Diebstahl im Supermarkt: “Du kommst dir so hilflos vor”

Vorarlberg / 16.08.2024 • 07:00 Uhr
Diebstahl im Supermarkt: "Du kommst dir so hilflos vor"
Ralf Oetting will anderen Menschen seine Aufregung ersparen. VN/Rauch

Ralf Oetting wurde beim Einkaufen bestohlen. Er will, dass seine Erfahrung anderen eine Warnung ist. Das rät die Polizei.

Hohenems Nur kurz ließ Rolf Oetting seinen Einkaufswagen in einem Supermarkt in Altach aus den Augen, doch das reichte der Diebin. “Ich habe den Einkaufswagen nicht allein gelassen, also fast nicht”, sei er nicht sorglos gewesen. Aber der Hohenemser ist in seiner Beweglichkeit eingeschränkt, ließ den Einkaufswagen daher kurz aus den Augen. Als er sich umdrehte, war seine Tasche verschwunden. “Zuerst dachte ich, vielleicht hat jemand den Einkaufswagen verwechselt und ist nun mit meiner Tasche unterwegs”, erklärt der 65-Jährige. Doch fand der Hohenemser keinen Einkaufswagen, in dem seine Tasche war.

Rolf oetting
Rolf Oetting ist in seiner Beweglichkeit eingeschränkt. Dies dürfte die Diebin ausgenutzt haben. VN/Rauch

Weg war damit nicht nur die Geldtasche, sondern faktisch stand er mit leeren Händen da: So war nicht nur das Mobiltelefon in der Tasche, sondern auch die Fahrradschlüssel. Er wandte sich also an das Personal. Diese begannen zuerst selbst das Geschäft abzusuchen. Als dies fruchtlos blieb, wurde die Überwachungskamera geprüft. Derweil fragte sich Oetting, wie er wieder nach Hause kommen soll. “Heutzutage hat man ja keine Handynummer mehr im Kopf, ich konnte meiner Frau nicht einmal Bescheid geben”, fühlte sich der Hohenemser hilflos der Situation ausgeliefert. Das Supermarktpersonal versuchte ihm ein Taxi aufzutreiben, jedoch vergebens. “Die Leiterin bot mir daraufhin an, mich nach der Kontrolle der Videoaufzeichnungen heimzubringen”, betont der 65-Jährige dankbar.

Kamera hielt Diebstahl fest

Zwei Stunden nach dem Diebstahl hatte Oetting seine Tasche wieder in den Händen. Nichts fehlte, nur das Bargeld. Die Diebin hatte die Tasche und das Portemonnaie getrennt voneinander in den Regalen versteckt. “Ohne die Kameraaufzeichnung hätte man nicht gewusst, wo man suchen muss”, ist er froh, dass es dann doch so schnell ging. Gemeinsam mit der Filialleiterin ging es danach zur Polizei. Die Täterin wurde gefasst, im Oktober steht der Prozess an. Für Oetting ist das aber eigentlich nicht mehr so wichtig. “Ich weiß auch nicht recht. Aber wenn ich mir vorstelle, man fühlt sich dazu gezwungen, mir Geld zu stehlen – das stelle ich mir furchtbar vor”, räumt Oetting ein.

Rolf oetting
Der Einkaufswagen ist kein Ort für Wertgegenstände, wie auch Oetting erleben musste. VN/Rauch

Für ihn war die Aufregung und das Gefühl der Hilflosigkeit schlimmer als der Diebstahl selbst. Entsprechend zog er seine Lehren: “Ich habe eine zweite Geldtasche mit den wichtigsten Karten im Hosensack. Dort habe ich nun auch einen Zettel mit den wichtigsten Telefonnummern”, verrät Oetting. Auch die Polizei rät dazu, nicht alle Wertgegenstände in einer Tasche zu transportieren. Stattdessen sollen Geldtasche, Mobiltelefon und andere Wertgegenstände nach Möglichkeit getrennt voneinander mitgeführt werden. “Gelegenheit macht Diebe”, betont Polizeisprecher Fabian Marchetti. “Also sollte ich ihnen nach Möglichkeit keine bieten.” So sollte man eine Tasche etwa verschließen und bei sich, bevorzugt vor dem Körper tragen. “So hat man sie immer im Blickfeld”, betont Marchetti. Und wie auch dieser Fall zeigt, ist der Einkaufswagen ein gefährlicher Aufbewahrungsort für Wertgegenstände.

Tipps des Bundeskriminalamts

Empfehlung der Kriminalprävention:

  • Tragen Sie niemals viel Bargeld bei sich.
  • Verteilen Sie Ihre Wertsachen auf mehrere Taschen.
  • Bewahren Sie Geldbörse in vorderen Hosen- oder Innentaschen auf.
  • Tragen Sie Ihre Handtasche, Fotoapparat usw. an der Körpervorderseite. Seien Sie vorsichtig bei Handtaschen mit Magnetverschlüssen.
  • Seien Sie im Gedränge besonders vorsichtig, besonders dann, wenn sich jemand dicht an Sie drängt.

Die „gefährlichsten“ Plätze sind:

  • Massenansammlungen bei oder nach Großveranstaltungen
  • Märkte (Jahrmarkt, Weihnachtsmarkt, Punschstand usw.)
  • Einkaufstage (speziell vor Weihnachten)
  • Fußgängerzonen
  • Rolltreppen
  • U-Bahnen und andere öffentliche Verkehrsmittel, besonders beim Ein- und Aussteigen