebliche Nutzung Sinn machen würde. Wir werden den Standort in Zukunft mit Sicherheit stärken”, so Humpeler.
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Gestärkt soll auch der Standort Bregenz werden, wo Blum vor vier Jahren den Stammsitz des kriselnden Wäscheherstellers Wolford erworben hatte. Mit 72,34 Millionen Euro sprengte das Immobiliengeschäft damals bisher bekannte Dimensionen im Land. “Wir nutzen aktuell schon über 50 Prozent der Flächen in der Liegenschaft selbst. Dass wir ab 2027 mit der kompletten Fläche planen, haben wir bereits vor Abschluss des Kaufvertrages kommuniziert”, so Humpeler. Was die Nutzung der Gebäude und die nächsten Schritte betreffe, sei man mit der Wolford AG jedenfalls in regelmäßigem Austausch.