“Wir können heuer an allen Schulen Religionsunterricht anbieten”

Vorarlberg / 26.08.2024 • 10:27 Uhr
Schulserie – Religionsunterricht, Bilder von Schulamtsleiterin Annamaria Ferchl-Blum
Annamaria Ferchl-Blum ist seit vier Jahren Schulamtsleiterin der Diözese Feldkirch. VN/Steurer

Schulamtsleiterin Annamaria Ferchl-Blum über das Fach Religion, schulorganisatorische Herausforderungen und Zukunftsmodelle.

Bregenz “Darf ich auch mal zweifeln?”, lautet die Frage auf einem Plakat im Schulamts-Büro der Diözese Feldkirch. Darauf zu sehen ist ein Bub mit Skateboard. Beantwortet wird die Frage mit “Ich glaube – Ja”. Vor vier Jahren hat die Katholische Kirche eine Kampagne rund um große Fragen des Lebens für den Religionsunterricht gestartet. Und ebenso vor vier Jahren hat Theologin Annamaria Ferchl-Blum die Leitung des Schulamts der Diözese Feldkirch übernommen. Keine einfache Aufgabe, denn der klassische Religionsunterricht steht immer wieder im Zentrum von Diskussionen und der Lehrermangel macht auch vor der Kirche nicht Halt.

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In Österreich gibt es 17 anerkannte Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie neun religiöse Bekenntnisgemeinschaften. Zudem steige die Zahl an Schülern ohne religiöses Bekenntnis. “Das wird schulorganisatorisch heuer natürlich wieder eine große Herausforderung”, meint Ferchl-Blum.

Schulserie – Religionsunterricht, Bilder von Schulamtsleiterin Annamaria Ferchl-Blum
Die Theologin hat selbst Religion unterrichtet. VN/Steurer

Etwas mehr als die Hälfte der 33.000 Vorarlberger Pflichtschüler sind laut Statistik der Diözese katholisch. “Im Pflichtschulbereich erfreut sich der Religionsunterricht immer noch hoher Beliebtheit”, zeigt sich die Schulamtsleiterin erfreut, “91 Prozent davon nehmen am Religionsunterricht teil.” Hinzu kommen noch rund 1500 Schüler ohne religiöses Bekenntnis, die sich im letzten Schuljahr für den katholischen Religionsunterricht als Freigegenstand angemeldet haben.

Aus der Statistik der Diözese Feldkirch

31.666 katholische Schülerinnen und Schüler gibt es vorarlbergweit
83,48 Prozent davon nehmen am katholischen Religionsunterricht teil
532 Lehrerinnen und Lehrer erteilen katholischen Religionsunterricht
1563 Schülerinnen und Schüler ohne religiöses Bekenntnis nehmen am katholischen Religionsunterricht an den Allgemeinbildenden Pflichtschulen teil
17 anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften sowie neun religiöse Bekenntnisgemeinschaften gibt es in Österreich
21 katholische Privatschulen gibt es in Vorarlberg. Diese werden von 3597 Schülerinnen und Schülern besucht

Insgesamt nehmen im Land laut Statistik rund 83 Prozent der über 31.600 katholischen Schüler am Fach, für das es eine Abmeldemöglichkeit gibt, teil. Für Schüler ab der 9. Schulstufe, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, ist seit drei Jahren das Fach Ethik Pflicht. Dass der Ethik- dem Religionsunterricht das Wasser abgraben könnte, glaubt Ferchl-Blum nicht. “Ich bin eine Befürworterin der jetzigen Lösung – Religion und Ethik als Pflichtgegenstände im höheren Schulbereich – sodass alle Schüler eine weltanschauliche Bildung erhalten.” In Vorarlberg habe es ja auch seit 20 Jahren schon Schulversuche diesbezüglich gegeben.

Religionsunterricht
Im September 2020 wurde eine Kampagne für zeitgemäßen Religionsunterricht ins Leben gerufen. Im Bild: Bischof Benno Elbs und Schulamtsleiterin Annamaria Ferchl-Blum. Diözese

Was der Schulamtsleiterin schon eher Sorgen macht, ist der Lehrermangel. Die gebürtige Tirolerin ist zuständig für die rund 530 katholischen Religionslehrer im Land. Um die schwierige Personalsituation abzufedern, wurde der berufsbegleitende Hochschullehrgang “Grundqualifikation für katholischen Religionsunterricht” für die Primar- und Sekundarstufe I ins Leben gerufen. Voraussetzung, um daran teilnehmen zu können, sind Ausbildungen bzw. Berufserfahrung im pädagogischen Bereich oder eine pastorale Ausbildung. Derzeit seien rund 15 Teilnehmer in Ausbildung. Eine weitere Gruppe absolviert die Volksschullehrer-Ausbildung an der PH Vorarlberg mit Schwerpunkt Religion.

Religionsunterricht
Die Lehrpläne wurden überarbeitet. VN/Mef

Was das Fach an sich betrifft, so seien in den vergangenen Jahren Lehrpläne und Schulbücher zeitgemäß überarbeitet worden. “Es handelt sich hier keineswegs um ein verstaubtes Schulfach”, betont Ferchl-Blum. Sie beschreibt dieses als weltanschauliches Fach, bei dem nicht indoktriniert, sondern ein Gemeinschaftsgefühl und Orientierung geschaffen werde.

Religionsunterricht
Auch die Schulbücher wurden auf den neuesten Stand gebracht.

“Wir können heuer an allen Schulen Religionsunterricht anbieten. An manchen allerdings nur eine statt zwei Stunden”, erläutert Ferchl-Blum die Situation für das Schuljahr 2024/25.

Was die Zukunft betrifft, so sieht die Schulamtsleiterin den sogenannten konfessionell-kooperativen Unterricht als ein wichtiges Thema. Dabei unterrichten Lehrer verschiedene Religionen gemeinsam. Pilotprojekte dazu gibt es bereits. Allerdings sei auch in diesem Bereich der Personalmangel, der auch andere Konfessionen betreffe, großes Thema.